Beim 76. Critérium du Dauphiné, das vom 2. bis 9. Juni stattfindet, werden einmal mehr die kletterstarken Fahrer im Fokus stehen. Beim gut besetzten Vorbereitungsrennen auf die Tour de France sind acht Etappen zu absolvieren – insbesondere beim langen Einzelzeitfahren und den drei schweren Alpentappen zum Schluss wird sich zeigen, wessen Formkurve stimmt. 

Dabei mussten die Streckenplaner wie schon die Kollegen beim Giro d’Italia kurzfristig umplanen: Aufgrund von unpassierbaren Straßen wartet die Königsetappe am 8. Juni mit einer veränderten Route auf. Auch wenn die ganz großen Namen unter den Bergen fehlen, mangelt es nicht an herausfordernden Anstiegen wie den zum Samoëns 1600. 

Das Etappenrennen wurde 1947 wie so viele andere Radveranstaltungen auch von einer lokalen Zeitung ins Leben gerufen. Mittlerweile gehört das Rennen zur ASO. Auch wenn die Rundfahrt als wichtiges Formbarometer für die Tour de France gilt, ist es tatsächlich eher die Ausnahme, dass ein Fahrer beide Rundfahrten in einem Jahr gewinnt. Eine dieser Ausnahmen ist Jonas Vingegaard, der die Dauphiné 2023 vor Adam Yates und Ben O’Connor gewann und ein paar Wochen später bei der Tour triumphierte. 

In diesem Jahr wird es definitiv einen neuen Sieger geben, da Vingegaard aufgrund seiner schweren Sturzverletzungen bei der Baskenland-Rundfahrt den ursprünglich vorgesehenen Start absagen musste. Die bei demselben Sturz zu Fall gekommenen Primož Roglič (Bora-hansgrohe) und Remco Evenepoel (Soudal-Quick Step) stehen indes auf der vorläufigen Startliste. Beide werden von starken Helfern unterstützt: Während Roglič auf Jai Hindley und Aleksandr Vlasov zählen kann, sind Mikel Landa und Ilan Van Wilder an der Seite von Evenepoel. 


Alle Etappen mit Profil & Karte


Visma | Lease a Bike schickt Sepp Kuss und Matteo Jorgenson ins Rennen, derweil das Team UAE Emirates Juan Ayuso, Marc Soler und Pavel Sivakov angekündigt hat. Die französischen Hoffnungen ruhen einmal mehr auf David Gaudu (Groupama-FDJ) und Guillaume Martin (Cofidis). Für eine Top-Platzierung kommen auch Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers), Tao Geoghean Hart (Lidl-Trek) oder Santiago Buitrago (Bahrain Victorious) in Frage, die ebenfalls auf der vorläufigen Startliste stehen. Felix Gall (Decathlon AG2R La Mondiale) wird hingegen nicht wie ursprünglich angekündigt auf Frankreichs Straßen unterwegs sein, sondern bei der Tour de Suisse. 

Bei den flacheren Etappen können sich neben den handverlesenen Sprintern im Feld auch Klassikerspezialisten oder Allrounder etwas ausrechnen, sofern die Teamtaktik es ihnen erlaubt. Mit Mads Pedersen (Lidl-Trek), Nils Politt, Tim Wellens (UAE), Tiesj Benoot oder Dylan van Baarle (Visma | Lease a Bike) sind jedenfalls einige starkmotorisierte Protagonisten am Start.

Die Etappen im Überblick

Zum ersten Mal beginnt die Dauphine im Departement Allier. Die 1. Etappe am 2. Juni mit Start und Ziel in Saint-Pourçain-sur-Sioule ist zwar nicht vollkommen flach, sollte aber an die sprintstarken Fahrer gehen. Die drei kategorisierten Anstiege sind im ersten Teil des Rennens zu absolvieren. Auf der Schlussrunde, die zweimal gefahren wird, gibt es zwar einen Hügel, der zu Attacken einlädt, die Sprinterteams dürften sich nach 172,5 km die Gelegenheit aber nicht entgehen lassen.   


Am Montag, 3. Juni, warten ein paar Hügel mehr auf der 142 Kilometer langen Etappe von Gannat hinauf zum Col de la Loge, der zwar nicht aus der Riege der Monsterberge stammt, aber mit einem langen Anstieg dem einen oder anderen Fahrer den Stecker ziehen dürfte. 


Ziemlich wellig ist auch das Profil der 3. Etappe, die von Celles-sur-Durolle nach Les Estables führt. Die mit knapp 182 km längste Etappe der Dauphiné endet mit der nächsten Bergankunft (3,8 km mit 5,2 %). Insgesamt fünf Bergwertungen stehen auf dem Programm, davon ist aber keine schwerer als die 2. Kategorie – die letzte bergige Etappe im Zentralmassiv sollte einer Ausreißergruppe entgegenkommen.    


Am 5. Juni steht das Einzelzeitfahren von Saint-Germain-Laval nach Neulise an, das mit 34,4 km zu den längeren der jüngeren Dauphiné-Geschichte zählt. Bei diesem Formtest sind größere Zeitabstände zu erwarten – das Klassement dürfte nach dem Tag ein anderes Gesicht bekommen. 


Die 5. Etappe von Amplepius nach Saint-Priest ist auf den ersten 130 km ziemlich wellig. Die übrigen 37 Kilometer sind dann eher flach und könnten die Sprinterteams animieren, ihre Chance zu suchen. Ansonsten dürften sich notorische Ausreißer und Puncheure den Tag rot im Kalender anstreichen.

Profil 5. Etappe des Critérium du Dauphiné 2024

Am Freitag, dem 7. Juni, folgt die erste von drei harten Alpenetappen. Die 6. Etappe über gut 174 km startet in Hautervies und endet in Le Collet d’Allevard, wo sich in anderen Jahreszeiten Skifahrer pudelwohl fühlen. Das Finale verspricht einen spannenden Schlagabtausch der Favoriten: Der 11 km lange Schlussanstieg der HC-Kategorie weist im Schnitt 8,1 % Steigung auf. Auf dem Weg dorthin wartet mit dem Col du Granier (8,9 km mit 5,4 %) an dem Tag eigentlich nur eine echte Herausforderung auf das Peloton. 


Die nächste Alpenreise führt das Fahrerfeld auf der 7. Etappe von Albertville nach Samoëns. Die Route der Königsetappe musste kurzfristig geändert werden, nachdem ein Erdrutsch die Straßen am Col de la Colombiere unbefahrbar gemacht hatte. So ist die Etappe nun 155,3 km lang und hat mit dem Col de la Ramaz einen guten Ersatzanstieg der 1. Kategorie (13,9 km mit 7,1 %) gefunden. Zuvor stehen mit dem Col des Saisies und der Cote d’Araches zwei weitere Steigungen der 1. Kategorie auf dem Programm. Der 10 km lange Schlussanstieg der HC-Kategorie (9,3 %) lässt bei seiner Premiere auf einen spannenden Rennverlauf hoffen.   


Die finale 8. Etappe des Critérium du Dauphiné startet am 9. Juni in Thônes und endet nach knapp 161 km auf dem Plateau des Glières. Drei Anstiege der 1. Kategorie lassen keinen Zweifel daran, dass auch diese Etappe von den Bergspezialisten dominiert wird. Die größte Schwierigkeit auf dem Weg zum Ziel stellt der Mont Salève (12,1 km mit 6,8 %) dar – der Genfer Hausberg auf französischem Terrain. Der 9,4 km lange Schlussanstieg verzeiht bei 7,1 % im Schnitt ebenfalls keine Schwächen.     

Profil 8. Etappe des Critérium du Dauphiné 2024

Die vorläufige Startliste von firstcycling :

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