Nach dem Auftaktzeitfahren und zwei Sprint-Etappen steht nun die erste Bergetappe dieser 79. Spanien-Rundfahrt an. Rund 3600 Höhenmeter bei 170 Kilometern Länge. Keine Monsteretappe, aber ein anspruchsvolles Teilstück mit heftigem Finale. Bis zu 20 % ist die Schlusssteigung steil – ein übles Ding! Es ist kein sehr langer Anstieg, aber ein kurze, heftige Rampe. Rund viereinhalb Kilometer vor dem Ende beginnt ein 2 km langer Abschnitt mit 14,6 % im Schnitt! Ganz sicher werden hier Löcher reißen.
Es ist für die Klassementfahrer ein erster Berg-Test. Sehr groß werden die Abstände aufgrund der Kürze der Steigung nicht sein, doch man gewinnt einen Eindruck über die Kräfteverhältnisse der Kletterer. Es kommen bei dieser Vuelta noch schwerere Etappen und deutlich längere Anstiege – aber ein Spektakel hinauf zum Pico Villuercas ist garantiert!
Die erste Bergankunft bei Grand Tours ist meist eine Angelegenheit für die Klassementfahrer. Meist kontrollieren die GC-Teams das Rennen und am Ende kommt es zum Kampf der Top-Fahrer um den Tagessieg. Das ist auch auf dieser 4. Etappe der Vuelta 2024 ein mögliches Szenario. Doch die Konstellation vor dem Rennen ermöglicht auch andere Szenarien. Wout van Aert hat das Rote Trikot, wird dies aber mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht verteidigen können. Sein Team Visma | Lease a Bike wird sich so vielleicht zur Nachführarbeit genötigt sehen. Wer aber sonst im Peloton übernimmt so früh im Rennen die Verantwortung und spannt die Helfer an diesem Tag ein?
Je mehr Fahrer die Chance auf eine erfolgreiche Flucht sehen, desto größer ist der Kampf um die Gruppe zu Beginn. Noch sind viele Fahrer frisch, wollen ihre Chance nutzen. Man darf gespannt sein, welch Rennen sich entwickelt.
Die Strecke der 4. Etappe der Vuelta 2024
Die ersten 10 Kilometer der Etappe sind flach, dann beginnt die erste Steigung des Tages. 10,1 Kilometer geht es mit 4,9% im Schnitt bergauf. Es folgt eine Abfahrt und dann direkt die nächste Steigung. Diesmal wird es noch anspruchsvoller – der erste Anstieg der 1. Kategorie bei dieser Vuelta.
Nach 40 Kilometern beginnt die Steigung zum Piomal. Kein Monsterberg, aber durchaus ein happiger Anstieg mit steilen Passagen.
Doch der Gipfel ist sehr weit vom Ziel entfernt, so wird es wohl kein großes Spektakel der GC-Fahrer geben.
Es folgt eine Abfahrt und ein langes Flachstück. Dann folgt die nächste Steigung an deren Gipfel es die Bonussekunden zu holen gibt. Der Puerto de Miravete ist kein sehr steiler Anstieg. Anschließend geht es flach zum Fuße der letzten Steigung des Tages.
Im unteren Teil noch moderat steil, wird es auf den letzten fünf Kilometern happig. Bis zu 20 % ist es steil – ein typischer Vuelta-Anstieg mit üblen Passagen.
Bergwertungen:
Kat 2 | PUERTO DE CABEZABELLOSA Km 23,9 | 10,1 km 4,9%
Kat 1 | ALTO DE PIORNAL Km 54,1 | 13,9 km 5,6%
Kat 3 | PUERTO DE MIRAVETE Km 123,4 | 8 km 4,5%
Kat 1 | PICO VILLUERCAS Km 170,4 | 14,6 km 6,2%
Sprintwertung:
ROTURAS Km 155
Die Favoriten
Kommt eine Fluchtgruppe durch, oder holt sich einer der GC-Fahrer den Tagessieg? Vieles spricht für einen Sieg eines Klassementfahrers, doch ausgeschlossen ist auch ein Ausreißererfolg nicht. Dann würde eventuell auch das Rote Trikot winken- zusätzliche Motivation.
Die steile Schlussrampe liegt explosiven Kletterern sicher mehr, als einem „Berg-Diesel“. Richard Carapaz, Primoz Roglic, Adam Yates – sie wären Kandidaten für dieses Terrain. Oben raus wird es flacher, die letzten zwei Kilometer haben nur 6% Steigung – wird taktisch agiert, kann es am Ende auch einen Sprint einer kleinen Gruppe geben.
Etwas tiefer in die taktischen Voraussetzungen geblickt, stellt sich die Frage, welchen Plan die Teams der GC-Fahrer ausgeben. Und auch, welches Team das Rennen – also die Gruppe des Tages – kontrolliert. Van Aert hat das Rote Trikot, wird es aber wohl ohnehin verlieren. Teamkollege Sepp Kuss ist zwar der Titelverteidiger, aber nicht der Top-Favorit auf den Gesamtsieg. EF ist nicht dafür bekannt das Rennen bereitwillig zu kontrollieren, sondern eher offensiv zu agieren. Was macht UAE, als stärksten Team im Rennen? Kontrollieren, oder lieber einen Fahrer wie Soler, Del Toro oder Sivakov mitschicken? Kuss hat im vergangenen Jahr durch einen Ausreißversuch das Trikot geholt und den Sieg eingefahren – das haben sicher alle Sportlichen Leiter noch im Hinterkopf. Bleibt also für Red Bull-Bora-hansgrohe die Rolle des kontrollierenden Teams? Oder schickt man selbst einen Fahrer wie Florian Lipowitz mit?
Für dieses Rennen sind einige Szenarien denkbar – man darf gespannt sein, wie die einzelnen GC-Teams ihren Fahrplan umsetzen wollen.
***** Carapaz
**** Roglic
*** Yates, Del Toro, Almeida
** Skjelmose, Kuss, Landa
* Woods, Van Eetvelt, Gall, Lafy, Kron Lipowitz
Start: 13:10 Uhr
Ziel: ~17:30 Uhr