Vor Simon Geschke liegen die letzten zwei Radrennen als Profi. Das Straßenrennen der WM in Zürich und der Münsterland Giro am 3. Oktober. „Dass ich noch einmal WM fahren kann, freut mich riesig. Das hat mich extrem motiviert und ich hab noch einmal 100% gegeben, wirklich eine perfekte Vorbereitung gemacht. Mit Ernährung, Core-Training, Stretching … alles was eben dazu gehört“, sagt Geschke und lacht.

Dass der Münsterland Giro sein letztes Rennen sein wird, war früh abzusehen. Doch beim flachen Sprinterrennen kann der Kletterer sportlich wenig ausrichten. So steht am 3. Oktober ein wenig mehr das „Abschiednehmen“ im Vordergrund. Bei der WM ist das ganz anders. „Eine WM ist etwas Besonderes, dann hier vor der Haustür natürlich noch mehr. Ich will alles geben und haue mich voll rein“, sagt Geschke. Schon im Mai beim Giro hatte er mit Nationaltrainer André Greipel wegen der WM gesprochen. „Natürlich muss man die nötige Form haben, das steht außer Frage, aber sie haben bei dem schweren Parcours mit mir geplant und ich wollte unbedingt dort am Start stehen“.

Nach einem super Giro ist Geschke auch die Tour de France gefahren, brauchte dann eine Pause. Bei der Deutschland Tour drehten die Beine noch nicht wie gewünscht, doch dann ging die Form in die richtige Richtung. „Die Cyclassics und der Block in Italien waren sehr gut. Ich denke, die Form passt und ich hab jetzt richtig Bock auf die WM„, so Geschke.

In Zürich stellt der BDR eine starke Mannschaft mit einigen guten Kletterern an den Start. „Wir haben in Deutschland mehr Bergfahrer, als noch vor 7-8 Jahren. Georg Steinhauser, Florian Lipowitz, Marco Brenner, in der Breite sind wir viel stärker geworden, was die Berge betrifft“, so Geschke und schiebt mit einem Grinsen nach: „Schon cool, jetzt mit 38 noch mal mit der neuen Generation gemeinsam die WM zu fahren“.

Im Straßenrennen von Zürich soll Geschke seine Erfahrung einbringen und das Team unterstützen. „An Qualität mangelt es bei uns nicht. Klar, wir haben jetzt keinen Top-Favoriten auf eine Medaille, aber ein starkes Team. Da bin ich wohl der einzige, der nicht Top10 fahren kann“, sagt Geschke und lacht. Es ist Simon Geschke anzumerken, wie sehr er sich auf die WM im Nationaltrikot und dann auf das letzte Rennen im Cofidis-Jersey in Münster freut. Doch auch wenn er sich 100% auf die WM vorbereitet hat, die Gedanken gehen schon über den 3. Oktober hinaus.

Blick voraus

„Ich werde einen C-Trainerschein machen und natürlich läuft das Höhenhotel bereits nebenbei. Aber ich werde nach dem 3. Oktober erstmal etwas Zeit und Ruhe haben, mich auch auf die Familie konzentrieren“, sagt Geschke. Den Radsport wird er nicht aus dem Blick verlieren. „Ich hab vor ein paar Tagen mit Emu (Anmerk. Emanuel Buchmann) gesprochen, der ja sowas wie mein Nachfolger bei Cofidis wird. Natürlich werde ich das Team ohnehin weiter verfolgen, die Daumen drücken und mitfiebern. Aber ich kenne Emu schon lange und wir haben ein gutes Verhältnis. Ich wünsche ihm, dass er wieder richtig gut in Schwung kommt und dann bei Cofidis seine Klasse zeigen kann. Das Team bietet ein gutes Umfeld und das kann auch für ihn wirklich gut passen. Aber im Rennen müssen sie dann ohne mich klarkommen, ich kann nur noch anfeuern“, sagt Geschke trocken.

Bis Geschke tatsächlich das „Rad an den Nagel“ hängt sind es noch zwei Rennen. Vor allem am Sonntag in Zürich wird er ans Limit müssen. „Das wird hart, ohne Frage. Aber genau für solche Rennen bin ich Profi geworden und sehr dankbar, dass ich in Zürich noch einmal dabei bin“, sagt Geschke. Wie es dann in Münster wird, wie sich sein allerletztes Rennen anfühlt, weiß er noch nicht. „Ich bin gespannt“, sagt Geschke in seiner typischen Art kurz und knapp und schiebt ein Lachen nach.


Simon Geschke im Interview nach der Deutschland Tour 2024: