Profil der 15. Etappe der Tour de France 2024 (©A.S.O.)

Es ist der zweite Teil des Pyrenäen-Doppels. Diese 15. Etappe der Tour de France ist das schwerste Teilstück der gesamten Rundfahrt. Mehr als 4900 Höhenmeter müssen auf den rund 200 Kilometern zum Plateau de Beille bewältigt werden. Ein brutale Etappe, nach mehr als zwei Wochen Tour und einem harten Rennen am Samstag – wo sich Tadej Pogacar den Sieg holte und seine Gesamtführung ausbaute. Diese zweite Pyrenäen-Etappe ist deutlich schwerer als das Teilstück am Samstag. Sie hat ein heftiges Finale, mit einer langen und schweren Bergankunft. An diesem Tag kann es durchaus zu einer Vorentscheidung im Kampf um das Podium dieser Tour kommen.

Für die Klassementfahrer ist es ein extrem wichtiger Tag, wo einige Teams versuchen werden, Helfer in einer Fluchtgruppe zu platzieren, um später im Rennen noch Hilfe „von vorn“ zu haben, sollte der Kapitän isoliert sein – die klassische Relaisstation. Gut möglich, dass am Ende ein kletterstarker Ausreißer sich den Tagessieg holt und es mehrere Rennen in einem gibt. Das um den Tagessieg, das um Gelb und auch das um das Bergtrikot – denn es sind sehr viele Bergpunkte an diesem Tag zu holen.

Für die Sprinter ist es eine Horror-Etappe! Es geht direkt mit einem langen Anstieg los und sollte man in der Abfahrt nicht wieder aufschließen können, wird es ein brutaler Tag. Doch auch für die angeschlagenen Fahrer wird es eine schwere Aufgabe, sich durchzubeißen und in den zweiten Ruhetag zu retten.

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Die Strecke der Königsetappe der Tour 2024

Karte der 15. Etappe der Tour de France 2024 (©GEOATLAS / ©A.S.O.)

Direkt nach dem Start geht es bergan – sieben Kilometer mit fast acht Prozent. Gut möglich, dass sich direkt eine starke Gruppe formiert, die sich bis zum Ende vorn halten kann. Der erste Berg des Tages ist der Col de Peyresourde – kein superkrasser, aber ein durchaus langer Anstieg – 6,9 km à 7,8 %! Jens Voigt wird als Eurosport-Experte wieder die Geschichte erzählen, wie er dort nach einem Sturz einige Kilometer mit einem gelben Kinderfahrrad zurücklegte, eher er ein Erstatzrad seines Teams bekam.

Nach der Abfahrt kommt ein Flachstück und dann folgen zwei Anstiege nacheinander. Col de Menté und Col de Portet-d’Aspet. Beide durchaus giftig steil!

Nach der Abfahrt folgt ein langes Flachstück, ehe es zum Col D’Agnes geht. Ein langer und schwerer Berg!

Auch der vierte Anstieg des Tages hat es in sich! Satte 10 Kilometer lang, bei mehr als 8% im Schnitt! Vom Gipfel sind es noch etwa 60 Kilometer bis ins Ziel. Die Abfahrt hat einige enge Kurven – auch hier ist Vorsicht geboten. Sie ist zweigeteilt, denn es geht über den Port de Lers und dann hinab ins Tal.

Der Schlussanstieg ist lang und steil! Im Schnitt fast 8% bei fast 16 Kilometern Länge. Flache Abschnitte gibt es kaum, schon unten die ersten Kilometer sind steil. Watt/Kg sind entscheidend. Eine Top-Leistung wird über einen Zeitraum von mehr als 40 Minuten am Anstieg gefordert sein.

Finale der 15. Etappe der Tour de France 2024 (©GEOATLAS / ©A.S.O.)

Sprintwertung:
KM 70,2 • ESQUIÈZE-SÈRE

Bergwertungen:

km 7 – Col de Peyresourde – 6,9 km à 7,8 %
km 50 – Col de Menté – 9,3 km à 9,1 %
km 65,4 – Col de Portet-d’Aspet – 4,3 km à 9,6 %
km 138,6 – Col d’Agnes – 10 km à 8,2 %
km 197,7 – Plateau de Beille – 15,8 km à 7,9 %

Die Favoriten

Am Samstag machte UAE schnell klar, dass man Ausreißern keine Chance geben will und mit Pogacar um den Tagessieg fährt. Doch das kann sich am Sonntag durchaus ändern. Pogacar hat nun fast zwei Minuten Vorsprung, zwei Etappensiege und die langen Flachstücke zwischen den Bergen machen es nicht leicht, Ausreißer zu kontrollieren. So steigen die Chancen für kletterstarke Angreifer auf den Tagessieg.

Tatsächlich darf man erwarten, dass sich eine große Fluchtgruppe bildet, in der viele Mannschaften mehrfach vertreten sind. So können sie dem besten Kletterer in der Fluchtgruppe einen Helfer mit an die Seite stellen, um das Rennen zu kontrollieren. Da es direkt nach dem Start bergauf geht, wird es mehr auf die physische Stärke, als das Gespür für die richtige Gruppe ankommen, um in der Fluchtgruppe des Tages dabei zu sein.

Starke Kletterer, die in der Gesamtwertung keine Rolle mehr spielen, gibt es einige! Simon Yates, David Gaudu, Jack Haig, Jai Hindley, Richard Carapaz, auch Enric Mas und Romain Bardet. Aber auch Fahrern wie Wout Poels oder Romain Grégoire liegt diese Etappe. Giulio Ciccone hat knapp 10 Minuten Rückstand auf das Gelbe Trikot – auch ihn wird man vermutlich nicht an der ganz kurzen Leine halten.

Man darf gespannt sein, wie UAE und Visma sich diesen Tag taktisch zurechtlegen wollen. Die Schlusssteigung liegt Vingegaard mehr, als Pogacar, oder dieser hat nun ein komfortables Polster. Schickt UAE gar einen starken Fahrer mit in die Gruppe, um Visma zur Arbeit zu zwingen? Will Visma kontrollieren und mit Vingegaard zum Gegenschlag ausholen? Alles möglich.

***** Richard Carapaz
**** Pogacar, Vingegaard
*** Hindley, Gaudu, Ciccone, Cras
** Haig, Buitrago, Yates, Gee
* Mas, Rodriguez, Martin, Landa, Bernal, Almeida

Start: 11:55 Uhr
Ziel: ~17:35 Uhr