„Bis ich die Arme hochreißen durfte, musste ich die Cyclassics einige Male fahren“, sagt André Greipel und lacht. Zwei Mal Zweiter und ein Mal Dritter war Greipel, ehe er sich bei seiner achten Teilnahme den Sieg beim deutschen Sprinter-Rennen holte. „Es war immer ein Rennen, bei dem ich gut fahren wollte, auch mit der Mannschaft. Es lag mir und ich war mehrfach auf dem Podium, aber es hat immer jemand geschafft, vor mit zu sein. Aber 2015 war es dann soweit“, so Greipel.
Im Sprint setzte er sich vor Alexander Kristoff durch. „Der Sieg war sehr, sehr schön. Es ist für mich schon ein Heimrennen, nicht weit weg von zu Hause. Meine Familie, Freunde, alle waren da. Es ist ein schönes, aber gerade für Sprinter schwieriges Rennen“, so Greipel, der 2021 seine Karriere beendete.
„Der Sprint auf der Mönckebergstraße ist sehr schwer zu timen. Man ist extrem schnell eingebaut, wenn man nur einen kleinen Fehler macht. Oft ist es bei mir schiefgegangen, aber ein Mal hab ich es geschafft, was eine schöne Sache ist“, so Greipel. „Die Charakteristik der Cyclassics ist immer auf Sprinter zugeschnitten, auch wenn es oft mit einer Spitzengruppe knapp war. Meist wurden sie erst kurz vor dem Ziel eingeholt. Aber schaut man in die Siegerliste, mit beispielsweise Elia Viviani als Seriensieger, erkennt man, dass es ein Rennen für Sprinter ist.“
Kniffliges Finale
Das Finale ist nicht einfach, die Vorbereitung für den Sprint ist sehr wichtig. „Man muss die letzten fünf Kilometer hervorheben. Es ist sehr kurvenreich im Finale und man muss eigentlich auf der Reeperbahn an der Linkskurve schon vorn sein, damit man dann am Ende in der letzten Kurve nicht eingebaut ist. Dieses Momentum darf man nicht verpassen, muss sich für die Mönckebergstraße früh in Stellung bringen, um dann aktiv eine Position suchen zu können. Sonst wird man schnell eingebaut und kann in den Sprint gar nicht mehr eingreifen.“
Bei diesem Finale wird im Feld hart um die Positionen gekämpft. André Greipel hatte den Ruf, ein fairer Sprinter zu sein, weniger resolut im Finale zu agieren. „Ich habe schon auch mal die Ellenbogen ausgefahren, was ja auch ein wenig dazugehört. Ich war aber imm fair zu meinen Kollegen. Und es war vielleicht schon auch ein wenig mein Ruf, dass man mir eher mal vor die Karre fahren kann“, sagt Greipel und schmunzelt. „Aber ich hatte oft das Plus, eine sehr gute Mannschaft zu haben, die mich im Finale in eine gute Position gebracht hat“, so der Sprinter mit 158 Karrieresiegen.
Insgesamt zwölf Mal nahm André Greipel bei den Cyclassics teil, stand vier Mal auf dem Podium. Sein Debüt in Hamburg gab er als Neo-Profi im Trikot des Teams Wiesenhof. Zehn Jahre später, am 23. August 2015, passte in Hamburg dann alles zusammen und der deutsche Vorzeigesprinter setzte den Haken an den deutschen Sprint-Klassiker.