Die Transfers zur Saison 2025

Zugänge: Lucas Hamilton, Sam Watson, Artem Shmidt, Peter Hansen Oxenberg, Bob Jungels, Victor Langellotti, Axel Laurance

Abgänge: Tom Pidcock, Ethan Hayter, Jhonatan Narvaez, Luke Rowe

Mit dem späten überraschenden Abschied von Tom Pidcock verliert die einstige Top-Mannschaft einen hochveranlagten Fahrer, der mit seinen Launen und Ansichten jedoch zugleich das Teamgefüge immer wieder durcheinandergewirbelt hat. Mit Ethan Hayter, Jhonatan Narvaez und Luke Rowe mischen weitere wichtige Kräfte nicht mehr für das britische Team mit – unsicher ist zudem die Zukunft von Elia Viviani, dessen Vertrag 2024 ausläuft. Mit Bob Jungels stärkt ein guter Routinier die Altersfraktion im Team. Kletterer Lucas Hamilton ist ebenfalls ein Fahrer, der als Helfer eine wichtige Rolle übernehmen kann. Vielversprechend ist vor allem die Verpflichtung von Axel Laurance. Der U23-Weltmeister von 2023 kann auch bei hügeligen Sprints auftrumpfen und passt damit gut zu einer Teamstrategie, die eher auf Etappensiege zielt als auch die Gesamtwertungen der Grand Tours. Auch der talentierte, endschnelle Sam Watson soll sich bei Klassikern oder Eintagesrennen zeigen können. 

Das besonders in den Fokus gerückte Nachwuchstalent Peter Øxenberg geht zunächst für das Team Lotto Kern-Haus PSD Bank an den Start – übrigens ebenso wie Theodor Storm. Die britische WorldTour-Mannschaft kooperiert bekanntlich künftig mit dem deutschen Continental-Team. 

Insgesamt bleibt fraglich, ob die Transfers eine Erfolgswelle bei Ineos-Grenadiers auslösen können. Das Team ist in der Saison 2024, in der es 24 Siege weniger erzielte als im Vorjahr, in der Weltrangliste um drei Plätze nach unten gerutscht und mittlerweile nur noch Siebter.

Der Kader für die Saison 2025

Keine Frage: Mit Egon Bernal, Geraint Thomas, Carlos Rodriguez oder Thymen Arensman gibt es einige Top-Fahrer, die für gute Platzierungen sorgen können. Für ganz große Sprünge bei den Grand Tours dürfte es jedoch nicht ausreichen – allerdings gibt es im Radsportkalender ja zahlreiche andere Gelegenheiten, bei denen das Team ganz vorne landen könnte. 

Während es im Sprinterbereich ohne Vivani ganz mau aussieht, gibt es mit dem jüngeren Axel Laurance oder dem erfahrenen Michal Kwiatkowski ein paar Kandidaten für die hügeligeren Terrains.

Am stärksten besetzt ist eindeutig die Zeitfahrfraktion mit Filippo Ganna, Tobias Foss, Magnus Sheffield oder Joshua Tarling. Bei der jüngsten WM landeten mit Ganna, Tarling und Foss gleich drei Fahrer des Teams in der Top 7. Diese starken Zeitfahrer können nicht nur in ihrer Paradedisziplin glänzen, sondern auch im Etappenfinale und in Ausreißergruppen.

Schlüsselfahrer

Egan Bernal ist nach seiner schweren Verletzung verständlicherweise noch ein Stück von seiner einstigen Top-Form entfernt. Die größten GC-Hoffnungen ruhen weiter auf Carlos Rodriguez. Interessant ist, dass der Coach der beiden spanischsprachigen Kletter-Asse, Xabier Artetxe, das Team verlassen hat – eine von zahlreichen Änderungen nicht nur bei der Sportlichen Führung. Insgesamt gibt es 2025 rund 30 neue Gesichter im Ineos-Staff – das ist etwa ein Drittel aller Teambeschäftigten. Zum Glück gibt es noch ein paar bekannte Gesichter, zu denen Altmeister Geraint Thomas und Filippo Ganna zählen. Zudem ist das große Zeitfahrtalent Joshua Tarling in den Fokus gerückt.   

Stärke

Eine Stärke des Teams könnte paradoxerweise in den relativ erfolglosen letzten Monaten liegen. Da Ineos-Grenadiers gerade bei den großen Rundfahrten nicht mehr die erste Geige spielt, können die Fahrer befreiter auffahren und sich einzelne Etappen herauspicken. Das passt auch zur neuen Teamstrategie, den Fokus stärker auf Tagessiege zu legen. An Fahrern, die hier ganz vorne liegen können, mangelt es dem Team nicht.

Schwächen

Ob die eingeleiteten Umstrukturierungsmaßnahmen im Team schon gleich Früchte tragen, bleibt abzuwarten. Mit Pidcock hat kurz vor Toresschluss der Fahrer das Team verlassen, der mit dem Gewinn des Amstel Gold Races 2024 in einem enttäuschenden Jahr noch das beste Resultat erzielen konnte. Die Top-Fahrer spielten in den letzten Monaten allzu oft keine große Rolle bei den Rennen.

Prognose

Ineos-Grenadiers wird im WorldTour-Mittelfeld verharren, die Erfolge bleiben auf dem Vorjahresniveau. Der unerwartete Abgang von Pidock mag die Mannschaft sportlich schwächen, sorgt aber für größere Ruhe im Team. Altmeister wie Thomas und Jungels sind gefragt, die jüngeren Fahrer unter ihre Fittiche zu nehmen und sie vom allzu großen Erfolgsdruck fernzuhalten.