Insgesamt sind vom Veranstalter ASO sechs Bergetappen ausgewiesen. Im Zentralmassiv, in den Pyrenäen, dem Jura und in den Alpen wird geklettert. Insgesamt müssen während der 21 Etappen 51.550 Höhenmeter bewältigt werden. Die nackte Zahl der Höhenmeter ist nicht außergewöhnlich, doch schaut man genauer hin wird deutlich – es ist wieder eine Tour de France für Kletterer.
Fasst man die Kategorien zwei, eins und HC zusammen, sind insgesamt 26 Anstiege dieser Kategorien zu meistern. Diese verteilen sich so: 8 im Zentralmassiv, 8 in den Pyrenäen, 9 in den Alpen und 1 im Jura. Es waren zwar in den vergangenen drei Jahren jeweils mehr Anstiege dieser Kategorien, leichter macht das diese Tour de France 2025 nicht. Im Vergleich zur Tour 2024 bleibt es im kommenden Jahr lange topografisch wenig anspruchsvoll – 2024 ging es schon in der ersten Woche über den Galibier. Doch die zweite Hälfte der Strecke der Tour 2025 ist brutal.
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Die Bergetappen der Tour de France 2025
Etappe 10 – Achterbahnfahrt im Zentralmassiv | Montag 14. Juli

Ehe es richtig bergig wird, dauert es recht lang: Erst das 10. Teilstück ist die erste Bergetappe – eine Achterbahn im Zentralmassiv, mit satten 4400 Höhenmetern und kaum flachen Abschnitten. Es ist ein gefährliches Teilstück, wo es nur schwer gelingt das Rennen zu kontrollieren. Mit 163 Kilometern ist diese Etappe nicht super lang, aber es könnte ein sehr intensiver Tag werden. Vor dem ersten Ruhetag liegt diese Etappe zudem so, dass die Fahrer mit Blick auf den Erholungstag vielleicht noch etwas mehr zur Offensive animiert werden.
Es sind keine langen Steigungen, aber sehr viele nacheinander. Es geht weniger darum, bergauf einen guten Rhythmus fahren zu können, sondern stets aufmerksam zu sein, keine Fehler zu machen und sich bloß nicht abhängen zu lassen. Auf einem solchen Terrain kann man selbst mit einem superstarken Team nur wenig reparieren, sollte man in die Defensive geraten.
GC-Bedeutung: Auf dieser Etappe wird ganz sicher nicht die Tour de France 2025 entschieden. Aber es ist ein kniffligen Teilstück, bei dem schnell empfindlich viel Zeit verloren werden kann. Zudem ist es eine Etappe, die die Sportler auch mental sehr fordert. Ein kleiner Fehler kann dramatische Folgen haben. Große Abstände zwischen den Top-Favoriten auf Gelb sind dennoch nicht unbedingt zu erwarten.
Etappe 12 – die erste echte Bergankunft | Donnerstag 17. Juli | 181 km – 3850 Hm

Die erste echte Bergankunft jeder Tour de France wird mit großer Spannung erwartet. Die Klassementfahrer müssen die Karten auf den Tisch legen. An den kurzen Steigungen im Zentralmassiv kann man durchaus einen Eindruck gewinnen, in welcher die Form die Top-Fahrer sind – wie es jedoch um die Kletter-Kräfteverhältnisse der Top-Stars bestellt ist, zeigt sich erst an den langen Anstiegen. Diese erste Bergankunft in Hautacam ist lang und steil!

Im unteren Teil geht es noch moderat hinauf, im Mittelteil wird’s dann durchaus happig. So stehen am Ende insgesamt mehr als 13 Kilometer Kletterei bei fast 8% an!
Ein echter HC-Berg in den Pyrenäen, der auch bei der Tour schon mehrfach gefahren wurde – allerdings erst 1994 zum ersten Mal! Zuletzt siegte Jonas Vingegaard in Gelb. Vielen Radsportfans sicher noch sehr gut in Erinnerung ist der Auftritt von Lance Armstrong im Jahr 2000, der sich damals in Hautacam bei der ersten Bergankunft dieser Tour das Gelbe Trikot holte. Die Hintergründe seiner beeindruckenden Performance sind heute bekannt.
GC-Bedeutung: Die erste Bergankunft der Tour ist stets von großer Bedeutung für die Gesamtwertungsfahrer. Es wird offengelegt, wie stark die Kontrahenten sind. Wer hier eine Niederlage hinnehmen muss, hat daran meist auch mental extrem zu knabbern. Zwar bleiben noch reichlich Berge, doch das Selbstbewusstsein leidet massiv, wird man bereits bei der ersten Bergankunft abgehängt.
Etappe 13 – Bergzeitfahren | Freitag 18. Juli | 11 km – 650 Hm

Streng genommen keine echte Bergetappe – aber eben dennoch eine happige Bergprüfung! Nur einen Tag nach der ersten Bergankunft der Tour 2025 steht das zweite und letzte Einzelzeitfahren auf dem Programm. 11 Kilometer geht es von Loudenvielle nach Peyragudes. Ein fieses Ding! Die ersten drei Kilometer sind flach, dann beginnt die acht Kilometer lange Steigung zur Wintersportstation. Es geht von Westen den Peyresoude hinauf, oben biegen die Fahrer rechts weg und es geht die letzten Meter absurd steil zum Ziel.
Man darf gespannt sein, wem die optimale Renngestaltung gelingt. Denn die letzten Kilometer dieses Zeitfahrens sind extrem schwer und man kann viel Zeit verlieren, teilt man sich die Kräfte die nicht richtig ein.
GC-Bedeutung: Dieses Zeitfahren ist für die Klassementfahrer enorm wichtig. Wer hat die erste Bergankunft gut verkraftet? Wem gelingt ein optimales Pacing? Wer hat die beste Tagesform? Werden tatsächlich große Abstände zwischen den Top-Fahrern entstehen? Man darf gespannt sein, was an diesem Tag passiert.
Etappe 14 – Pyrenäen-Finale | Samstag 19. Juli | 183 km – 4950 Hm

Nach zwei schweren Tagen in den Pyrenäen steht eine der härtesten Etappen dieser Tour de France an. Fast 5000 Höhenmeter hat dieses Teilstück – insgesamt vier Anstiege müssen bewältigt werden. Auch für den Kampf um das Bergtrikot ist dieses Teilstück durchaus von Bedeutung.

Zunächst steht der Tourmalet an. Er wird zwar von der etwas leichteren Westseite erklommen, aber dennoch ist es ein langer und sehr schwerer Anstieg. Fast 20 Kilometer geht es hinauf. Vom Gipfel sind es keine 100 Kilometer mehr bis ins Ziel.
Es folgt nach der langen Abfahrt vom Tourmalet der Aspin und es geht wieder von Westen den Peyresoude hinauf. Diesen Anstieg kennen die Fahrer ja noch vom Vortag sehr gut. Diesmal geht es aber über den Pass, nicht hinauf zum Flugplatz. Nach der langen Abfahrt geht es dann direkt in die Schlusssteigung.

Mehr als 12 Kilometer geht es am Ende mit rund siebeneinhalb Prozent hinauf. Nach 13 schweren Etappen und zwei harten Tagen zuvor könnte es hier durchaus für einige Fahrer extrem hart werden.
Ganz sicher wird die Gesamtwertung nach den Pyrenäen eine ganz klare Struktur haben.
Etappe 16 – Mont Ventoux | Samstag 22. Juli | 172 km – 2900 Hm

Es ist eine klassische Mont-Ventoux-Etappe. Von Montpellier geht es überwiegend flach zum Fuße des Mont Ventoux und dann den „kahlen Riesen der Provence“ hinauf. Es ist einer der härtesten Anstiege des Profiradsports. Schon 10 Mal lag das Etappenziel am Gipfel des Ventoux.
2025 geht es klassisch hinauf – von Saint-Estève die ersten acht Kilometer im Wald sind heftig steil, im oberen Teil ist es zwar flacher, aber windanfällig. Ein langer Anstieg bis hinauf auf 1900 Meter üNN. Satte 15,7 Kilometer mit 8,8% im Schnitt. An diesem Tag geht es nur um die Kletterqualität am Schlussanstieg. Formiert sich früh eine starke Gruppe, könnte durchaus ein Ausreißer den Tagessieg einfahren, doch dafür müsste man wohl mit reichlich Vorsprung auf die Top-Kletterer in den Ventoux gehen.
GC-Bedeutung: Ein langer, schwerer Anstieg bei dem es um die reine Kletterqualität geht. Im oberen Teil könnte der Wind eine Rolle spielen, eine Gruppe gegenüber einzelnen Fahrern im Vorteil sein. Wer an diesem „Riesen“ einen schwachen Tag erlebt, kann sehr viel Zeit verlieren. Zudem winkt ein Tagessieg auf einem der legendären Tour-Berge. Man darf fest mit einem GC-Spektakel rechnen.
Etappe 18 – die Königsetappe | Donnerstag 24. Juli | 171 km – 5500 Hm

Es ist die anspruchsvollste Etappe dieser 112. Tour de France, mit satten 5500 Höhenmetern. Drei schwere und lange Anstiege sind zu meistern, im Finale wartet die Bergankunft in 2304 Metern üNN. Eine echte Hammer-Etappe!
Nur wenige Kilometer nach dem Start geht es bergauf. Ehe die eigentliche Steigung zum Glandon beginnt, haben die Fahrer schon fast 500 Höhenmeter bewältigt. Vom Süden geht es hinauf zum Glandon – die leichte Seite zwar, aber es ist dennoch ein sehr langer Anstieg. Nach der langen Abfahrt geht es zum Col de la Madeleine. Einer der längsten und schwersten Anstiege in den Alpen. Es geht hinauf bis auf 2000 m ÜNN. Anschließend hinab ins Tal und dann zur Schlusssteigung.
Im Finale geht es dann zum Col de la Loze. Schon zwei Mal endete eine Etappe an diesem Berg – doch 2020 und 2023 wurde jeweils von Méribel aus von Westen hinaufgeklettert. In diesem Jahr geht es von Osten über Courchevel hinauf. Die andere Seite ist zwar insgesamt etwas anspruchsvoller, dennoch ist auch diese Auffahrt happig! Satte 26 Kilometer geht es am Ende hinauf – lange moderat steil, im oberen Teil aber durchaus steil auf schmalem Pfad. Nach drei schweren Wochen und happigen Etappen zuvor ist diese Steigung eine echte Herausforderung!

GC-Bedeutung: Eine brutale Etappe, bei der alle Fahrer ans Limit müssen. Wer hier einen schwachen Tag hat, verliert jede Chance auf das Podium in Paris. Es geht in große Höhe, zudem gibt es lange Anstiege – die Fahrer werden an ihre Reserven müssen, kommen auch in Sachen Energieversorgung ans Limit. Dies ist ein Renntag, an dem man eine Vorentscheidung erzwingen kann.
Etappe 19 – kurz und heftig – Bergfinale | Freitag 25. Juli | 130 km – 4600 Hm

Nur 130 Kilometer hat diese Etappe, dabei aber mehr als viereinhalbtausend Höhenmeter! Und noch einmal wartet am Ende eine lange und schwere Bergankunft – die letzte dieser Tour de France. Auf dieser Etappe kann durchaus einiges passieren. Es ist die letzte Bergetappe und dazu ein kurzes Teilstück – wer also noch einmal alles riskieren will, findet hier ideales Terrain! Kaum flache Meter – nur nach dem Roselend geht es zur Schlusssteigung einige Kilometer leicht abfallend zur Schlusssteigung.
Die erste Steigung beginnt bereits nach einigen Kilometern. Auf den ersten rund 35 Kilometern geht es fast ausschließlich bergan – unterbrochen von einer kurzen Abfahrt. Nicht supersteil, aber von 355 mÜNN hinauf auf 1650 mÜNN. Nach einer Abfahrt beginnt dann rund 80 Kilometer vor dem Ende die Steigung zur Cormet de Roselend. Es geht über den Col du Pré – eine lange und durchaus happige Steigung.

Nach der Abfahrt vom Roselend geht es dann zur Schlusssteigung. Die letzte Bergankunft dieser Tour de France. Es geht nach La Plagne – in 2052 mÜNN. Ein legendärer Anstieg, der bereits sechs Mal Etappenziel der Tour war, allerdings zuletzt vor mehr als 20 Jahren.
Mehr als 19 Kilometer geht es hinauf, mit mehr als sieben Prozent im Schnitt. Eine heftiger Anstieg nach drei harten Wochen. Die letzte Chance etwas in der Gesamtwertung zu korrigieren, oder die Möglichkeit sich zum Tourkönig zu krönen. In jedem Fall eine Steigung, die eine Schwäche nicht verzeiht und noch einmal alles abverlangt.

GC-Bedeutung: Eine kurze, aber heftige Etappe nur zwei Tage vor Ende der Tour. Es die letzte Chance, noch einmal das Blatt zu wenden. Der Kampf um Podium wird vermutlich noch einmal entbrennen – dieses kurze Teilstück für den letzten Großangriff genutzt. So zumindest wohl die Wünsche der Organisation. Eine kurze Etappe mit solch anspruchsvollem Profil kann durchaus für ein Spektakel sorgen. Erst wer diese Etappe in Gelb „überlebt“, steht vor dem Gesamtsieg der Tour 2025. Auch wenn man das 20. Teilstück am nächsten Tag nicht unterschätzen sollte!