
Nach dem zweiten Ruhetag geht es spektakulär in die Schlusswoche. Diese 16. Etappe der Tour de France führt auf den „kahlen Riesen der Provence“ – den legendären Mont Ventoux. Die Etappe ist eine klassische Ventoux-Etappe – flach bis nach Bedoin, dann geht es diesen Monsterberg hinauf! Knapp 1600 Höhenmeter sind vom Fuße bis zum Ziel zu überwinden. Der Gipfel liegt auf 1909 Meter üNN. Für die Klassementfahrer ist es ein wichtiger Tag, es wird an diesem Monsterberg zum Schlagabtausch der Favoriten kommen. Direkt nach dem Ruhetag eine solche Bergankunft kann für Überraschungen sorgen! Denn nicht alle Fahrer finden nach dem Pausentag direkt den richtigen Rhythmus. Dieser Mont Ventoux kann für große Überraschungen sorgen und den Ausgang der Tour beeinflussen.
Der Ventoux ist eine Legende! Ein übler Anstieg, schon im unteren Teil sehr steil. Ab Saint-Estève geht es mehr als acht Kilometer mit rund neuneinhalb Prozent bergan. Dort ist es bewaldet und in einigen Kurven deutlich über 10% steil. Es gibt keinen Moment, in dem man durchschnaufen kann, gefühlt endlos steil bergan. Dann wird das Chalet de Reynard erreicht, es ist einen Moment flach. Doch ab hier ist das Gelände offen, kein Schutz vor Wind und Sonne. Die Straße windet sich hinauf bis zum Gipfel, immer wieder weite Kurven entlang des Hanges – der Blick an der Außenseite immer wieder frei zum Gipfel, der nur langsam näher kommt. Dieser Berg ist sehr speziell und geschichtsträchtig. Am 13. Juli 1967 starb während der Tour de France der Brite Tom Simpson am Mont Ventoux. Dehydriert und vollgepumpt mit Amphetaminen und Alkohol. Eine tragische Geschichte, die diesen Berg nur noch mehr zur Legende macht.
Beim Covandonga ist vor einiger Zeit ein Buch erschienen, bei dem es um diesen ganz besonderen Berg geht. Es heißt „Der kahle Berg„, natürlich, und beschreibt den Mont Ventoux in all seinen Facetten. Beleuchtet die Entstehungsgeschichte, Radsporthistorie, die drei Straßen, die nach oben führen, und seine faszinierende Umgebung. „Die beiden Autoren stellen Trainingspläne speziell für das Abenteuer Ventoux vor, geben praktische Tipps zum Radfahren in den Bergen und zu herrlichen Radtouren in der Region und liefern natürlich auch alle essenziellen Infos für die Vorbereitung der nächsten Rennradreise in die Provence“, heißt es beim Covadonga-Verlag, wo man das Buch kaufen kann.
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Die Strecke der 16. Etappe der Tour de France 2025

Es ist die typische Ventoux-Etappe – flache Anfahrt und dann hinauf auf den kahlen Berg. Nach dem Start in Montpellier geht es neutralisiert aus der Stadt, dann der scharfe Start. Es geht flach gen Norden, dann nach Nordosten. Wenn das Tal der Rhone erreicht wird, kann der Wind eine Rolle spielen. Er kommt wie üblich aus Norden, wird also von links ins Peloton wehen. Rund um die Sprintwertung ist also besondere Aufmerksamkeit geboten. Danach geht es zum Ventoux.

Der Ventoux ist ein Biest. Lang, steil und oben spielt dann das Wetter eine große Rolle! Die ersten acht Kilometer fühlen sich für Hobbyfahrer einfach nur endlos und steil an. Die Profis können direkt unten mal die Konkurrenz testen, doch man darf nicht überziehen – denn es ist mit 15,7 Kilometern ein sehr langer Anstieg.
Kurz verschnaufen am Chalet Reynard – denn geht es gegen den Wind weiter bis zum Gipfel, der einfach nicht näherkommen will. Wer einen guten Tag hat, kann es genießen, wer einen schlechten Tag erwischt, wird diesen Berg hassen.

Die Straße biegt immer wieder „in den Berg“, dann geht es wieder nach außen und der Blick zum Gipfel wird frei. So kommt man mit jedem Schwung dem Gipfel etwas näher. Steht der Wind drauf, ist mentale Stärke gefragt.
Im Finale dieser Etappe könnten kleine Gruppen einen Vorteil haben, im Gegenwind zum Gipfel.
Sprintwertung:
km 112.4 • CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE
Bergwertung:
km 171.5 – Mont Ventoux | 15,7km 8.8%
Die Favoriten der 16. Etappe der Tour de France 2025
Kommen Ausreißer durch? Nicht unmöglich, aber eher unwahrscheinlich! Denn sie bräuchten einen sehr großen Vorsprung vor der Schlusssteigung, bei der es sicher zum Schlagabtausch der Klassementfahrer kommt. Es wäre wenig überraschend, hätte sich Tadej Pogacar diesen Tag angestrichen. Ein legendärer Berg, wo er sicher gern im Gelben Trikot gewinnen würde. Zumal er bei der letzten Auffahrt von Jonas Vingegaard abgehängt wurde! Pogacars Revanche, wie in Hautacam? Gut möglich, dass er es darauf anlegt. Aber er braucht auch die Beine dafür. Die Konkurrenz wird ihn nicht einfach so fahren lassen – erst recht nicht Vingegaard.
An einem Ruhetag kann der Körper etwas regenerieren, sich um die „Baustellen“ kümmern. Nicht selten fährt das Sportler-System etwas runter, in Sachen Leistungsbereitschaft, kümmert sich um Wunden und Regeneration – so empfinden es viele Fahrer. Pogacar war vor den Pyrenäen gestürzt, musste dann Vollgas geben. Wie verkraftet er nun diesen Pausentag?
Gut möglich, dass Pogacar und Vingegaard sich nicht gegenseitig abhängen können und ein anderer Fahrer davon profitieren möchte. Doch sollte Pogacar stark genug sein, den Tagssieg zu holen, wird er wohl alles daran setzen.
***** Tadej Pogacar
**** Jonas Vingegaard
*** Gall, Lipowitz, Roglic, Woods, Kuss
** Onley, Rubio, Storer, Simon Yates, Paret-Peintre
* Rodríguez, O’Connor, Johannessen, Buitrago, Martin, Vauquelin
Start: 12:10 Uhr
Ziel: ~17 Uhr


