1 | Gehen die Saisonpläne der Worldtour Teams auf? So läuft es für Visma | Lease a Bike und Team UAE
Jonas Vingegaard soll die Tour gewinnen. Die Experten zweifeln, sagen er hat dazu nicht die bestmögliche Mannschaft. Ich glaube Laporte und Benoot in Vismas Tourteam sind sehr wertvoll, gerade auf Schotter in der Champagne und gerade bis zu den Bergen in der letzten schweren Woche. Beide können Rennverläufe lesen und verstehen sowie taktische Anweisungen exzellent umsetzen. Sie werden in der dritten Woche noch liefern können und wenn man die Profile der 17./19./20. Etappe anschaut, geht’s immer einige Zeit bis zum Gebirgs-Showdown.
Van Aert will ein Klassiker-Monument gewinnen und geht auf den Giro. Ich denke, weil die Tour und Olympia immer schwer zusammenpassen. Ich wünsche Wout van Aert die alte Stärke…und glaube daran, dass er Großes im Frühjahr und Herbst vollbringt. Er lässt die Tour aus und will sich beim Giro profilieren. Deshalb wird er beim Giro auch wieder so fahren wie bei der Tour 2022 – sehr aggressiv auf eigene Rechnung in der ersten Woche. Hat für ihn den Vorteil er muss so als Solist nicht den Sprint für Olav Kooij anfahren und kann sich immer wieder als Standard-Helfer rausnehmen. Ihm liegt die Rolle als Relaisstation für den Visma Giro Kapitän Cian Uijtdebroeks ohnehin viel besser.
Meine Saison-Thesen nach voraussichtlicher Nominierung der WT-Teams Visma Lease a bike und UAE:
– Jonas Vingegaard wird Zweiter der Tour de France und gewinnt die Vuelta
– Wout van Aert gewinnt die Flandern Rundfahrt, fährt beim Giro spektakulär, erzielt mindestens einen Etappensieg und fährt im Maglia Ciclamino in Rom über den Zielstrich
– Cian Uijtdebroeks fährt beim Giro auf das Podium
Was macht UAE oder besser Tadej Pogacar?
Es ist einfach die stärkste Mannschaft, der stärkste Einzelfahrer und die Zeit ist reif das alles zu zeigen. Der Saisonplan geht voll auf und dennoch bleibt im Team das Gefühl, es wäre noch mehr drin gewesen. Die Zahl der Siege von 2023 wird sich nicht wiederholen. Marc Hirschi fährt dennoch eine weitere grandiose Saison und Tadej Pogacar gewinnt den Giro und die Tour. Läuft bei UAE.
Überprüfung
- Bei Visma Lease a bike lag ich daneben, bei UAE lag ich richtig. Rückblende: Meine beiden ersten Thesen waren ja Vergleiche der Saisonziele der WorldTour Teams. Visma hatte ein unfassbares Jahr 2023 mit taktisch überragend gefahrenen Rennen. Konnte es so weitergehen? Zumindest habe ich ihnen wieder einiges zugetraut. Doch wenn sich das Glück des Vorjahres in das Pech des aktuellen Jahres wandelt, wird es auch für Visma Lease a bike mit all ihrer Akribie schwierig Erfolge einzufahren. Jonas Vingegaard war mit der kurzen Zeit der Vorbereitung eine herausragende Tour de France gelungen. Wout van Aert verpasste einen Top Giro, hatte dann aber noch bis zu seinem erneuten Sturz eine top Vuelta. Mit all den Rückschlägen finde ich, war es noch eine gute Saison. Wenn es im Frühjahr so heftig kommt und man sowas als Team wegstecken muss, ist dies nicht selbstverständlich: 32 Saisonsiege, 18x (über die Hälfte) bei World Tour Rennen oder WT-Etappen. Meist durch Vingegaard und Jorgenson.
- Bei UAE lag ich mit der These richtig, war sicher nicht so schwer vorherzusagen. Rückblende: UAE war unfassbar gut. Ich habe erst vor ein paar Tagen die Netflix Doku zur Tour de France 2023 gesehen, mit einem verwundbaren Tadej Pogacar, wenn man dazu im Vergleich diese Saison 2024 von ihm vor Augen hat, ist es noch mal krasser. Ich bemühe jetzt keine weitere Statistik dazu. Es war für das ganze Team eine sensationelle Saison und eben nicht nur geprägt durch diesen einen, alles überragenden Fahrer. Ich denke beide Teams atmen auf ihre Art jetzt erstmal ganz tief durch, genau deshalb passt, dass ich diese beiden Teams nebeneinander gestellt hatte.
2 | Gehen die Saisonpläne der WorldTour Teams auf? So wird das Jahr für Bora-hansgrohe und Soudal – QuickStep
Sehr viel wurde vor Saisonbeginn über Bora-hansgrohe geschrieben. Und dann hauen sie gleich mal drei Etappensiege in Australien raus. Einfach mit einem überragenden Anfahrer Danny van Poppel und einem dem alle im Team den Sprintsieger anvertrauen. Ganz stark! Doch was sind die eigentlichen Saisonziele? Klar, Roglic soll die Tour de France gewinnen. Mein Kollege Fabian Wegmann ist bekennender Roglic Fan und traut ihm alles zu. Ich bin es weniger. Auch wenn er mich als Sportler, Mensch und mit der Lebensgeschichte sehr fasziniert – zumindest mit dem was man von außen betrachtet mitbekommt. Ich denke aber zum Tour-Sieg ist er in seiner Karriere schon zu weit fortgeschritten. Die Jungen sind einfach jetzt besser. Dazu kommt, dass ein enormer Druck auf das Team Bora-hansgrohe aufgebaut wird, zusätzlich mit der Präsenz von Red Bull, die schon einmal rings um den eigenen Hof stehen. Das ganze Teamgefüge um Roglic hat keine Zeit zu wachsen. Viele im Team waren von einigen Entwicklungen des Herbstes überrascht worden. Das führt aus meiner Sicht dazu, dass Roglic sich erst viel Vertrauen und blinde Unterstützung erarbeiten muss. Dazu wird es nicht genügend Zeit und Rennsituationen bis zur Tour geben. Ganz zu schweigen wie mit der Rolle von Jai Hindley umgegangen wird, seinem vermeintlich besten Helfer. Er ist selbst Grand Tour Sieger und wenn es in einer brenzligen Situation bei ihm eine Entscheidung braucht, bin ich gespannt, ob er nicht doch die Unterstützung eines eventuell angezählten Roglic aufgibt und auf eigene Rechnung fährt. Ich denke einfach, es ist komplexer als einen Roglic zu verpflichten um die Tour de France zu gewinnen.
Lennard Kämna, dessen Fan ich bin 😉 traue ich eine sehr gute Rolle beim zweiten GC-Versuch im Giro zu. Ich finde es grandios, dass er es nochmal so angeht, dass ihm hoffentlich sein Team auch die Rückendeckung dazu gibt. Bei den bislang bekannten Fahrern des Giro-Roster mache ich mir keine Sorgen, die stehen 100% hinter ihm, werden sich schnell finden. Das Schöne ist ja auch, dass sich Bora-hansgrohe sehr auf die Tour konzentriert, der Giro erstmal mitlaufen kann, man hat dort nichts zu verlieren, ohnehin nach dem Gesamtsieg von 2022. Das alles spricht für eine schöne Italien-Rundfahrt für Kämna und die deutschen Fans.
Meine Saison-Thesen nach voraussichtlicher Nominierung der WT-Teams BORA hansgrohe und Soudal – Quick Step:
– Primoz Roglic wird bei der Tour de France 4. Er verpasst leider das Podium, weil neben Pogacar und Vingegaard noch ein Junger dazwischenfährt
– Lennard Kämna fährt beim Giro im GC unter die Top 5.
– Emil Herzog überrascht mit einem Top 5 Ergebnis bei einem der Halbklassiker im Frühjahr bis einschließlich 1. Mai in Frankfurt
Was macht Soudal – QuickStep oder besser Remco Evenepoel?
Alles auf Remco wird die Devise bei SQT sein. Ein Plan, der den anderen im Team hervorragend liegt. Alaphilippe, Asgreen, Cattaneo, Hirt, Lampaert, Landa, Merlier, van Lerberghe, van Wilder, Vansevenant können immer aus der zweiten Reihe agieren, offensiv fahren, haben wenig taktische Zwänge. Zudem sind im Team alle so erfahren, dass sie Chancen die sich im Rennen ergeben, glasklar erkennen und zielsicher nutzen werden. Wolfpack ist back.
Remco Evenepoel gewinnt nicht bei Liège-Bastogne-Liège – er gewinnt das Tour de France-Abschlusszeitfahren von Monaco nach Nizza und fährt sich damit in die Tour de France Top 5 im GC.
Überprüfung
- Matched auch der zweite Vergleich zwischen Red Bull Bora hansgrohe und Soudal Quick-Step? Durchatmen wird auch Red Bull Bora hansgrohe, wenn Red Bull ihnen die Zeit dazu lässt. Ich bin sicher der Sponsor will mehr und auch das Team will mehr, ich hoffe sie finden die Balance das Projekt gleich noch zwei Schritte, anstatt nur einen zu entwickeln. Mit der These zu Red Bull Bora hansgrohe lag ich wohl richtig. Rückblende: Ähnlich wie Visma gab es am Anfang und am Ende der Saison sehr brauchbare Resultate. 24 Siege davon 12 auf WorldTour Niveau ist im Vergleich der vier Teams meiner Thesen der vierte Platz und fast alle Top Resultate kommen von Primoz Roglic. Die Breite hat nicht gepasst, ob das am Teamgefüge lag oder an den rennstrategischen Vorgaben, kann ich von außen nicht beurteilen. These zu Soudal Quick-Step: the wolfpack is back, kann man schon sagen. 34 Saison-Siege für SQT davon 13 in der WorldTour ist auf dem gleichen Niveau wie Visma 2024 – das muss ich kurz stehen lassen. Wer hätte nach der Visma Topsaison 2023 gesagt: Visma wird 2024 wieder auf einer Erfolgsebene mit Soudal Quick-Step sein? Das ist Radsport! Remco Evenepoel hat geliefert, vor allem bei Olympia – was nicht für die Teamstatistik zählt aber in das Team hinein wirkt. Tim Merlier hat viele sehr gute Sprints gefahren. Das spricht für das ganze Team. Für mich ist das Team auch wieder sexy, deshalb bleibt Remco, deshalb kommen neue interessante Fahrer, wie Max Schachmann, Ethan Hayter, Valentin Paret-Peintre. Fazit: These fast richtig! Remco gewann ein Zeitfahren der Tour de France, das auf der 7. Etappe.
3 | Der Mythos um die Gravel Etappe bei der Tour de France
Diese 9. Etappe am 07.07.2024 hat schon so viel Aufmerksamkeit bekommen. Und sicher wird’s auch ein Spektakel. Der Blick in den Hundertjährigen Kalender verrät einen schönen sonnigen, vielleicht sogar heißen Tag. Und nun? Meine These ist, es wird einfach nichts passieren im Gesamtklassement. Größere Abstände wird eh keiner der Favoriten herausfahren und verlieren wird auch keiner etwas. Dennoch, wir sehen vermutlich einen Red-Bull-Torbogen über jedem Schotterstück, wie schmeckt eigentlich Red Bull/Champagne? Und am Ende hat diese Etappe der Einschaltquote Flügel verliehen, auch gut. Damit ist auch raus, dass ich als Streckenplaner kein Freund von Gravel bin, schon eher von Pavé. Doch das ist ein anderes Thema, das ich auch mit Fabian Wegmann immer gerne für die Deutschland Tour diskutiere.
Überprüfung
- Richtig geraten. Was war das eine Etappe, die Gravel Etappe der Tour de France in der Champagne. Nur verändert hat es nichts, innerhalb der Top 8 zu diesem Zeitpunkt ist alles gleich geblieben. Alle Teams hatten sich extrem gut und intensiv auf diesen Tag vorbereitet. Auch deshalb blieb alles nach der Etappe gleich, wobei es für Red Bull Bora hansgrohe zumindest ziemlich aufregend war. Spektakulär war es trotzdem, tolle Bilder und ein französischer Tagessieg. Glückwunsch an den Veranstalter A.S.O.
4 | Olympia in Paris
Wer soll es richten für die Grande Nation? Da sehe ich leider Keinen. Andere Nationen haben einfach mehr Favoriten Mathieu van der Poel, Remco Evenepoel, Tadej Pogacar, der Däne Mattias Skjelmose oder ein Außenseiter wie 2023 mit Matthew Dinham? Alle werden von der Tour kommen, deshalb wird’s für sie mental extra schwer. Es wird dennoch ein tolles Rennen werden, spektakuläre Kulisse und großer Sport. Und am Ende siegt Belgien mit Wout van Aert.
Überprüfung
- Hier lag ich nur zur Hälfte richtig, Belgien gewinnt bei Qlympia, aber eben Remco Evenepoel und nicht Wout van Aert. Es wurde ein tolles Rennen, eine wundervolle Kulisse, unheimlich viele friedliche Fans und großer Sport. Und dann noch die Geschichte mit Nils Politt. Ich glaube jeder Sportinteressierte hat mitgefiebert und mitgelitten. Das ist Radsport!
5 | Olympia Teil 2
Diesmal denke ich an das Nationalteam Deutschland. Ich hoffe und wünsche den deutschen Frauen zwei Goldmedaillen. Ich denke das wird auch passieren. Die Chancen stehen doch wieder sehr gut für die Kurzzeit-Damen. Sprint, Teamsprint und Keirin. Etwas weniger euphorisch bin ich beim Ausdauer-Frauenteam. Mannschaftsverfolgung, Omnium und Madison wird Medaillenränge an sich zum Ziel haben. Oder vielleicht ist am Wochenende vor den Bahnwettbewerben meine Prognose schon eingetreten und es geht was nach ganz oben im Straßenrennen, gell Liane! Übrigens es gibt auch noch BMX Freestyle und BMX Racing mit deutschen weiblichen Medaillenkandidatinnen sowie Mountain Bike!
Unser deutsches Radsport-Männerteam sehe ich leider nicht auf einem Podium in Paris 2024. Good luck und ich weiß, alle die am Start stehen geben ihr Bestes – dann darfs gerne in die Top6 gehen oder vielleicht doch noch eine Überraschung?
Überprüfung
- Das hat leider nicht geklappt mit zwei Goldmedaillen für das Radsport-Team Deutschland. Im Teamsprint der Frauen gab es die Bronzemedaille und Lea-Sophie Friedrich holte Silber im Sprint. Hier lag ich also daneben mit der Saisonthese. Meine Hoffnung in den anderen Disziplinen des Radsports wurden leider auch nicht erfüllt. Doch das kann sich bis in vier Jahren wieder ändern, die Bahn-Weltmeisterschaften in der vergangenen Woche haben ja gezeigt, dass Überraschungen möglich sind. Das Madison Rennen von Roger Kluge und Tim Torn Teutenberg war einfach grandios anzuschauen! Herzlichen Glückwunsch.