Biniam Girmay (Intermarche-Wanty) hat die 12. Etappe der Tour de France in Villeneuve-sur-Lot gewonnen und seine Führung in der Punktwertung weiter ausgebaut. Der 24-jährige Eritreer hatte im hektischen Massensprint knapp die Nase vorne vor Wout van Aert (Visma | Lease a Bike). Weil Arnaud Demare (Arkea – B&B Hotels) nachträglich von der Jury zurückversetzt wurde landet Pascal Ackermann (Israel PremierTech) auf Rang drei. Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) wurde Neunter.

In der Punktewertung konnte Biniam Girmay seine Führung vor Jasper Philipsen (Alpecin-Deceuninck) ausbauen. In der Bergwertung sicherte sich Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility), der mal wieder in der Ausreißergruppe des Tages gelandet war, drei weitere Punkte und schloss damit zum Führenden Tadej Pogacar (UAE Emirates) auf. Der Slowene bleibt allerdings in Führung, da er zuvor die höherwertigere Bergwertung bei der Tour gewonnen hatte.

In der Gesamtwertung bleibt Tadej Pogacar vor Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step) und Jonas Vingegaard (Visma | Lease a Bike). Primoz Roglic (Red Bull Bora-hansgrohe) verlor zwei Plätze, nachdem er 12 km vor dem Ziel in einen Sturz verwickelt war. Er kam begleitet von seinen Teamkollegen 2:27 Min. hinter den Tagesschnellsten ins Ziel.

So lief die Etappe

Das Profil der 12. Etappe, die das Fahrerfeld über 203,6 km von Aurillac nach Villeneuve-sur-Lot führte, war wie gemacht für den nächsten Massensprint. Astana-Fahrer Mark Cavendish konnte dabei nicht mehr auf die Unterstützung von Michael Morkov zählen – aufgrund eines positiven Corona-Tests war der Däne vor der Etappe aus dem Tour-Tross ausgestiegen. Bis zur nächsten Aufgabe sollte es nicht lange dauern: Fabio Jacobsen (dsm-Firmenich PostNL) stieg gesundheitlich angeschlagen kurz nach dem Etappenstart vom Rad

An der Spitze des Feldes gab es die üblichen Attacken. Begünstigt durch einen Sturz im Hauptfeld, in den auch Tadej Pogacar verwickelt war, konnten sich schließlich Quentin Pacher, Valentin Madouas (Groupama-FDJ), Anthony Turgis (TotalEnergies) und der ungekrönte Ausreißerkönig Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) absetzen. Der Vorsprung des Quartetts wuchs rasch auf dreieinhalb Minuten an, bis Alpecin-Deceuninck mit freundlicher Unterstützung von Movistar die Tempoarbeit forcierte und den Abstand wieder etwas verringerte.

Nach knapp 63 Kilometern folgte die erste Bergwertung der 4. Kategorie, die sich Abrahamsen nicht nehmen ließ. Die Rennspitze lag zu diesem Zeitpunkt noch mehr als 2 Min. vor dem Feld. Die nächste Bergwertung hinauf nach Rocamadour ging ebenfalls an den Norweger, der heute stellvertretend für Tadej Pogacar (UAE) im Bergtrikot unterwegs war.  

Derweil musste Pello Bilbao gesundheitsbedingt die Tour aufgeben – der nächste Rückschlag für das gebeutelte Bahrain-Victorious-Team, nachdem Fred Wright gestern „am schlimmsten Tag seines Lebens“ das Zeitlimit verpasst hatte.  

Beim einzigen Zwischensprint des Tages in Gourdon holte sich Anthony Turgis die Maximalpunktzahl vor Abrahamsen und Pacher. Beim Sprint des Feldes konnte sich Biniam Girmay (Intermarche-Wanty) noch 11 Punkte sichern – einen mehr als sein ärgster Konkurrent im Kampf um das Punktetrikot Jasper Philipsen (Alpecin-Deceuninck).


Als die Ausreißer 68 km vor dem Ziel die letzte Bergwertung des Tages ausfuhren, betrug der Vorsprung auf das Hauptfeld keine 60 Sekunden mehr. Jonas Abrahamsen gewann auch diese Wertung und hatte damit in der Sonderwertung genauso viele Punkte wie der Führende Tadej Pogacar. Für Anthony Turgis war die Flucht nun vorbei – er ließ sich ins Feld zurückfallen.  

Im Peloton war das Alpecin-Team weiter besonders aktiv. Zwei Fahrer konnten sich aber nicht mehr für ihren Sprint-Captain Jasper Philipsen einbringen. Neben Jonas Rickaert, der sich beim Sturz in der Anfangsphase der Etappe verletzt hatte und daher den ganzen Tag hinter dem Feld verbrachte, musste nun auch Soren Kragh Andersen abreißen lassen. 42 km vor dem Ziel war es um das Ausreißertrio geschehen – Abrahamsen hatte damit bei dieser Tour beeindruckende 761 Fluchtkilometer gesammelt. 

Für Aufregung sorgte ein Sturz 12 km vor der Ziellinie, nachdem ein Astana-Fahrer an einem Fahrbahnteiler zu Fall kam und damit eine Kettenreaktion auslöste, bei der mehrere Fahrer zu Boden gingen, darunter Primoz Roglic (Red Bull Bora-hansgrohe). Der Kapitän der RB-Bora-Mannschaft verlor dadurch am Ende mehr als zwei Minuten auf die Konkurrenten der Gesamtwertung.

An der Rennspitze formierten sich die Sprinterteams, um ihre Kapitäne in Position zu bringen. Im spannenden Finish hatte einmal mehr Biniam Girmay die Nase vorn – sein dritter Tageserfolg bei dieser Tour! Knapp dahinter belegten Wout van Aert (Visma | Lease a Bike) und Arnaud Demare (Arkea B&B Hotels) die Plätze.  

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