Das Peloton ist in Nizza angekommen, wo am Sonntag diese Tour de France mit einem Einzelzeitfahren endet. Doch vor dem Finaltag müssen sie die letzte schwere Bergetappe dieser Tour de France bewältigen. Das 20. Teilstück startet in Nizza und hat mehr als 4500 Höhenmeter! Bei nur knapp 133 Kilometern Länge! Daran lässt sich ablesen, wie schwer das Terrain dieser vorletzten Etappe ist.
Der Kampf um Gelb scheint entschieden – nach der Machtdemonstration von Tadej Pogacar am Freitag hat der Slowene nun mehr als fünf Minuten Vorsprung auf Jonas Vingegaard. Pogacar deutete an, dass diese 20. Etappe eine Angelegenheit für Ausreißer werden könnte – sprich, sein Team sich wohl zurückhalten werde und er „nur“ bei der Konkurrenz mitfahren will. Ob das tatsächlich so kommt, bleibt abzuwarten.
Für die Kletterer ist es die letzte Chance auf einen Etappensieg und sicher werden es alle Fahrer versuchen, die noch ein Korn im Speicher finden. Doch auch bei Richard Carapaz oder Jai Hindley scheinen nach anstrengenden Tagen die Kräfte zu schwinden. Für Carapaz geht es um das Bergtrikot – er wird noch ein paar Punkte holen wollen! Die Abstände in der Gesamtwertung sind so groß, dass man auch viele Klassementfahrer in der Gruppe des Tages erwarten kann.
Für die Sprinter und Allrounder heißt es, das Ziel im Zeitlimit zu erreichen und den Blick durchaus mit Vorfreude auf den Schlusstag zu richten. Dann endet diese Tour mit einem Zeitfahren.
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Die Strecke
Von Nizza aus geht es gen Norden. Der erste Anstieg beginnt nach rund 15 Kilometern. Es geht den Col de Braus hinauf, an dessen Gipfel es fünf Zähler zu holen gibt. Nach der Abfahrt nach Sospel geht wenige Kilometer flach, dann beginnt der Anstieg zum Col de Turini.
Es ist ein langer Anstieg, der im unteren Teil noch moderat steil ist. Satte 20 Kilometer geht es bergan, der Gipfel liegt auf 1607 Metern üNN.
Die zweite Hälfte des Anstieges ist anspruchsvoller, mit im Schnitt 5,7% gehört er nicht zu den schwersten Anstiegen dieser Tour. Doch Aufgrund der Länge ist es ein Berg der 1. Kategorie.
Nach der langen, kurvenreichen Abfahrt wird der Zwischensprint abgenommen. Danach beginnt die dritte Steigung des Tages. Es geht hinauf zum Gipfel des Col de la Colmiane. Ebenfalls ein Berg der ersten Kategorie. Rund 7,5 km geht es hinauf, im Schnitt mit 7,1 %. Ebenfalls ein schwerer Anstieg, von dessen Gipfel es noch rund 37 Kilometer bis zum Ziel sind. Davon führen 25 bergab, ehe es kurz flach zum letzten Berg des Tages geht.
Die Schlusssteigung ist 15,7 Kilometer lang, hat im Schnitt mehr als 7% Steigung! Ein happiger Anstieg, am Ende einer schweren Etappe und nach drei Tourwochen.
Wer hier in eine Krise gerät, kann durchaus einige Minuten verlieren.
Sprintwertung:
KM 87,8 • SAINT-MARTIN-VÉSUBIE
Bergwertungen:
Kat 2 | km 24,7 – Col de Braus – 10 km à 6,6 %
Kat 1 | km 59,8 – Col de Turini – 20,7 km à 5,7 %
Kat 1 | km 95,9 – Col de la Colmiane – 7,5 km à 7,1 %
Kat 1 | km 132,8 – Col de la Couillole – 15,7 km à 7,1 %
Die Favoriten
Auf diesem schweren Terrain kommen wohl nur starke Kletterer für den Tagessieg in Frage. Kann sich eine Ausreißergruppe durchsetzen, oder will Tadej Pogacar auch noch den fünften Tagessieg holen? Das bleibt abzuwarten.
Die Abstände in der Gesamtwertung sind riesig – Derek Gee als Gesamtachter hat mehr als 20 Minuten Rückstand. Will Pogacar tatsächlich die Gruppe gewähren lassen, würden auch einige der Klassementfahrer versuchen, in der Gruppe des Tages zu sein. Guillaume Martin, Santiago Buitrago, Enric Mas, Felix Gall, Steff Crass … und dazu noch viele weitere Fahrer kommen für einen Erfolg versprechenden Ausreißversuch in Frage. Doch man darf erwarten, dass die Fahrer aus den Top15 der Gesamtwertung ihre Plätze nicht kampflos hergeben wollen – so wird vielleicht UAE gar nicht gefordert sein, die Gruppe des Tages zu kontrollieren. Entsteht eine Situation, dass Pogacar vor dem Finale nicht weit hinter der Spitze zurückliegt, würde er vielleicht auch diese Chance nutzen.
Möglich auch, dass Pogacar am vorletzten Tag einem Helfer freie Fahrt gewährt. Joao Almeida, oder Adam Yates könnten aus einer Fluchtgruppe sicher um einen Tagessieg kämpfen. Man darf gespannt sein, wie sich das Rennen entwickelt.
***** –
**** Tadej Pogacar, Joao Almeida, Matteo Jorgenson
*** Buitrago, Mas, A. Yates, Felix Gall
** Carapaz, S. Yates, Evenepoel, Vingegaard
* Landa, Ciccone, Hindley, Bardet, De Plus, Lemmen
Start: 13:55 Uhr
Ziel: ~17:30 Uhr