„Watch the Femmes“: Die Tour de France Femmes sieht sich selbst als Vorreiterin des boomenden Frauenradsports. Da verwundert es wenig, dass die vierte Ausgabe der neugestalteten Frankreich-Rundfahrt vom 26. Juli bis 3. August 2025 mit ein paar Rekorden aufwartet. Die Tour de Frances avec Zwift umfasst erstmals 9 Etappen. Vom Start in der Bretagne bis zum großen Finale in den Alpen müssen die 154 Fahrerinnen vom Nordwesten in den Südosten Frankreichs die neue Höchstmarke von 1.165 Kilometern absolvieren. Die addierten 17.240 Höhenmetern stellen laut den Organisatoren der ASO ebenfalls einen neuen Rekordwert dar.
Das Profil der im nächsten Jahr ausschließlich auf französischen Straßen ausgefahrenen Rundfahrt verspricht auf jeden Fall reichlich Abwechslung, auch wenn es weder ein Einzel- noch ein Teamzeitfahren gibt, mit dem einige Fahrerinnen im Vorfeld geliebäugelt hatten. Auf dem Programm stehen zwei Flachetappen, drei hügelige Etappen, zwei mittelschwere Bergetappen sowie zwei Etappen im Hochgebirge. Die beiden letztgenannten Etappen werden darüber entscheiden, wer die Nachfolge von Kasia Niewiadoma antritt, die 2024 das Gelbe Trikot denkbar knapp vor Demi Vollering ins Ziel rettete. Highlight der Tour ist zweifellos die Ankunft auf dem legendären Col de la Madeleine, der die vorletzte Etappe beschließt.
Die Reaktionen nach der Streckenpräsentation
„Es ist schön, wie vielseitig die Strecke der Tour de France Femmes avec Zwift 2025 ist“, erklärte Titelverteidigerin Kasia Niewiadoma via Team-Mitteilung von Canyon//SRAM-zondacrypto. Es gebe zahlreiche Möglichkeiten für unterschiedliche Fahrertypen. „Insgesamt bin ich davon ausgegangen, dass es längere und härtere Etappen geben würde, stattdessen ist es ein Mix. Im Scherz habe ich gesagt, dass ich ein wenig traurig bin, dass es kein Mannschaftszeitfahren gibt, weil ich das irgendwie erwartet habe. Aber der Col du Madeleine wird uns schon genug zu schaffen machen, so dass es die kurzen Etappen am Anfang etwas ausgleichen. Insgesamt gefällt mir die Strecke 2025.“
„Es wird eine schöne und herausfordernde Tour, in der einiges geboten wird, von kurzen, fiesen Anstiegen am Anfang bis zum Finale in den Bergen“, befand Danny Stam, Teammanager von SD Worx-Protime, auf Wielerflits. Auf die Chancen auf Lotte Kopecky angesprochen, meinte er, dass die erste Hälfte der Tour ihr entgegenkomme, die zweite Hälfte sei hingegen schwieriger. Welche Rolle die Tour schlussendlich in ihrer Saisonplanung spiele, werde man nach dem Urlaub der Fahrerin entscheiden. Stam mutmaßte zudem, dass der Kurs Demi Vollering, die ab 2025 für die Equipe FDJ-SUEZ stattet, in die Karten spiele.
Positiv über den Parcours geäußert hat sich auch Justine Ghekiere (AG Insurance-Soudal), die Gewinnerin der Bergwertung 2024. Auf Sporza erklärte sie: „Ich freue mich, dass die Tour nächstes Jahr einen Tag länger dauert, das ist normalerweise ein Vorteil für mich. Und ich bin auch froh, dass es kein Zeitfahren gibt, das ist noch mehr zu meinem Vorteil.“ Was das Gelbe Trikot angeht, erwarte sie einen großen Kampf hinauf zum Col de Madeleine. Ihre Chancen dort schätzt sie angesichts der starken Konkurrenz als nicht allzu hoch ein. Als Etappenjägerin liebäugelt sie vielmehr mit der 5. Etappe.
Im Fokus der Gastgeber steht Pauline Ferrand-Prévot (Visma | Lease a Bike). Die 32-jährige Mountainbike-Olympiasiegerin ist auf die Straße zurückgekehrt und hat angekündigt, nun noch einmal die Tour gewinnen zu wollen. Renndirektorin Marion Rousse hätte nichts dagegen: „Ein solcher Erfolg würde zweifellos die hochveranlagten französischen Fahrerinnen beflügeln.“ Namentlich erwähnt sie dabei Cédrine Kerbaol, die 2023 die Nachwuchswertung und 2024 eine Tour-Etappe gewann. Als Bretonin wird Kerbaol vor allem auf den ersten beiden Etappen, die durch ihre Heimatregion führen, hochmotiviert sein.
Die Etappen im Überblick
Grand Départ in Vannes
Die Tour de France Femmes legt am 26. Juli in der radsportvernarrten Bretagne los, während die Männer zeitgleich noch ihr Schlusswochenende vor der Nase haben. 79 km sind zum Auftakt von Vannes nach Plumelec zu absolvieren. Angesichts der kurzen Etappe sind zahlreiche Attacken erwartbar – auf dem Schlusskurs dürften angesichts des 1,7 km langen Anstiegs zur Côte de Cadoudal (6,2 %), der auch das Rennen beschließt, Puncheure die Nase vorn haben. Nicht wenige haben wohl jetzt schon das Bild von Lotte Kopecky (SD Worx-Protime) in Gelb vor Augen. In Plumelec endeten übrigens 2016 die Europameisterschaften: Damals siegte Anna van der Breggen vor Kasia Niewiadoma und Elisa Longo Borghini.
2. Etappe von Brest nach Quimper
Noch hügeliger geht es auf der 110 km langen zweiten Bretagne-Etappe mit vier kategorisierten Anstiegen weiter. Die größte Herausforderung auf dem Schlusskurs in Quimper stellt der 1,1 km lange Anstieg zur Côte du Chemin de Troheir dar – vielleicht schafft es an diesem Tag sogar eine Fluchtgruppe ins Ziel. Eine Lokalmatadorin wie Cédrine Kerbaol (Ceratizit-WNT) wird gewiss ein Auge auf diese Etappe werfen. Bei den Herren gewann Peter Sagan gewann 2018 hier den Bergaufsprint.
3. Etappe von La Gacilly nach Angers
Am Montag, 28. Juli 2025, nimmt das Peloton Kurs Richtung Süden. Nach 162 km liegt das Tagesziel in Angers. Nach zwei Tagen für die „punchy riders“ dürfen sich die Sprinterinnen diesen Tag dick im Kalender anstreichen. Der einzige wirkliche Anstieg des Tages ist schon nach 34 km zu überqueren. Vorhang auf für einen Massensprint!
4. Etappe von Saumur nach Poitiers
Der vierte Tagesabschnitt von Saumur nach Poitiers ist 128 km lang und aufgrund des flachen Profils ebenfalls eine Sache für die Sprinterteams. Der einzige kategorisierte Anstieg zur Côte de Marigny (5,4 %) rund 30 km vor dem Ziel sollte keine große Hürde darstellen. Damit schließt sich auch wieder der Vorhang für die Sprinterinnen.
5. Etappe von Chasseneuil-du-Poitou (Futuroscope) nach Gúeret
Auf der längsten Etappe der Tour de Femmes – 166 km lautet die Zahl des Tages – geht es für das Peloton vor allem im Schlussteil rauf und runter. Auf den letzten 30 Kilometern sind drei kürzere kategorisierte Anstiege zu bezwingen: die Côte de Chabannes (1,4 km mit 5,2 %), Côte du Peyroux (3,3 km mit 4,3 %) und Le Maupuy (2,8 km mit 5,4 %). Der letzte Berg liegt rund 7 km vor dem Ziel – es wird daher gewiss nicht an Attacken mangeln. Ein Hinweis für Kristin Faulkner von EF-Oatly-Cannondale (gilt auch an anderen Tagen): Es darf schon beim Überqueren der Ziellinie gejubelt werden.
6. Etappe von Clermont-Ferrand nach Ambert
Die 6. Etappe am 31. Juli startet an einem Tour-bewährten Ort im Zentralmassiv, nämlich in Clermont-Ferrand, wo die Tour de Femmes 2023 ihren Anfang nahm. Die Etappe endet nach 124 km in Ambert und hat fünf Anstiege im Gepäck, die sich auf 2.350 Höhenmeter summieren. Vor allem die zweite Rennhälfte, die vom Col du Beál (10,2 km mit 5,6 %) eingeläutet wird, ist anspruchsvoll. Die Teams der GC-Fahrerinnen müssen aufmerksam verfolgen, ob eine der Favoritinnen heute schon attackieren wird.
7. Etappe von Bourg-en-Bresse nach Chambéry
Die Alpen rufen! Auf den ersten 90 km verläuft die 7. Etappe zwar noch flach, dann aber stehen drei kategorisierte Anstiege im Weg, bis nach 160 km das Ziel in Chambéry auftaucht. Die kniffligste Herausforderung auf dieser Mittelgebirgsetappe stellt der Col du Granier (8,9 km mit 5,4 %) dar – hier kann die eine oder andere GC-Anwärterin Zeit verlieren. Bei der folgenden langen Abfahrt ins Ziel sind Steuerkünste nicht von Nachteil.
8. Etappe von Chambéry zum Col de la Madeleine
Die Königsetappe der Tour de Femmes avec Zwift 2025 ist mit 112 km zwar eine relativ kurze Angelegenheit, dafür verspricht die Bergankunft auf dem Col de Madeleine ein Feuerwerk der Kletterkünste. Satte 3.490 Höhenmetern sind am 2. August zu absolvieren. Direkt nach dem Start in Chambéry geht es hinauf zum Col de Plainpalais (13,2 km mit 6,3 %). Zwar geht es anschließend etwas moderater zu – mit der Côte de Saint-Georges-d’Hurtières (4,8 km, 5,9 %) steht nur noch ein kategorisierter Anstieg auf dem Programm, bis es über La Chambre hoch zum Dach der diesjährigen Tour geht: zum legendären Col de la Madeleine (18,6 km mit 8,1 %). Es braucht nicht allzu viel Fantasie, um sich auszumalen, dass hier bereits eine Vorentscheidung ums Gelbe Trikot fällt. Klar ist, dass man an diesem Tag viel Zeit verlieren kann, die auf der Schlussetappe nicht mehr aufzuholen ist.
9. Etappe von Praz-sur-Arly nach Chatel (Les Portes du Soleil)
Im Département Haute-Savoie endet die Tour de Femmes 2025 mit einer weiteren anspruchsvollen, 124 km langen Bergetappe, wenngleich sie nicht ganz so schwer daherkommt wie das Vortagsteilstück. Sollten die Abstände im Klassement noch moderat sein, können sich die Zuschauer auf ein ähnlich packendes Finale wie 2024 freuen, da mit der Côte d’Arâches-la-Frasse (6,2 km mit 7,1 %), dem Col du Joux Plane (11,6 km mit 8,5 %) sowie dem Col du Corbier (5,9 km à 8,5 %) drei kategorisierte Berge zu bezwingen sind. Vor allem der in der Rennmitte wartende Col du Joux Plane hat es mit seinen bis zu 12 % steilen Rampen in sich. Der Schlussanstieg nach Chatel verläuft hingegen moderat.