
Nach dem Einzelzeitfahren am Mittwoch hat die Gesamtwertung eine klare Struktur bekommen und Tadej Pogacar trägt das Gelbe Trikot. Weiter geht es nun mit einem welligen Teilstück. Diese 6. Etappe der Tour de France 2025 führt von Bayeux nach Vire Normandie und hat bei 201 Kilometern Länge satte dreieinhalbtausend Höhenmeter. Zum Ziel geht es bergan – die letzten rund 700 Meter mit 10%! Ein echtes Puncheur-Finale.
Für die Sprinter ist die Ankunft zu schwer, die Puncheure und Klassikerspezialisten jedoch bekommen hier eine gute Chance auf ein Top-Ergebnis. Und natürlich kann bei diesem Finale auch erneut ein Kampf zwischen den Klassementfahrern entbrennen. So, wie man es bei den Puncheur-Finals in den vergangenen Tagen bereits erleben konnte.
Tadej Pogacar hat am fünften Tag das Gelbe Trikot übernommen und es stellt sich die Frage, ob er es von nun an bis Paris verteidigen möchte. An einen echten Konkurrenten im Kampf um den Gesamtsieg wird er es nicht hergeben wollen, aber vielleicht an einen ungefährlichen Fahrer, der es dann bis in die Pyrenäen trägt und dessen Team bis dorthin das Rennen kontrollieren muss? Durchaus möglich! Zwar ist das UAE-Team von Pogacar sicher stark genug, dass Rennen auch über die folgenden zweieinhalb Wochen zu verteidigen, doch ein dosierter Einsatz der Helfer-Kräfte kann sich im späteren Verlauf auszahlen.
Sollte sich auf dieser sechsten Etappe eine ungefährliche, aber große Ausreißergruppe formieren, könnte das Team UAE eventuell abwinken und einem der Ausreißer das Trikot überlassen. Der Tagessieg würde dann ebenso an einen Ausreißer gehen. Je mehr Fahrer darin eine Chance sehen, desto größer ist ihr Interesse an einer Ausreißergruppe. Das könnte zu einem harten Kampf zu Beginn des Rennens um die Gruppe des Tages führen. Ganz wild sollte es aus Sicht von Pogacar auch nicht zugehen, denn man will ja die Kontrolle über die Ausreißer behalten und darauf achten, dass nicht doch ein gefährlicher Mann im Kampf um den Gesamtsieg mit in die Gruppe springt.
Das heftige Finale verspricht in jedem Fall ein interessantes Rennen. Vielleicht auch zwei, oder drei! Eines um den Tagessieg, eines um Gelb und eines zwischen den Top-Favoriten auf das Podium. Und Punkte für die Bergwertung gibt es ebenso zu holen. Es könnte ein interessanter Tourtag werden.
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Die Strecke

In Bayeux beginnt die Etappe und es geht zunächst gen Süden. Die erste Bergwertung steht bereits nach rund 35 Kilometern an, nur 20 Kilometer bereits die zweite. Ideales Terrain, will man eine starke Fluchtgruppe initiieren. Es ist insgesamt wellig, zunächst noch moderat, im Finale dann noch etwas anspruchsvoller.

Das Finale wird bereits 65 Kilometer vor dem Ende eingeläutet. Es um das Städtchen Mortain, im Ort durchaus steil bergauf. Von breiterer Straße geht es vor der Steigung in eine schmale, diese dann zwei Kilometer mit 9% hinauf! Anschließend werden die Straßen wieder breiter, es bleibt aber wellig. Drei Anstiege und die kurze Rampe zum Ziel bleiben auf den restlichen 50 Kilometern noch.
Das endgültige Finale der Etappe beginnt dann sechs Kilometer vor dem Ende. Es geht zunächst rund eineinhalb Kilometer mit mehr als 6% bergauf, dann wieder hinab und schließlich rund 800 Meter zum Ziel bergauf. Die letzten 600 Meter haben im Schnitt mehr als 10 % Steigung!

Sprintwertung:
km 22.2 • VILLERS-BOCAGE
Bergwertungen:
Kat 3 | km 35.5 – Côte du Mont Pinçon | 5.6km – 3.7%
Kat 3 | km 56 – Côte de la Rançonnière | 2.2km – 7.9%
Kat 3 | km 138 – Côte de Mortain Cote | 1.6km – 9.5%
Kat 3 | km 154.5 – Côte de Juvigny-le-Tertre | 2.2km – 7.3%
Kat 3 | km 174.3 – Côte de Saint-Michel-de-
Montjoie | 3.7km – 4.5%
Kat 4 | km 197.1 – Côte de Vaudry | 1.2km – 7.2%
Die Favoriten der 6. Etappe der Tour de France 2025
Kommt das Feld geschlossen an, ist Tadej Pogacar der Favorit auf den Tagessieg. Doch es erscheint recht wahrscheinlich, dass hier Ausreißer eine Möglichkeit bekommen. Starke Fahrer für dieses Terrain mit ausreichend Rückstand in der Gesamtwertung, dass sie Pogacar bedenkenlos ziehenlassen kann, gibt es einige! Romain Grégoire, Neilson Powless, Ben Healy, Mauro Schmid – sie haben alle bereits mehr als sieben Minuten Rückstand auf Gelb. Bei Alexey Lutsenko, Alex Baudin, Axel Laurance oder Fred Wright sind es mehr als 10 Minuten. Sie könnten auf diesem Terrain aus einer Gruppe allesamt ganz weit vorn landen.
Schaut man auf einen potenziellen neuen Träger des Gelben Trikot, stechen mehrere Namen hervor: Jenno Berckmoes, Joseph Blackmore, Dylan Teuns und auch Valentin Madouas und Marc Hirschi. Sie alle sind in der Gesamtwertung noch recht weit vorn, haben aber mehr als fünf Minuten Rückstand auf Gelb. Würde das Feld ihnen heute sieben, acht Minuten Vorsprung lassen, wären sie noch immer in direkter Reichweite für Pogacar, dieser aber „die Last des Gelben Trikots“ los. Und für alle der genannten Fahrer wäre es ein Riesending, das Gelbe Trikot auch nur für einen Tag zu tragen. Oder ist es der große Tag des Guillaume Martin, bei der Etappe, wo es durch seine Heimat geht? Gelingt es ihm in der Fluchtgruppe dabei zu sein und vielleicht das Gelbe Trikot zu erobern? Klingt nicht nach dem wahrscheinlichsten Szenario, aber nach einer tollen Tour-Geschichte.
Pogacars Konkurrenz im Kampf um Gelb wird aber nicht nur mit dem Rad durch Frankreich fahren. Wenn sie die Chance sehen, Pogacar anzugreifen, werden sie es tun. Und zudem würden sie, wenn sich der Aufwand in Grenzen hält, Pogacar auch gern im Gelben Trikot lassen, damit dieser weiter die Pflichten des Trikots ertragen muss.
***** –
**** Healy, Schmid, Gergoire
*** Powless, Simmons, Baudin, Vauquelin, Pogacar, Barre
** Van Aert, Van der Poel, Lutsenko, Laurence, Alaphilippe, Tronchon
* Hirschi, Vingegaard, Berckmoes, Blackmore, Evenepoel
Start: 12:35 Uhr
Ziel: ~ 17:30 Uhr
Auch lesen: Nachbesprechung: Die Erkenntnisse der 5. Etappe der Tour de France 2025


