In dieser neuen Kategorie wird es um Nachwuchsklassen gehen. Die aktuellen Entwicklungen des internationalen U23- und Juniorenradsports. Ausgewählte SportlerInnen, die in den vergangenen Wochen aufgefallen sind durch ihre Ergebnisse oder ihre Fahrweise und die man für die Zukunft auf dem Zettel haben sollte. Oder wichtige News zu Mannschaften und Veränderungen aus dem Nachwuchsbereich. Ausschließlich soll es in dieser Kategorie um SportlerInnen gehen, die den Sprung in die WorldTour noch nicht geschafft haben.

U23-Klasse

Der Belgier Jarno Widar (Lotto Dstny Development Team) startet nach einem extrem starken Junioren-Jahr 2023 nun auch in der U23 durch. Der talentierte und offensiv fahrende Kletterer musste sich bei der Ronde de l’Isard im GC lediglich van Bekkum geschlagen geben. Den verpassten Sieg holte er bei der Alpes Isère Tour nach, wo er im GC ungefährdet triumphierte. Zwischen den schweren Rundfahrten zeigte er mit seinem zweiten Platz beim Flèche Ardennaise, dass auch bei Eintagesrennen mit ihm zu rechnen ist. Mit seinem beeindruckenden Sieg beim U23-Giro unterstrich der 18-jährige Kletterer eindrucksvoll, welch Talent und Klasse er besitzt.

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Jakob Söderqvist (Lidl-Trek Future Racing): Der 21-jährige Schwede scheint seine verletzungsbedingte Pause im Frühjahr endgültig hinter sich gelassen zu haben. Im Mai konnte er mit der Tour de Bretagne eine der prestigeträchtigsten 2.2 Rundfahrten des Kalenders gewinnen und kurze Zeit später bei Flèche du Sud direkt zwei weitere Etappensiege nachlegen und er gewann beim U23-Giro das Auftaktzeitfahren. Der Klassiker- und Zeitfahrtspezialist, der erst im vergangenen Jahr vom MTB auf die Straße wechselte, dürfte wohl schon sehr bald in der WorldTour fahren.

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Auch der Niederländer Wessel Mouris (Metec-SOLARWATT p/b Mantel) hatte einen starken Monat Mai. Am Tag der Arbeit gewann er in Frankfurt das U23 Rennen Eschborn-Frankfurt im reduzierten Sprint. Zum Ende des Monats siegte er solo auf der letzten Etappe des Course de la Paix U23, nachdem er vorher viel Arbeit für seine Teamkollegen verrichtete. Mouris steht bei einem traditionellen KT-Team unter Vertrag, dürfte sich aber in seinem letzten U23-Jahr bei einigen größeren Teams empfohlen haben. Auch Rang fünf bei der ZLM-Tour und der Sieg in der Nachwuchswertung blieben sicher nicht unbemerkt.

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Auf die Zettel einiger großer Teams hatte sich der Däne Peter Øxenberg Hansen (Team Coloquick) bereits Anfang des Jahres mit seinem Coll des Rates Strava KOM gefahren. Dazu Rang zwei bei Eschborn-Frankfurt U23, ein fünfter Platz beim Sundvolden GP in Norwegen sowie ein Etappensieg beim Orlen Nations GP. Der vielseitige Däne hatte einen starken Einstand in der neuen Klasse und es dürften noch einige Ergebnisse folgen!

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Darren van Bekkum (Team Visma | Lease a Bike Development) war nach zwei Etappen der bergigen Ronde de l’Isard eigentlich nur die dritte Option im GC für sein Team. Aber nach dem Ausscheiden seiner Teamkollegen und einem Solosieg am Plateau de Beille gewann Van Bekkum die prestigeträchtige und schwere Rundfahrt letztlich ungefährdet. Dem Sieg ließ er einen sechsten Platz im GC beim Course de la Paix U23 folgen. Beim U23-Giro lief es für Van Bekkum nicht optimal, aber er hat in seinem letzten U23-Jahr nochmals einen Schritt nach vorn gemacht.

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Matthew Brennan (Team Visma | Lease a Bike Development) hat nach einem wahnsinnig erfolgreichen Start ins Jahr bereits seinen Profivertrag unterschrieben. Aber auch in den vergangenen Wochen fuhr er wieder unzählige Ergebnisse ein. Egal ob beim Orlen U23 NationsCup oder bei 1.1 Profirennen wie Rund um Köln oder Circuit de Wallonie. Mit seinem Sieg zum Abschluss des U23-Giro bescherte er seinem Team einen wichtigen Erfolg. Der endschnelle Brennan klettert zudem sehr anständig und dürfte in Zukunft wohl ein Mann für die Klassiker werden.

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Mathys Rondel (Tudor Pro Cycling Team U23) holte beim Orlen Nations GP in Polen den Sieg und setzte die Reihe der Top-Resultate fort. Beim U23-Giro verpasste er das Podium denkbar knapp – wurde zeitgleich Vierter. Rondel ist ein sehr talentierter Kletter und könnte für sein Tudor Team in den Zukunftsplänen eine Schlüsselrolle spielen, wenn es um Rundfahrten geht. Aktuell 20 Jahre jung, hat er bereits einen Dreijahresvertrag bei Tudor ab 2025 unterschrieben.

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Brieuc Rolland (Groupama-FDJ Conti) ist eines der französischen Kletter-Talente. Rang zwei bei den nationalen Straßenmeisterschaften, ebenfalls Zweiter beim Orlen Nations GP. Noch besser machte er es beim Course de la Paix U23 den er für sich entscheiden konnte. Rolland scheint bereit, sich in die inzwischen lange und prominente Liste der erfolgreichen Groupama-FDJ Conti Absolventen einzureihen.

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Arno Wallenborn (Team Snooze-VSD) hat in den vergangenen Wochen als luxemburgischer Amateur mehrfach auf sich aufmerksam gemacht. Er fuhr beim Orlen Nations GP als Dritter aufs GC-Podium, zeigte dann auch beim Course de la Paix als Gesamtsiebter seine Klasse auf hügeligem und bergigem Terrain. Für einen Amateur gegen die vielen Toptalente aus den Development Teams eine sehr starke Leistung.

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Unterm Radar: 

Der Franzose Sam Maisonobe (Vendée U) ist ehemaliger Triathlet und fährt erst seit März 2023 Radrennen. Ersten Siegen im französischen Amateurbereich folgte nun auch sein erster UCI-Sieg bei der Ronde de l’Isard. 

Mit Ilkhan Dostiyev (Astana Qazaqstan Development Team) schickt sich mal wieder ein talentierter Kasache an, den Sprung in die WorldTour zu schaffen. Der gute Kletterer wurde Siebter bei Orlen Nations GP und bestätigte damit seine guten Resultate aus dem Frühjahr.

Milkias Maekele ist ein 18-jähriger Eritreer der bei den algerischen Rennen im Mai erstmals international auf sich aufmerksam machen konnte. Das Niveau der Rennen war nicht unbedingt hoch, aber der endschnelle Maekele scheint ein ordentliches Potenzial mitzubringen.

Mit Carlos Garcia (A.R. Monex Pro Cycling Team) wächst ein weiteres mexikanisches Talent heran, das mittelfristig den Sprung zu den Profis schaffen könnte. Mehrere Top 5 Platzierungen im Sprint beim Course de la Paix und der Alpes Isère Tour bestätigen Garcias bisher einzigen UCI-Sieg aus dem vergangenen Jahr.

Junioren

Weltmeister Albert Withen Philipsen (Tscherning Cycling Academy) hat beim Course de la Paix U19 seinen ersten großen Sieg der Saison eingefahren. Nach einem Zeitfahrsieg ließ er sich auch auf den folgenden Etappen nicht mehr abhängen und gewann das GC souverän. Auch auf dem MTB holte er in Nove Mesto zudem seinen ersten Weltcup Sieg der Saison im Cross-Country.


Paul Seixas (Decathlon AG2R La Mondiale) ist aktuell wohl der mit Abstand beste Kletterer im Juniorenbereich. Die schwere Classique des Alpes gewann er mit 4min Vorsprung, die Bergankunft in Villars-sur-Ollon bei der Tour du Pays de Vaud mit knappen anderthalb Minuten. Dadurch war ihm dort auch das GC nicht mehr zu nehmen. Als Crosser bringt er zudem eine gute Technik mit, gilt als exzellenter Abfahrer und kann sich auf dem Zeitfahrrad verteidigen.


Senna Remijn (Acrog-Tormans U19), der starke niederländische Allrounder, fährt seit Wochen ein Topergebnis nach dem anderen ein. Die Siege bleiben noch etwas aus aber egal ob im Zeitfahren, in (reduzierten) Sprints oder sogar bergauf, Remijn ist immer da und kann auf Ergebnis fahren. Gepaart mit seinem Cross-Background ein sehr spannender Fahrer für die Zukunft.


Mit Pavel Sumpik (Roman Kreuziger Cycling Academy) setzt sich die starke Nachwuchsarbeit in Tschechien auch in diesem Jahr fort. Sumpik wurde Dritter beim Heimrennen Course de la Paix U19 und Fünfter bei der stark besetzten Tour du Pays de Vaud. Dabei gelang ihm jeweils ein Etappensieg und er etabliert sich weiter als eines der absoluten Toptalente in diesem Jahr.


Felix Ørn-Kristoff (Rudyco Cycling Team) setzte seine starke Saison ebenso nahtlos fort. Der endschnelle und hügelfeste Norweger wurde Vierter beim Course de la Paix U19 und Dritter der Saarland Trofeo. Dabei gelang ihm ein Zeitfahrsieg und mehrere weitere Topplatzierungen gegen die starke Konkurrenz.


Der Slowene Jakob Omrzel (Adria Mobil U19) zeigt nach seinem Roubaix Sieg im Frühjahr weiter auf, wie vielseitig er ist und dass man ihn wahrscheinlich eher als Kletterer verorten sollte. Der zweite Platz der Bergankunft bei der Tour du Pays de Vaud sicherte ihm den dritten Gesamtrang. Beim etwas weniger selektiven Course de la Paix reichte es noch zum neunten Platz im GC.


Auch Adria Pericas (Team Torrent-Tadesan-Purito) fährt weiter von Topergebnis zu Topergebnis. In seiner Heimat gewann er eine nationale Rundfahrt, in Italien mit dem GP F.W.R. Baron eine kleine UCI-Rundfahrt und bei der stark besetzen Tour du Pays de Vaud wurde er Zweiter im GC. Dem ließ er bei der Classique des Alpes, dem schwersten Eintagesrennen im Juniorenkalender, einen weiteren zweiten Platz folgen. Beide Male nur von Seixas geschlagen.

Marius Innhaug Dahl (Decathlon AG2R La Mondiale U19) dominierte die Juniorendriedaagse Axel nach Belieben. Der Sprint- und Zeitfahrspezialist gewann drei der vier Etappen und das GC. Auch beim Course de la Paix und der Saarland Trofeo holte er viele weitere Platzierungen.


Ashlin Barry (EF Education-ONTO) sorgt in seinem ersten Juniorenjahr weiter für Furore. Der kraftvolle Amerikaner gewann beide nationalen Meistertitel, wurde Zweiter der Saarland Trofeo und fuhr zahlreiche weitere Spitzenergebnisse ein. Barry ist vor allem ein starker Sprinter und Zeitfahrer, der es mit seiner Kraft jedoch auch über einige Hügel schafft.


Das italienische Duo Andrea Montagner (Borgo Molino Vigna Fiorite) & Alessio Magagnotti (Autozai Contri Team) dominierte die Etappen der Saarland Trofeo. Die Italiener fahren oft nicht allzu viele internationale UCI-Rennen, für die großen Meisterschaften sollte man sie jedoch auf dem Zettel haben. Magagnotti ist ein Kraftpaket und starker Sprinter, während Montagner sich eher in den Hügeln wohl fühlt und scheinbar über einen guten Renninstinkt verfügt.

Juniorinnen

Cat Ferguson (Shibden Apex RT) bleibt die Überfliegerin bei den Juniorinnen. Sie gewann beide Etappen bei der schweren NationsCup Rundfahrt Tour du Gévaudan und holte sich so souverän den Gesamtsieg. Bei der Ronde van Vlaanderen musste sie sich nur knapp geschlagen geben und wurde Zweite. Ihre außergewöhnliche Serie, keinen Renntag dieser Saison außerhalb des Podiums zu beenden, hielt auch im Mai weiter Bestand und zeigt, was für eine großartige Allrounderin Ferguson ist.

Die Französin Célia Gery ist eine der wenigen, die in der Lage ist Ferguson zu schlagen. So geschehen bei der Ronde van Vlaanderen als sie im Zweiersprint schneller war. Bei der Tour du Gévaudan wurde sie zudem Gesamtdritte und holte anschließend sowohl den Straßenmeistertitel als auch den im Zeitfahren bei den Französischen Meisterschaften. Gery ist eine Allrounderin, die die Reihe großer französischer Talente im Frauenradsport der letzten Zeit nahtlos fortführt.

Die Slowakin Viktória Chladonová gehört bei den Juniorinnen sogar in drei Disziplinen zur absoluten Weltspitze. Die gute Crosserin fuhr bei der Tour du Gévaudan auf den zweiten Gesamtrang und gewann im Anschluss überlegen den Cross-Country Weltcup in Nové Mesto. Chladonová ist vor allem eine starke Kletterin. Je länger und steiler es bergauf geht, desto besser für sie.

Imogen Wolff (Shibden Apex RT) ist neben Ferguson das zweite Riesentalent im sehr breiten britischen Talentpool. Bei der Tour du Gévaudan wurde sie Vierte im GC und konnte auf einen zweiten Etappenrang sprinten. Auch bei der Ronde van Vlaanderen wurde sie Vierte. Als Fahrertyp ist sie noch schwer einzuschätzen, scheint sich aber in hügeligem Gelände wohlzufühlen.