
Nach dem E3-Prijs am Freitag geht es in der „heiligen flämischen Klassikerwoche“ nun mit Gent-Wevelgem weiter. Das nächste legendäre Rennen kurz vor dem Höhepunkt des flämischen Frühjahrs. Gent-Wevelgem ist ein traditionsreiches Rennen, gibt es seit 1934. Früher war es mal der „Klassiker für die Sprinter“ und wurde am Mittwoch zwischen Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix ausgetragen. Doch der Charakter hat sich verändert – das Rennen wurde auf rund 250 Kilometer verlängert und deutlich schwerer.
„Wir hatten seit der Veränderung nur ganz selten eine Sprintentscheidung einer großen Gruppe, das zeigt, wie schwer das Rennen ist. Die Länge spielt eine Rolle, aber auch der Parcours hat es durchaus in sich“, sagt Jens Zemke, Sportlicher Leiter bei Q36.5.
Die letzte große Strecken-Veränderung war die Einführung von Gravel-Passagen. In Erinnerung an die Opfer des ersten Weltkrieges und den geschichtsträchtigen Waffenstillstand zur Weihnachtszeit 1914 wurden die Schotterabschnitte 2017 in die Schleife um den Kemmelberg eingebaut. Durchaus beeindruckend, wenn das Peloton an den Denkmälern auf den „Plugstreets“ (Naturstraßen) vorbeirast und mächtig Staub aufwirbelt, oder bei Nässe sehr vorsichtig um die Ecken „rutscht“. Diese Passagen sind meist nicht Schauplatz der Rennentscheidung, brachten aber zusätzlich etwas Würze rein.
„Die Taktik kann eine große Rolle spielen und es ist durchaus möglich, dass je nach Windverhältnissen, sehr früh eine Vorentscheidung fällt. Man muss vom Start weg sehr aufmerksam sein und vor allem vor den Schlüsselstellen in guter Position. Das betrifft nicht nur die Anstiege. Ganz besonders, wenn es windig ist“, erklärt Zemke.
Das Wahrzeichen des Rennen ist bei all den Veränderungen geblieben – der legendäre Kemmelberg. Eine steile Pflasterstraße in einem Waldstück, das schon vor Jahren meist der Scharfrichter des Rennens war. In diesem Jahr wird er erneut von zwei verschiedenen Seiten erklommen. Und noch ein Abschnitt steht für Gent-Wevelgem – eine windanfällige Straße, auf der das Feld schon oft in Stücke gerissen wurde – die berühmten „Moeren“.
„Hier reicht schon ein mäßiger Wind, um Windstaffeln entstehen zu lassen. Der Stress vor den Moeren ist groß, alle wollen in guter Position sein. Ist es wirklich windig, wird das ganz sicher eine der Schlüsselstellen“, so Zemke. Für Sonntagmittag sind rund 25 km/h Wind vorhergesagt – das kann reichen, dass es in den Moeren zur Sache geht. Es wäre also möglich, dass das Rennen früh explodiert.
„Wir haben mit Giacomo Nizzolo einen Fahrer am Start, der das Rennen gut kennt und bereits auf dem Podium stand. Wir werden versuchen ihn zu beschützen und ihn möglichst frisch ins Finale zu bringen. Man muss abwarten, wie das Rennen läuft, aber wir haben mit einem solch endschnellen Mann durchaus die Chance ein gutes Resultat einzufahren“, so Zemke.
„Nach dem Kemmel sind es nur noch rund 30 Kilometer bis ins Ziel, geht es mit Rückenwind nach Wevelgem. Hier wird es sehr schwer wieder eine Lücke zu schließen, wenn sich eine starke absetzt hat. Die Chancen für einen Sprint einer Gruppe sind da, aber während solch langen Rennen kann viel passieren“, so Zemke.
Die Vorschau wird präsentiert von Q36.5

Die Strecke von Gent-Wevelgem 2025

Die Strecke hat sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. Der Start der Profis ist nun schon seit einigen Jahren in Iper, zuvor fiel der Startschuss in Deinze. Iper ist aber schon lange fest mit Gent-Wevelgem verbunden, denn dort starteten und endeten bereits seit längerer Zeit die Nachwuchswettbewerbe des Rennens. In diesem Jahr ist das U23-Rennen der Männer nicht am gleichen Tag wie das Profirennen. Die U23 trägt das Rennen in diesem Jahr am 11. Mai aus.
Die Männer fahren nach dem Start in zunächst auf eine größere Schleife gen Osten in Richtung Osten über Moorsele nach Gullegem, anschließend dann gen Westen in Richtung Küste. Hier unterscheidet sich der Parcours erneut etwas zu dem des vergangenen Jahres.

Nachdem Veurne erreicht ist, geht es zu „De Moeren“. Eine schnurgerade Straße ohne Windschutz. Sollte der Wind heftig blasen, kann das Feld hier in Stücke reißen. Anschließend geht es in Richtung Kemmelberg, wo das Finale rund 100 Kilometer vor dem Ende eingeläutet wird.

In mehreren Schleifen geht es über die kurzen Anstiege. Zunächst über Scherpenberg, Baneberg zum Monteberg-Kemmelberg-Doppel.
Danach werden die Plugstreets befahren und man kommt von Osten über Nieuwkerke zurück zum Monteberg und fährt anschließend erneut den Kemmelberg hinauf.
Anschließend wird noch einmal die westliche Schleife über den Scherpenberg und Baneberg gefahren, ehe es ohne Monteberg zur letzten Kemmelberg-Auffahrt geht. Diesmal wird „der Kemmel“ von der anderen Seite über die Ossuaire-Seite erklommen.

Ist der Kemmel gemeistert, sind es noch 34 flache Kilometer zum Ziel. Die letzten Kilometer geht es leicht geschwungen nach Wevelgem. In der Anfahrt kann der Wind eine Rolle spielen, denn erst auf dem letzten Kilometer bieten die Häuser entlang der Straße Schutz vor dem Wind.
Die Favoriten
Ohne Mathieu van der Poel, Tadej Pogacar und Wout van Aert fehlen gleich drei der Top-Fahrer. Dennoch sind reichlich Spezialisten am Start. Mads Pedersen beispielsweise, der ganz sicher zu den Top-Favoriten zählt. Beim E3-Preis war er extrem stark und er kann das Rennen aus einer kleinen Gruppe, aber auch aus einer größeren Gruppe gewinnen.
Neben Pedersen, der das Rennen bereis zwei Mal gewinnen konnte, sind weitere Ex-Champions am Start. Biniam Girmay, Alex Kristoff und John Degenkolb. Dazu reichlich superschnelle Sprinter. Jonathan Milan, Jasper Philipsen und auch Tim Merlier, der allerdings vor wenigen Tagen in De Panne schwer stürzte.
Es gibt weitere endschnelle Männer am Start, sodass einige Teams sicher Interesse an einem Sprint haben, doch dieses Rennen wird nicht defensiv gestaltet, sodass am Ende die Sprinter frisch die Muskeln spielen lassen. Das Rennen wird meist sehr hart ausgefahren und im Feld zunächst hart ausgesiebt. Dazu gibt es auch einige Mannschaften, die gern die superschnellen Männern abhängen möchten, bevor es nach Wevelgem geht. Dafür braucht es Angriff weit vor dem Ende, womit durchaus zu rechnen ist.
***** Mads Pedersen
**** Philipsen, Meeus
*** Milan, Kooij, Waerenskjold, Girmay, Matthews
** Merlier, Stuyven, Vermeersch x2, Trentin, Magnier, Pithie,
* Jorgenson, Turner, Kristoff, Hofstetter, Tarling, De Lie, Abrahamsen, Politt, Wright
Start: 10:40 Uhr
Ziel: 16:40 Uhr
Startliste:
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Das Rennen der Frauen führt über 168 Kilometer und führt zwei Mal über den Kemmelberg. Sie erreichen nach den Männern das Ziel.
Startliste gibts hier bei Firstcycling
