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Der Mann, der alles kann

Tadej Pogacar (Foto: © Cor Vos)

Es scheint sicher, dass wir eine sehr außergewöhnliche Phase des Radsports erleben. Im immer stärker professionalisierten und spezialisierten Profiradsport hebt ein stets gut gelaunter Slowene scheinbar mühelos den Sport aus den Angeln. Egal, auf welchem Terrain! Ein Klassementfahrer mit wenig mehr als 65 Kg tanzt über das Kopfsteinpflaster von Roubaix wie die schweren Klassikerspezialisten. Tadej Pogacar macht aus Mailand-Sanremo ein neues Rennen, er gewinnt die Ronde auf Ansage, wird Zweiter in Roubaix – das alles im Regenbogentrikot. Beeindruckend.

Was Pogacar bei seinem Roubaix-Debüt ablieferte war Extraklasse. Als amtierender Giro-Tour-Doppelsieger mischt er auf dem Pflaster die Spezialisten auf. Ohne den Sturz im Finale wäre er wohl gemeinsam mit Van der Poel – dem aktuell besten Kopfsteinpflaster-Spezialisten der Welt – ins Velodrom gefahren. Den Sprint hätte wohl Van der Poel gewonnen – doch man weiß nie und das ist an dieser Stelle auch egal. Unfassbar, was dieser Pogacar abliefert!

Pogacar verlor bei Paris-Roubaix fast in jeder Kurve ein paar Sekunden auf Van der Poel, dennoch konnte er ihm lange folgen. „Pogi“ musste ans Limit, aber er ließ sich nicht abschütteln. Dank Mathieu van der Poel konnten wir nun endlich mal Pogacars Gesichtsausdruck sehen, wenn er wirklich (!) über dem Limit leidet.

Man hat sich bei Tadej Pogacar an das Außergewöhnliche schon fast gewöhnt, doch dieses Paris-Roubaix-Debüt wer wieder so viel über dem, was man erwarten konnte, dass es fast sprachlos macht. Tadej Pogacar kann einfach alles, scheint physisch solch Ausnahmeerscheinung zu sein, wie sie der Radsport in den vergangenen 100 Jahren wohl nur ein einziges Mal zuvor erlebte.

Der Radsport befindet sich aktuell in der „Epoche Pogacar“ – niemand weiß, wie lange diese noch dauert und welch Erfolge „Pogi“ noch einfahren wird. Als Typ tut er dem Radsport gut, weil er scheinbar einfach Spaß daran hat, Rennen zu fahren. Sein Team hat ihn nicht dazu gedrängt Paris-Roubaix zu fahren. Umgekehrt – er wollte es gern „probieren“. Ein Wunderkind, der einfach macht, wozu er Lust hat, dabei aber dann doch nicht fehlerlos ist und in der Niederlage die Leistung der Konkurrenz anerkennt – für viele Fans ist es genau das, was „Pogi“ zu einem großen Champion macht.

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