Jan testet Q36.5

Jetzt also das Winter-/Frühlingssetup von Q36.5. Mein Test des Dottore Clima Kit von Q36.5 im Sommer war zu dem Schluss gekommen, dass die Italiener ihrem Anspruch, mit neuen innovativen Konzepten zu überzeugen, absolut gerecht werden. Dementsprechend hoch die Erwartungen…

Getestet wurden: Die Gregarius Winterjacke, die lange Dottore Hybrid Hose und ein Base Layer (Bezeichnung 4 Plus). In Summe 720 €.

Angemessen hochwertig ist die Verpackung. Bevor wir direkt zum Wesentlichen kommen, möchte ich einzig das breite elastische Band zur platzsparenden Aufbewahrung der Hose erwähnen, das für mich definitiv in die Kategorie marginal gains fällt.

An meinen Grundvoraussetzungen hat sich im Vergleich zum Test des Dottore Clima Sommerkits nicht viel verändert: 1,80 (±0) m, 66 (+2) kg und erfahrungsgemäß nicht besonders kälteresistent. Hose und Winterjacke in Größe M waren die ideale Wahl. Auch das Base Layer in der Doppelgröße S-M bot mehr als ausreichend Armlänge.

Jacke – Q 36.5 Gregarius Winterjacke

Die Jacke durfte ich in Eisgrau testen, einer Kombination aus zwei verschiedenen Grautönen mit schwarzen Armabschlüssen. Einfach, aber aus meiner Sicht äußerst gelungen. „Als Neuinterpretation der klassischen Softshell-Winterjacke“ bewirbt man bei Q36.5 die Gregarius Winterjacke und lobt Feuchtigkeitsmanagement sowie Wärme-Gewichtsverhältnis. Die empfohlene Einsatztemperatur liegt zwischen 0 und 10 °C.

Tatsächlich unterscheidet sich die Gregarius grundlegend von anderen Winterjacken. Sie besteht genau betrachtet eigentlich aus zwei Jacken, einer windjackenähnlichen Außenkonstruktion und einem dünnen und in einem Wabenmuster ausgeführten Futter. Lediglich das Rückenteil ist einlagig. Außenjacke und Futter sind nicht flächig miteinander verbunden sondern nur an den Kanten vernäht.

Die Jacke ist mit 305 g (Größe M) äußerst leicht und fühlt sich auch so an. Der Sitz ist recht locker. Im Vergleich zu den enganliegenden, neoprenähnlichen Fabrikaten der Konkurrenz könnte man monieren, sie flattere im Wind. Mit der Intention eine möglichst aerodynamische Jacke zu erwerben, müsste ich mich anderweitig umschauen.

Dem aerodynamischen Aspekt stehen jedoch diverse Vorteile der Konstruktion gegenüber. Die Außenjacke ist äußerst winddicht, leichter Regen perlt ab und auch das Versprechen hinsichtlich des Feuchtigkeitsmanagements wird eingelöst. Die Gregarius bietet schlicht wenig Material, das Feuchtigkeit aufnehmen könnte. Durch die Zirkulation der Luft zwischen den Lagen wird Feuchte im unter der Jacke getragenen Base Layer effektiv abtransportiert. Auch bei Temperaturen < 5 ° hält die Gregarius trotz des sparsamen Materialeinsatzes warm.

Gefroren habe ich unter der Jacke nur zeitweise bei einer Ausfahrt bei vergleichsweise hohen Temperaturen (> 10 °C). Mit Jacke und Baselayer eigentlich zu warm angezogen, war das Limit des Feuchtigkeitstransports erreicht. Ein Problem, das jedoch ganz konventionell mit zeitigem Öffnen des Reißverschlusses hätte vermieden werden können. Dieser Reißverschluss ist überaus wertig und die Stoffabschlüsse entlang des Verschlusses sind so passend verarbeitet, dass es nicht zum Einklemmen im Verschluss kommen kann. Ich persönlich bevorzuge für Winter- und Regenbekleidung weniger filigrane Schließelemente. Die verwendete passt allerdings im minimalistischen Konzept der Jacke gut ins Bild und funktioniert hervorragend.

Der Kragen ist für eine Winterjacke nicht besonders hoch, liegt aber angenehm am Hals. Für extrem winterliche Temperaturen hat 36.5 die Dottore Termico Jacke im Sortiment, mir hat diesbezüglich allerdings schon die Kombination mit dem hohen Kragen des 4 Plus Base Layer (siehe unten) vollkommen gereicht.

Im Kontrast zur sparsamen und filigranen Konstruktion stehen drei geräumige Rückentaschen. Diese bieten einiges an Stauraum und sind vor allem auch mit Handschuhen ideal zugänglich. Sie sollten jedoch einigermaßen gleichmäßig beladen werden, da die nicht hautenge Jacke sonst verrutscht. Die rechte Rückentasche bietet ein zusätzliches aufgesetztes Reißverschlussfach und eine Öffnung nach innen für Kopfhörerkabel. Inwiefern die Optik der hellgrauen Jacke nach starker Verschmutzung wiederhergestellt werden kann, liefere ich nach. Ebenso Infos zur Performance bei Regen.

Base Layer

Das 4 Plus Base Layer ist das zweitwärmste in der Produktpalette von Q36.5 und nur übertroffen von der 5 Plus Variante, die sich durch eine integrierte Sturmhaube auszeichnet. Alleinstellungsmerkmal der 4 Plus Variante ist der hohe Kragen. Im Base Layer findet ein speziell funktionalisiertes Polyamid-Gewebe (EMANA) des Herstellers Solvay Anwendung. Die Fasern wandeln Körperwärme und emittieren diese in Form von Infrarotstrahlen. Dadurch soll die Thermoregulierung verbessert und die Durchblutung angeregt werden.

Der vom Hersteller empfohlene Einsatzbereich liegt bei -3 °C bis +10 °C. Dafür ist der Stoff erstaunlich dünn. Vorder- und Rückseite lassen sich nur bei genauem Hinsehen unterscheiden. Auf (unnötige) Labels, Aufschriften oder Muster wurde verzichtet. Der Schnitt ist eng, das Hemd sitzt wie eine zweite Haut. Jedoch ohne ein komprimierendes Gefühl zu erzeugen. Die bis auf schmale Nähte auf den Schultern vollkommen nahtlose Konstruktion ist für mich bei einem Base Layer nicht unbedingt erforderlich, aber trotzdem äußerst angenehm.

Bei diesem Produkt bietet Q36.5 ausschließlich Doppelgrößen. Gesamtlänge und auch Armlängen sind für mich mit 1,80 m ideal. Bei geringerer Körpergröße könnte jedoch ein Umschlagen am Übergang zur Hose notwendig werden. Wen das stört, dem empfehle ich eine Nummer kleiner zu wählen. Das Hemd bietet ausreichend Flexibilität, dass es auch hier nicht zu unangenehmer Kompression kommen dürfte.

Im Einsatz zeigt das Base Layer eine erstaunliche Isolationswirkung, auch der Feuchtigkeitsabtransport (in Kombination mit der Gregarius Jacke) ist hervorragend. Hervorheben möchte ich den Effekt des langen eng anliegenden Kragens, welcher für mich selbst bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ein Halstuch ersetzt.

Hose – Dottore Hybrid

Q36.5 liefert eine schlicht schwarze Hose mit dezent grauen reflektierenden Einsätzen seitlich am Unterschenkel. Erwähnenswert ist die recht steife Vorderseite der Beinpartien der Hose, diese fühlt sich im Einsatz äußerst winddicht an. Am Unterschenkel wirft die Hose – auch den dünnen Unterschenkeln des Testers geschuldet – leichte Falten. Auf eine Schlaufe um die Fußsohle verzichten die Italiener vollständig. Aus meiner Perspektive äußerst angenehm, da so eine potentiell störende Falte zwischen Socken und Schuh entfällt.

Auf den Punkt ist auch die Ausführung der Träger, welche von solidem Gewebe im unteren Bereich zu einer feinen Netzstruktur im oberen Bereich übergehen und sich am Rücken erst kurz unterhalb der Schulterpartie teilen.

Das sorgt für zusätzliche Isolierung des unteren Rückens (bei nassen Bedingungen vorteilhaft) und trägt zum angenehmen Sitz an der Bauchpartie bei. Nähte finden sich einige, allerdings ausschließlich in Bereichen, die bei mir kein Risiko für Scheuerstellen darstellen.

Das Polster ist absolut sauber vernäht, vergleichsweise fest und innen mit einem dünnen Fleece überzogen. Das sorgt meiner Empfindung nach hinsichtlich Dämpfung und Beschaffenheit der Kontaktfläche zum Gesäß für ein gutes Gefühl. Die Außenseite der Kontaktfläche zum Sattel ist strukturiert und von Spezialfasern durchzogen. Mutmaßlich um Grip und Widerstandsfähigkeit der Kontaktfläche zu optimieren.


Fazit

Erneut liefert Q36.5 ein stimmiges Gesamtpaket. Die Verarbeitung aller Produkte ist dem Preis angemessen. Die Hose überzeugt durch durchdachtem Materialeinsatz, clever platzierte Nähte und ein hervorragendes Polster. Einzig der Schnitt am Unterschenkel hätte für mich etwas enger sein können.

Das Base Layer sitzt perfekt und isoliert deutlich besser als die Materialstärke erwarten lässt. Die Gregarius Winterjacke ist für mich eine echte Innovation. Auf Kosten der Aerodynamik produzieren die Italiener eine leichte und warme Jacke, die hinsichtlich Tragekomfort ihresgleichen sucht.

@Q36.5: Ich bin erneut begeistert.

Infos zu den Produkten auf www.q36-5.com