Das Team Astana hat einen Umbruch eingeläutet. Im Sommer feierte man mit Mark Cavendish den historischen 35. Tour-Etappensieg – ein Riesenerfolg für das kasachische Team. Doch Cav hat sich in den Ruhestand verabschiedet und das Team Astana stellt sich neu auf. Es wurden einige gute Fahrer verpflichtet, parallel der Performance-Bereich neu aufgestellt. „Vor der kommenden Saison 2025 unternimmt das Astana Qazaqstan Team große Anstrengungen, die Leistung der Fahrer zu verbessern, und holt mehrere Spezialisten ins Team, um die Performance Group zu verstärken“, teilte man mit. Ex-Profi Alex Dowsett kommt als Experte für Biomechanik und Aerodynamik, Morgan Saussine wird als Sports Data Scientist neuer Datenanalyst und Manuel Crespo bekommt die Rolle als neuer „Kraft- und Konditionstrainer“.

Zudem wurde der erfahrene Trainer Helmut Dollinger verpflichtet, der zuvor lange bei Bora-hansgrohe und zuletzt bei Q36.5 tätig war. „Ich freue mich, zurück in der WorldTour zu sein“, sagt Dollinger gegenüber CyclingMagazine mit einem Lachen. „Man ist als Trainer ja schon auch etwas Eitel, will seine Fahrer am liebsten ganz vorn haben. Ich freue mich, die Chance bei Astana zu bekommen“.

Der Kontakt zu Astana kam über Rüdiger Selig, den Dollinger zu seiner Zeit beim Bora-Team betreute. Früh in der Saison nahm er mit Selig Kontakt auf, weil er als mögliche Verstärkung für das Sprint-Leadout bei Q36.5 in Frage kam. Später drehte sich die Konstellation und Selig vermittelte zwischen der Astana-Teamleitung und Dollinger, schnell kam es zu einem Gespräch. „Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Wir haben uns ausgetauscht, welche Vorstellungen wir in Sachen Training und Entwicklung haben und es hat direkt an vielen Punkten übereingestimmt. Im Gespräch mit Vasilis (Anastopoulos – Head of Performance) und Maurizio (Mazzoleni – Sports Manager) war es so, als würden wir uns schon lange kennen und hätten uns nun wieder getroffen“, sagt Dollinger.

Mit einigen Trainer-Kandidaten hatte die Teamleitung gesprochen, für Dollinger entschied man sich auch wegen dessen Erfahrung. Dollinger wurden dann direkt auch einige Top-Fahrer zugeteilt. „Von den 6-8 Granaten im Kader sind vier beim mir – das ist natürlich ein Vertrauensbeweis und beflügelt mich„, sagt Dollinger. Mit welch positiver Energie er die neue Aufgabe angeht, ist im Gespräch zu spüren.

„Die Aufbruchstimmung im Team ist zu spüren. Das nimmt man wahr, auch wenn man neu in der Mannschaft ist. Es wurden Top-Leute hinzu geholt, beispielsweise Alex (Dowsett), dann haben wir einen sehr guten Nutritionisten und der Ansatz ist insgesamt sehr wissenschaftlich. Absolut obere Liga“, ist sich Dollinger sicher.

Die Leitung im Team haben Anastopoulos und Mazzoleni. „Sie stützen sich gegenseitig, arbeiten sehr gut zusammen und gehen voraus, das zeichnet sie aus. Und anders als bei anderen Mannschaften sind es nicht die „Head of“ die auch die Stars trainieren“, so Dollinger. Die zentrale Person ist Performance-Chef Vasilis Anastopoulos. „Das kann man schon so sagen. Bei ihm konzentriert sich viel, aber er holt auch alle mit ins Boot. Wenn man etwas einbringt, beispielsweise die Erfahrung mit einem neuen Feld-Test, dann wird sich das angeschaut und die bessere Option gewählt. Es geht darum, das Team voranzubringen, um die Ziele zu erreichen. Das merkt man ganz deutlich. So haben wir schon jetzt einen fix und fertigen Rennplan bis zur Tour de France – damit kann man arbeiten.“

Schwere Aufgabe

Hinter dem Astana-Team liegen schwierige Jahre. Nach zwei von drei Saisons, die für die Vergabe der WorldTour-Lizenzen ab 2026 relevant sind, liegt man abgeschlagen im WorldRanking. Doch mit dem Umbruch und den hochkarätigen Neuverpflichtungen steigen die Chancen, dass man das Ziel – Rang18 im Dreijahresranking – doch noch erreicht. „Natürlich ist das unser Ziel. Wir wollen möglichst viele Punkte holen und das Wunder doch noch schaffen. Und ganz ehrlich, wenn ich mir den Kader anschaue, dann ist das auch möglich“, sagt Dollinger. „Die Mannschaft hat sich verstärkt und ich spüre, dass hier etwas entstehen kann. Es wird direkt angepackt und versucht, die Dinge besser zu machen. In meinem Falle war es beispielsweise so, dass wir uns nicht mit viel Gerede aufgehalten haben. Ein „Servus“ und los gehts. Smart und gleich zur Sache – ich mag das sehr“, sagt Dollinger.

Will man tatsächlich am Ende noch unter den ersten 18 Mannschaften im Dreijahresranking stehen, braucht es mehr, als eine sehr erfolgreiche Saison. Doch selbst wenn man am Ende dieses Ziel verpasst, bleibt mit einer super Saison 2025 die Chance unter den zwei besten Teams mit Pro-Lizenz zu sein. Das wurde laut Reglement zumindest für 2026 den Start bei der Tour de France und den anderen wichtigen Rennen sichern. Auch dies hat das Astana-Management ganz sicher im Hinterkopf.