Profil der 19. Etappe der Tour de France 2024 (©A.S.O.)

Satte 4500 Höhenmeter hat dieses 19. Teilstück. Bei nur rund 145 Kilometern wohlgemerkt. Es ist eine brutale Bergetappe, die das Peloton über drei große Alpen-Pässen führt. Nach knapp drei schweren Tourwochen spüren alle Fahrer die Anstrengungen und diese erste von zwei heftigen Alpenetappen hat es sich! Es geht hoch hinaus und in der dünnen Luft der Alpenriesen wird es zusätzlich schwer.

Fast 40 Kilometer der Etappe werden in mehr als 1500 MüNN ausgetragen. Fast 20 Kilometer über 2000 Metern Höhe. Das werden alle Fahrer spüren, denn in dieser Höher sind sie weniger leistungsstark. Doch einigen Fahrern macht das weniger aus, als anderen. Leiden werden aber wohl alle Profis.

Für die Klassementfahrer ist es eine sehr wichtige Etappe. Eine kleine Schwäche kann große Auswirkungen haben. Tadej Pogacar wirkt bislang unschlagbar, aber Jonas Vingegaard hingegen angeschlagen. Wird er sich Angriffen von Remco Evenepoel erwehren müssen? Wie gut wird sich Evenepoel in den ganz hohen Bergen schlagen? Was passiert im Kampf um die weiteren Plätze – kann Rodriguez noch in die Top5 vorrücken? Felix Gall vielleicht auch Zeit und Positionen gutmachen?

In der Theorie ist auch der Kampf um das Bergtrikot offen. Am ersten Anstieg des Tages gibt es 20 Zähler zu holen, am höchsten Punkt dieser Tour – am Gipfel des Bonett – dann sogar 40 Zähler. Tadej Pogacar führt die Bergwertung mit aktuell 77 Zählern an. Doch vermutlich wird der Slowene bis zum Ende der Tour weitere Punkte holen und so wird es für die Konkurrenz schwer, ihm das Trikot noch abzunehmen.

Für die angeschlagenen Fahrer wird es ein heftiger Tag, bei dem es für viele ein harter Kampf um das Zeitlimit werden kann. Auch die verbliebenen Sprinter müssen ans Limit gehen.

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Die Strecke

Nach dem Start in Embrun geht es die ersten 20 Kilometer flach zum Zwischensprint. Wenig später beginnt dann die erste der Steigungen des Tages.

Der erste Anstieg des Tages ist der Col de Vars. Er wird von der Nordseite erklommen – die Steigung ist mit 18,8 Kilometern bei 5,7 % angegeben. Im Mittelteil gibt es ein Flachstück, es geht sogar kurz bergab. Aufgrund der Länge ist es dennoch ein Anstieg der HC-Kategorie. Der Gipfel liegt 2109 m üNN.

Auch die Abfahrt hat es in sich! Enge Kurven, schnelle Passagen – Obacht!

Die zweite Steigung führt das Peloton bis auf 2802 Meter üNN! Der höchste Punkt dieser Tour.

Ein 22,9 Kilometer langer Anstieg, mit fast 7% im Schnitt. Der Bonette ist ein heftiger Berg! Es geht nicht nur bis zur Passhöhe, sondern es wird noch die Extra-Schleife eben bis auf 2800 Meter über Meeresspiegel gefahren.

Die Abfahrt vom Bonette ist lang und direkt im oberen Teil steil. Es ist durchaus Aufmerksamkeit geboten. Ist die Abfahrt gemeistert, geht es noch rund 15 Kilometer flach zum letzten Anstieg des Tages.

Die Schlusssteigung ist ebenfalls ein happiges Ding. 16,1 Kilometer bergauf, mit 7,1% im Schnitt. Zwischendrin etwas moderater, doch an einigen Stellen auf giftig steil – nach zwei schweren Bergen sind die Fahrer hier voll gefordert.

Finale der 19. Etappe der Tour de France 2024 (©GEOATLAS / ©A.S.O.)

Sprintwertung:
KM 21,1 • GUILLESTRE

Bergwertungen:
HC | km 42,6 – Col de Vars – 18,8 km à 5,7 %
HC | km 87,5 – Cime de la Bonette – 22,9 km à 6,9 %
Kat 1 | km 144,6 – Isola 2000 – 16,1 km à 7,1 %

Die Favoriten

Kletterstarke Ausreißer, die sich früh absetzen, haben vielleicht eine Chance durchzukommen. Doch sollten die Top-GC-Fahrer angreifen wollen und früh für ein schweres Rennen sorgen, bräuchten die Ausreißer ein durchaus großes Polster. Wollen die GC-Teams vielleicht sogar schon am Bonette eine Attacke platzieren, wird es wohl erneut einen Tagessieger geben, der ganz weit vorn in der Gesamtwertung liegt.

Gibt es den letzten großen Angriff von Visma | Lease a Bike auf das Gelbe Trikot? Vermutlich eher nicht. Jonas Vingegaard wirkte zuletzt erschöpft, nicht so, als würde er sich Chancen ausrechnen, den übermächtigen Pogacar deutlich abhängen zu können. Doch andererseits hat Vingegaard zwei Mal die Tour gewonnen, muss nicht um Rang zwei fahren. Remco Evenepoel wirkte zuletzt stärker als Vingegaard, sieht er die Chance, dem Dänen Zeit abzunehmen, wird er es versuchen.

Vermutlich werden auch die Teams der Klassementfahrer versuchen, Helfer in der Gruppe des Tages zu platzieren, die später dem Leader helfen können. Doch gibt es einen schnellen Start, wird das eine Herausforderung, und sollte die Gruppe tatsächlich erst am ersten Anstieg gehen, könnten auch Fahrer wie Mikel Landa, Santiago Buitrago oder Joao Almeida mitspringen. Dann würde das Rennen vermutlich früh explodieren.

Kletterstarke Ausreißer, die sich auf diesem Terrain vielleicht vor den Klassementfahrern halten können, gibt es nicht sehr viele. Richard Carapaz, Jai Hindley, Enric Mas, Simon Yates wären Kandidaten. Dazu noch die Reihe der Klassementfahrer, die bereits so viel Rückstand haben, dass sie den Top3 nicht gefährlich werden können.

***** Tadej Pogacar
**** Jonas Vingegaard, Remco Evenepoel
*** Richard Carapaz, Santiago Buitrago, Mikel Landa
** Jai Hindley, Enric Mas, Joao Almeida
* Felix Gall, Giulio Ciccone, Simon Yates, Derek Gee

Start: 12:20 Uhr
Ziel: ~ 17 Uhr