Wort (nicht) gehalten
Vor der Etappe sagte Pogacar noch, dass er nicht auf Etappensieg fahren wolle. Er stattdessen den Tag in seinem Trainingsrevier genießen wolle und glaube, es gäbe die Chance für eine Ausreißer den Sie unter sich auszumachen. Doch am Ende de triumphierte der Slowene wieder, indem er Jonas Vingegaard absprintete. Wort gehalten hat er aber trotzdem.
„Ich genoss den Tag, aber er verlief anders geplant. Ich war ehrlich gesagt erstaunt, wie das Rennen am Col de Braus explodierte. Als Soler in die Gruppe ging, war das gut für uns. Die Lücke ging auf und wir wollten so viel Jungs wie möglich von uns ins Finale bringen. Aber Soudal hat dann anders entschieden, um Jonas zu attackieren und um den Tagessieg zu fahren. Das hat mir natürlich in die Hände gespielt“, so Pogacar im Interview nach seinem fünften Etappensieg. Mit diesem Erfolg stellte er den Uralt-Rekord von Gino Bartali mit den meisten Etappensiegen in einer Tour de France ein.
Geschenke zu verteilen, zumindest an andere Mannschaften, ist seine Sache nicht. Das brachte ihm in den vergangenen Tagen viel Kritik ein und es war immer wie die Rede von merckxschem Kannibalismus. Ausgerechnet von Lance Armstrong. Dabei war es Armstrong selbst, der 2004 Andreas Klöden, der im GC fünf Minuten zurücklag, den Etappensieg in Grand Bornand nicht gönnte, und von hinten kommend an ihm vorbeisprintete und gewann.
Komischerweise kamen und kommen diese kritischen Kommentare und Belehrungen nicht von seinen Konkurrenten im Peloton. Während auch Merjin Zeeman, Performance-Chef von Visma-Lease a Bike in den vergangenen Tagen die Fahrweise von Pogacar und dessen Siegeshunger kritisierte, erklärte heute sein eigener Fahrer Jonas Vingegaard im Ziel, dass er es heute genauso getan hätte. Und Thomas de Gendt stellte die provokante Frage, warum es einem GC-Fahrer nicht erlaubt sein soll, so viele Etappen wie möglich zu gewinnen, einem Sprinter dagegen schon.
Why do people say it’s greedy when a climber takes 4 wins but not when a sprinter takes 4 wins.
— Thomas De Gendt (@DeGendtThomas) July 20, 2024
Im Übrigen ist solch eine Fahrweise und Verhalten, wie es Pogacar an den Tag legt, gerade für normale Zuschauer viel besser nachvollziehbar. Der Beste soll gewinnen und nicht aus Gutmütigkeit den Sieg verschenken.
"I'm happy with how I recovered from yesterday. To able to bounce back like this is really nice for me"
— ITV Cycling (@itvcycling) July 20, 2024
Jonas Vingegaard was happy to take time on Remco Evenepoel with the time trial coming up tomorrow 🇩🇰#TDF2024 pic.twitter.com/5Oskzg0m1A