Fotofinish der 11. Etappe der Tour de France 2024 (©A.S.O. | Tissottiming)

Jonas Vingegaard (Visma | Lease a Bike) hat die schwere 11. Etappe der Tour de France gewonnen. Im Sprint behielt er hauchdünn die Oberhand vor Tadej Pogacar (UAE Emirates).

Der 25-jährige Slowene hatte rund 31 Kilometer vor dem Ziel beim Anstieg zum Puy Mary Pas de Peyrol aus der Gruppe der Favoriten attackiert. Einzig Jonas Vingegaard konnte am nächsten Berg, dem Col de Pertus, wieder aufschließen. Die beiden nahmen die finalen Kilometer gemeinsam in Angriff – im Zielsprint hatte der Däne dann die besseren Beine. „Der Sieg bedeutet mit sehr viel“, erklärte ein sichtlich bewegter Jonas Vingegaard im Zielinterview. 

Hinter dem Spitzen-Duo überquerte Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step) mit einem Rückstand von 25 Sekunden die Ziellinie in Le Lorian. Primoz Roglic (Red Bull Bora-hansgrohe) wurde 55 Sekunden hinter den Tagesbesten Vierter – er war in der finalen Abfahrt zu Fall gekommen und büßte dadurch einige Sekunden ein. 

In der Gesamtwertung liegt Tadej Pogacar nun 1:06 Min. vor Remco Evenepoel und 1:14 Min. vor Jonas Vingegaard. Der Slowene hat heute zudem die Führung in der Bergwertung von Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) übernommen. In der Punktewertung gab es heute keine Veränderungen. Hier liegt weiterhin Biniam Girmay (Intermarche-Wanty) vorne. Glück im Unglück hatte Primoz Roglic (Red Bull Bora-hansgrohe), der eigentlich 55 Sekunden hinter den Tagesbesten Vierter wurde. Roglic hatte nach einem Sturz in der finalen Abfahrt Zeit verloren – aufgrund der 3-km-Regel wurde er schließlich zeitgleich mit Evenepoel gewertet.

So lief die Etappe: 

Ausreißer oder Klassementfahrer? So lautete die Frage vor der zweiten Bergetappe der diesjährigen Tour, die über 211 km von Évaux-les-Bains ins Zentralmassiv nach Le Lorian führte. 171 Fahrer standen am Start. Nicht mehr mit dabei war Tim Declerq (Lidl-Trek), der die Rundfahrt krankheitsbedingt verlassen musste.

Von Beginn an gab es mehrere Attacken. Da etliche Teams heute ein großes Interesse hatten, in der Ausreißergruppe vertreten zu sein, folgte Angriff auf Angriff. Entsprechend hoch war das Tempo: In der ersten Rennstunde legte das Feld 49,5 km zurück. Für die beiden Cofidis-Fahrer Alexis Renard und Ion Izagirre war die Etappe schon frühzeitig beendet: Nachdem sie früh zurückgefallen waren, stiegen beide vom Rad.

Vorne konnte sich nach gut 60 km zeitweise eine zwölfköpfige Gruppe absetzen, die von Richard Carapaz (EF Education-EasyPost) und Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) initiiert worden war. Aus dieser Gruppe sicherte sich Anthony Turgis (TotalEnergies) die Zwischensprintwertung in Bourg-Lastic vor Axel Zingle (Cofidis) und Paul Lapeira (Decathlon AG2R La Mondiale). Doch das Feld ließ die Gruppe nicht ziehen und schloss wieder auf. 

Auf dem Weg zur ersten Bergwertung zur Côte de Mouilloux setzten sich Carapaz und Matteo Vercher (TotalEnergies) erneut ab. Ben Healy (EF Education-EasyPost), Paul Lapeira, Oier Lazkano (Movistar) und Oscar Onley (dsm-Firmenich PostNL) konnten im Anstieg aufschließen – Lazkano holte dann den Bergpunkt. Der Vorsprung des Sextetts auf das Feld wuchs weiter, als es zur zweiten Bergwertung ging. An der Côte de Larodde (3,8 km à 6 %) sicherte sich Carapaz zwei Punkte vor Onley. Dahinter hatten sich vier französische Fahrer aus dem Feld gelöst, die später zur Spitzengruppe aufschließen sollten: Julien Bernard (Lidl-Trek), Romain Gregoire (Groupama-FDJ), Guillaume Martin (Cofidis) und Bruno Armirail (Decathlon AG2R La Mondiale).     

UAE Emirates kontrollierte das Tempo im Feld – viel mehr als zweieinhalb Minuten Vorsprung gönnte das Team um Tadej Pogacar den zehn Ausreißern nicht. Einmal mehr oblag es den nimmermüden Nils Politt und Tim Wellens, die Geschwindigkeit im Feld hochzuhalten. 

Das letzte Renndrittel hatte es mit vier Bergwertungen in sich. Als es in den knapp 4 km langen Anstieg zum Col de Néronne ging, betrug der Vorsprung der Ausreißer keine Minute mehr. Während die Spitzengruppe im Anstieg sofort auseinanderfiel und sich nur noch Lazkano und Healy ganz vorne halten konnten, wurde das Feld immer kleiner. Pech hatte Wout van Aert, der beim Anstieg stürzte und seinen Teamkapitän danach nicht mehr unterstützen konnte. Healy überquerte den Gipfel des Col de Néronne vor Lazkano und dem dahinterliegenden Carapaz. Das dezimierte Feld folgte 1:20 Min. dahinter – dank der UAE-Tempoarbeit bestand das Peloton nur noch aus knapp 30 Fahrern. Neben UAE mit fünf Fahrern waren in der Gruppe um das Gelbe Trikot zu dem Zeitpunkt auch noch Visma | Lease a Bike (vier Fahrer) und Ineos Grenadiers (drei Fahrer) gut vertreten – Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step) hatte noch zwei Helfer an der Seite, Primoz Roglic (RB Bora-hansgrohe) nur noch einen Helfer.  

Attacke Pogacar

Als nächste Herausforderung wartete der Anstieg zum Puy Mary Pas de Peyrol (1. Kategorie) auf die Fahrer. 1 km vor dem Gipfel war Ben Healy als letzter Ausreißer gestellt – in der neuen Spitzengruppe um Tadej Pogacar waren jetzt nur noch zehn Fahrer. Gut 600 m vor der Wertung attackierte der Träger des Gelben Trikots und ging mit kleinem Vorsprung auf Jonas Vingegaard in die Abfahrt – dahinter lagen Roglic und Evenepoel.

Die großen Vier dieser Rundfahrt sollten das Rennen also unter sich ausmachen. In der Abfahrt konnte Roglic wieder zu Vingegaard aufschließen. Der Slowene machte sich mit einem Vorsprung von rund 30 Sekunden vor den beiden Verfolgern auf zur nächsten Bergwertung. Evenepoel, der zwischenzeitlich wieder zum Visma-RedBull-Duo aufschließen konnte, fiel erneut zurück. Auch Roglic konnte das Tempo von Vingegaard nicht mehr halten.

Der Däne hingegen konnte den Rückstand auf den Führenden verkürzen und schloss kurz vor dem Gipfel am Col de Pertus auf. Pogacar gewann die Bergwertung und sicherte sich zusätzlich Bonussekunden. Evenepoel und Roglic folgten mit 45 Sekunden. Die letzten 14,5 km blieb das Führungs-Duo zusammen. Die Bergwertung am Col de Font de Cère gewann Vingegaard. Im Zielsprint sollte der Däne ebenso hauchdünn die Oberhand behalten – ein herausragender Erfolg für das Visma-Team! Dahinter kam Evenepoel als Dritter ins Ziel. Primoz Roglic war in der letzten Abfahrt gestürzt und kam als Vierter ins Ziel. 

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