Der Tour-Dominator hat erneut zugeschlagen: Tadej Pogacar (UAE Emirates) hat die schwere 20. Etappe der Frankreich-Rundfahrt gewonnen, die mit der Bergankunft am Col de la Couillole endete. Kurz vor dem Ziel konnte er sich von Jonas Vingegaard (Visma | Lease a Bike) absetzen und mit einem Vorsprung von 7 Sekunden seinen fünften Etappensieg bei der diesjährigen Tour einfahren. 

23 Sekunden hinter dem Tagessieger wurde Richard Carapaz (EF Education EasyPost) Dritter, der zusammen mit Enric Mas (Movistar) kurz vor dem Ziel von Pogacar und Vingegaard eingeholt wurde. Carapaz und Mas gehörten zu der Ausreißergruppe, die den Großteil der Etappe an der Spitze lag. Mas wurde am Ende Fünfter hinter Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step), der sich auch noch an ihm vorbeigeschoben hatte.

Mit dem Tagessieg baute der Slowene seine Führung in der Gesamtwertung weiter aus. Er liegt nun 5:14 Min. vor Vingegaard und 8:04 Min. vor Remco Evenepoel.

Richard Carapaz sammelte weitere Punkte in der Bergwertung und hat mit nunmehr 127 Punkten das Bergtrikot sicher. Große Freude herrschte auch bei Biniam Girmay (Intermarche-Wanty), da es bei der einzigen Sprintwertung des Tages keine Punkte für die Ersten in dieser Wertung gab. Der Träger des Grünen Trikots muss wie Carapaz nur noch das morgige Zeitfahren in Nizza beenden, um die Sonderwertung zu gewinnen. 


So lief die Etappe:

Die knapp 133 km lange 20. Etappe von Nizza bis Col de la Couillole sprach mit mehr als 4.500 Höhenmetern eindeutig die Kletterer an. Kurz nach dem Start gab es das erwartete Gespringe: Zahlreiche Fahrer versuchten in die Spitzengruppe zu kommen. Mit dem Col de Braus stand bereits nach knapp 25 km die erste Bergwertung (2. Kategorie) an, bei der drei Fahrer sich etwas absetzen konnten: Enric Mas (Movistar), Bruno Armirail (Decathlon AG2R La Mondiale) und Wilco Kelderman (Visma | Lease a Bike).

Hinter den drei Ausreißern fuhr eine bereits stark dezimierte Gruppe um das Gelbe Trikot mit 17 Fahrern, die am Gipfel etwa eine knappe Minute Rückstand aufwiesen. In der folgenden Abfahrt konnten jedoch einige abgehängte Fahrer wieder aufschließen. Im über 20 km langen Anstieg zum Col de Turnini (1. Kategorie) beruhigte sich die Situation etwas: Hinter dem Spitzentrio hatte sich eine Gruppe um Richard Carapaz (EF EducationEasyPost) mit Romain Bardet (dsm-Firmenich PostNL), Marc Soler (UAE) Jan Tratnik (Visma | Lease a Bike) und Clement Champoussin (Arkea B&B Hotels) gelöst, derweil die Gruppe der GC-Favoriten nicht mehr so aufs Tempo drückte. Am Anstieg hatten sich zudem noch Tobias Johannessen (Uno-X Mobility), Neilson Powless (EF EasyPost), Kevin Geniets (Groupama-FDJ), Jasper Stuyven (Lidl-Trek) und Nans Peters (Decathlon AG2R La Mondiale) aus der Gruppe um Tadej Pogacar abgesetzt.

9 km vor der Bergwertung schlossen Carapaz, Bardet, Soler und Tratnik zum Spitzentrio auf – Champoussin war schon vorher zurückgefallen. Johannessen, Geniets und Stuyven konnten auch noch einmal das Tempo anziehen und waren 1,3 km vor dem Gipfel ebenfalls Teil der nun zehnköpfigen Spitzengruppe. Carapaz holte die 10 Bergpunkte und konnte die Führung in der Sonderwertung ausbauen. Die Gruppe um Pogacar lag zu diesem Zeitpunkt etwa viereinhalb Minuten hinter der Spitze.

In Saint-Martin-Vesubie wartete noch eine Sprintwertung auf die Fahrer, die Jasper Stuyven im Vorbeifahren gewann. Am Col de la Colmiane war es dann Richard Carapaz, der sich die maximalen 10 Bergwertungszähler sicherte und damit das Bergtrikot der Tour de France sicher hatte. Das Feld um das Gelbe Trikot, in dem die Soudal-Quick-Step-Mannschaft für das Tempo sorgte, hatte den Rückstand auf 2:45 Min. verkürzt.

Alles war bereitet für ein spannendes Finale am Col de la Couillole (1. Kategorie), bei dem noch nicht abzusehen war, ob der Etappensieger aus der Spitzengruppe oder der GC-Gruppe kommen sollte.

Die Spitzengruppe verkleinerte sich rasch, als die ersten Kilometer des Schlussanstiegs erklommen wurden. 11 km vor dem Ziel attackierten Mas und Carapaz an der Spitze und konnten sich leicht absetzen. Der Vorsprung auf die Gruppe um Tadej Pogacar, Remco Evenepoel und Jonas Vingegaard schmolz weiter. 5 km vor dem Ziel lagen die drei Top-Fahrer der Tour keine Minute mehr hinter dem Duo an der Spitze. Evenepoel attackierte nach der Vorarbeit seiner Teamkollegen, konnte Vingegaard und Pogacar nicht abschütteln.

Während vorne Carapaz erfolglos wegzuspringen versuchte, konnten sich dahinter Vingegaard und Pogacar von Evenepoel lösen, nachdem Vingegaard nach einer Attacke von Evenepoel den Konter setzte. Als die beiden 3 km vor dem Ziel fast zur Spitze aufschlossen, attackierte Carapaz einmal mehr, konnte aber nicht verhindern, dass Vingegaard und Pogacar 500 Meter später doch nach vorne kamen.

Mas verlor kurz danach den Anschluss, auch Carapaz konnte trotz großem Kampfgeist nicht mehr mithalten. Kurz vor dem Ziel ließ Pogacar auch seinen dänischen Kontrahenten stehen und sicherte sich seinen fünften Tageserfolg bei dieser Tour.

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