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Florian Lipowitz – noch ein langer Weg bis zur Lipomania

Florian Lipowitz (Foto: © Cor Vos)

Florian Lipowitz stand am Ende vollkommen verdient auf dem Podium von Paris-Nizza! Zweiter und bester Nachwuchsfahrer beim wichtigsten einwöchigen Etappenrennen der Welt – ein riesiger Erfolg. Nüchtern betrachtet war es einfach nur das logische Resultat seiner physischen Stärke. Doch in die Bewertung sollte man einfließen lassen, dass Lipowitz das erste Mal selbst Kapitän des Teams in Sachen GC war. Als Leader abliefern ist eine andere Sache, als in der Helferrolle nebenbei noch selbst solide GC-Ergebnisse einzufahren.

Schon mehrfach betonten wir in unseren Texten, dass Lipowitz als Quereinsteiger noch mitten im Lernprozess steckt, er Zeit benötigt. Das wurde auch bei Paris-Nizza offensichtlich. Taktisch fehlt es dem 24-Jährigen schlicht an Erfahrung. Diese muss der Ex-Biathlet nun als Profi sammeln, Fehler inbegriffen. Bei Red Bull-Bora-hansgrohe muss man sich Gedanken machen, wie man ihn optimal schulen kann, einen Prozess aufsetzen, der die Defizite langfristig mildert. Denn erneut wurde offensichtlich, welch Potenzial bei Lipowitz schlummert.

Was Lipowitz hilft, ist dabei auch sein Auftreten. Er ist beliebt bei den Kollegen und vielen Ex-Kollegen, die ihn gern bei seiner Entwicklung unterstützen. Ein Kapitän, der unbeliebt ist und Fehler macht, bekommt meist nicht sehr viele Chancen – im Haifischbecken Profiradsport. Das ist bei Lipowitz anders. Die Kollegen, ob Ben Zwiehoff bei Paris-Nizza oder Nico Denz bei der Vuelta – sie helfen Lipowitz gern, wollen ihn weiterbringen – nicht nur ihren Job machen, weil sie dafür bezahlt werden.

Vermutlich weiß Florian Lipowitz nicht mal selbst so genau, wozu er fähig ist, oder werden kann. Möglicherweise ist dies genau die richtige Voraussetzung dafür, Fehler zu machen, zu lernen und demütig zu sein. Leider scheint es so, als würden die Rufe nach einem Tourstart des Deutschen noch lauter werden und der „Wo ist Lipowitz?“-Effekt kommt schneller, als gedacht.

Nicht nur wegen der verpassten Jorgenson-Attacke am Schlusstag zeigte dieses Paris-Nizza, dass Lipowitz auf dem Weg zum Grand-Tour-Leader noch einen Weg vor sich hat. Kann er diesen – mit all den dazugehörenden Fehlern, Rückschlägen, Enttäuschungen, Druck und Einflüssen – weitergehen, bleibt er gesund und hungrig, wird er ganz sicher seine Chance als Leader bei einer Grand Tour bekommen. Bis dahin tut man sicher gut daran, einen Fuß auf dem Lipomania-Bremspedal zu lassen.

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