
Die vierte Etappe führt das Peloton der Tour nach Frankreich. Auf dem Weg nach Valloire stehen den Fahrern die ersten langen Anstiege im Weg. Das letzte Hindernis des Tages ist der berühmte Col du Calibier. Dieser wird zwar von Süden gefahren – der etwas leichteren Seite – für den ersten echten Berg-Test dieser Tour ist er schwer genug. Bislang waren es kurze, teils knackige Anstiege, bei denen Titelverteidiger Jonas Vingegaard der Konkurrenz folgen musste. Nun muss er zeigen, dass er auch bei langen Anstiegen mithalten kann.
Es ist zu erwarten, dass Tadej Pogacar am Galibier seine Teamkollegen Tempo machen lässt, dann zur Attacke bläst. Fällt eine Vorentscheidung im Kampf um Gelb? Was ist mit Carapaz, Roglic und Evenepoel? Diese vierte Etappe liefert aller Voraussicht nach Antworten auf einige Fragen – die spannendste ist wohl: Kann Vingegaard folgen, wenn Pogacar attackiert?
„In der Theorie sollten ihm die langen Berge besser liegen, aber das werden wir sehen“, sagte der Sportliche Leiter Grischa Niermann am Montag gegenüber CyclingMagazine. Nach den ersten Tagen geht man bei Visma | Lease a Bike zuversichtlich in die erste Bergetappe.
„Natürlich gibt es uns das Selbstvertrauen, weil wir alle nicht wussten, wie gut Jonas wirklich drauf ist, im Rennen. Wie er auf die Hektik reagiert, wie er im Rennen um jeden Zentimeter feilscht. Das macht er alles sehr, sehr gut“, so Niemann weiter und gibt sich zuversichtlich, dass Vingegaard auch am Galibier Tadej Pogacar folgen kann.
Anzeige
Die Strecke

Von Pinerolo geht es gen Westen. Nach wenigen Kilometern steht die Bergwertung an, dann beginnt die erste Steigung des Tages. Die Steigung nach Sestrières ist zwar sehr lang, aber sehr moderat steil.
Rund 50 Kilometer vor dem Ende wird Briancon passiert und es beginnt wenig später die Steigung zum Galibier. Zunächst ganz leicht, dann aber steiler. Etwa 27 Kilometer vor dem Ende wird der Col de Lautaret erreicht und es geht rechts weg auf die letzten knapp neun Kilometer zum Gipfel des Galibier.

Bis zum Lautaret geht es moderat bergan, dann beginnt der schwierigere Teil. Zusätzlich schwer wird es durch die Höhe – der Abzweig liegt bereits mehr als 2000 m üNN und das werden die Fahrer spüren.
Am Gipfel des Galibier gibt es Bonussekunden zu holen und weil dort der „Souvenir Henri Desgrange“ ausgefahren wird, 5000 € extra zu holen! Es ist eine Sonderwertung zu Ehren des ehemaligen Tourdirektors – am Galibier gibt es auch ein Denkmal.
Die Bergwertungen:
km 50,4 – Sestrières – 39,9 km à 3,7 %
km 71,1 – Col de Montgenèvre – 8,3 km à 5,9 %
km 120,7 Col du Galibier – Souvenir Henri Desgrange – 23 km à 5,1 %
Die Favoriten
Man darf wohl den ersten Schlagabtausch der Top-Favoriten im Hochgebirge erwarten. Tadej Pogacar wird testen wollen, ob Vingegaard auch bei den langen Anstiegen folgen kann. Bislang wirkt Vingegaard so stark wie in den vergangenen Jahren, doch lange Berge galt es in dieser Tour noch nicht zu überstehen.
Vermutlich wird Pogacar sein Team spätestens ab Briancon einreihen lassen und dann ein hohes Tempo anschlagen. Bis zum Lautaret ist es noch moderat steil, doch die letzten acht Kilometer zum Gipfel sind schwer genug für eine Attacke. Mit diesem Szenario rechnet das gesamte Peloton – vielleicht hat man bei UAE eine Überraschung parat. Attackiert Adam Yates, statt Pogacar, muss Vingegaard dennoch reagieren. Das gleiche gilt für einen Angriff von Almeida. Die Mannschaft von Vingegaard scheint nicht so stark, wie in der Vergangenheit. Hier könnten abwechselnde Attacken der UAE-Mannschaft den Titelverteidiger in Schwierigkeiten bringen.
In jedem Fall wird man sehen, wer bergauf in welcher Form ist – am Galibier wird die Gesamtwertung wohl eine ganz klare Struktur bekommen. Auch die lange Abfahrt ins Ziel bietet die Chance Zeit herauszuholen – hier ist gutes Risikomanagement gefragt. Es gibt allerdings kniffligere Abfahrten, als die vom Galibier.
Aufgrund der Kürze der Etappe und dem zu erwartenden GC-Schlagabtausch werden es Ausreißer schwer haben, durchzukommen. Es müsste schon eine sehr starke Gruppe mit reichlich Vorsprung in den Galibier gehen.
***** Tadej Pogacar
**** Jonas Vingegaard
*** Carapaz, Rodríguez, Buitrago
** Pidcock, Roglič, Yates + Yates
* Bilbao, Ciccone, Johannessen, Evenepoel
Start: 13:05 Uhr
Ziel: ~ 17:20 Uhr