Giro d'Italia 2024 (Foto: © Roth&Roth / SCA)

Als vor einigen Jahren die UCI „Agenda 2030“ vorgestellt wurde, war eine Kalenderreform für 2026 angekündigt. Im Jahr 2023 sorgte dann UCI Präsident David Lappartient für Aufregung, denn in einem Interview mit DirectVelo deutete er an, dass diese Veränderungen gravierend sein könnten. Klassiker wie Paris-Roubaix oder die Flandern-Rundfahrt im Herbst, einwöchige Rundfahrten an Samstagen enden lassen und weitere Veränderungen wurden als Zukunftsideen skizziert. Kurz brachte das die Radsportwelt in Aufregung, zwei Jahre später ist das schon fast vergessen. Die Termine für die World Tour – die oberste Rennklasse – waren bereits im Juni fixiert, nun steht der komplette UCI-Rennkalender für 2026 und die Veränderungen sind gering.

Schwer zu reformieren

Die Gedanken hinter den damaligen Ideen sind nachvollziehbar. Eine bessere Verteilung der Rennen und die damit verbundene Aufmerksamkeit, die Integration neuer Events – auch in anderen Kontinenten, die Integration von Frauenrennen bei großen Events, Reduzierung der Reisen und somit des CO2-Ausstoßes … durchaus berechtigte Argumente für eine Reform. Doch so sinnvoll selbst kleine Veränderungen erscheinen, eine Reform des Kalenders ist kompliziert und wird immer schwerer. Denn, will man etablierte Radrennen auf andere Termine schieben, braucht es dazu mehr als guten Willen und Budget. Radrennen müssen in die jeweiligen Kalender der Austragungsorte passen – dabei geht es um zumutbare Straßensperren, aber beispielsweise auch Auflagen von Städten, beispielsweise keine Rad-Events während der Hochferienzeit zu legen, weil dort auch bei Sicherheitskräften Engpässe entstehen. Rennen wie die Flandern-Rundfahrt haben über Jahrzehnte einen festen Platz im belgischen Kalender – da hängt nicht nur der Tourismus von Radsportfans dran, sondern es ist eine kleine Industrie geworden. Dazu wird das Sperren von Rennen immer anspruchsvoller und die Sicherheitsauflagen werden komplexer.

Und selbst bei neuen Rennen ist die Suche nach Alternativen schwierig. Als in Stuttgart die Premiere des Women’s Cycling Grand Prix im Juli 2024 gefeiert wurde (Info: CM-Chefredakteur Bernd Landwehr war einer der Initiatoren des Rennens), war bereits klar, dass wegen der Olympischen Spiele und der Auswirkungen auf den UCI-Kalender der Termin des Rennens GP Stuttgart für 2025 geändert werden muss. Nach einem intensiven Prozess der Terminfindung blieben nur zwei Optionen, wovon eine organisatorisch kaum zu stemmen gewesen wäre. Der Grand Prix in Stuttgart hat einen perfekten Termin im Spätsommer gefunden (2026 am 13. September), doch will man vielen Rennen einen neuen Platz im Kalender zuweisen, würden wohl einige verschwinden.

Eine Reform des Rennkalenders fordern immer wieder die Bosse einiger Teams. Überlappungen von Events werden kritisiert, der volle Kalender würde die Teams vor Herausforderungen stellen. Will man den Radsport auch außerhalb Europas stärker wachsen lassen, wird man langfristig wohl nicht um eine Reform herum kommen. Zur Saison 2026 aber wird diese, anders als vor Jahren angekündigt, nicht kommen. Die Veränderungen sind überschaubar.

UCI-Rennkalender 2026 – die wichtigsten Veränderungen

Bedeutende Veränderungen gibt es keine. Das Rennen Gran Camiño rückt in den April, der Giro d’Abruzzo in den September. Die Ethias-Tour de Wallonie rückt nach vorn in den Juni. Im Juni wird nun die Tour de Suisse an nur noch fünf Tagen ausgetragen – täglich zwei Etappen – eine für Männer und eine für Frauen jeweils mit Start und Ziel am selben Ort. Die Herald Sun Tour im Februar kehrt zurück und es finden sich einige neue Rennen im Kalender, beispielsweise das dreitägige Lyon-Turin der Männer und die Sauerland Rundfahrt (3- – 6- September) als viertägiges UCI-Rennen. Dazu bekommt das Sprinter-Rennen Classic Brugge-De Panne zur 50. Auflage einen neuen Namen – heißt nun „The Great Sprint Classic“.

Im Kalender der Frauen gibt es durchaus einige Änderungen. Beispielsweise steigt der Schelderijs in die Pro-Kategorie auf und Le Samyn des Dames wird nun einen Tag vor dem Rennen der Männer ausgetragen. Eine bedeutende Änderung ist die Verlegung von Paris-Roubaix auf den Sonntag – am Tag des Männerrennens. Im UCI-Kalender der Frauen findet sich auch der „Women Cycling Day“ am 21. Juni in Deutschland. Die dreitägige Tour de Romandie Féminin rückt wieder vom August in den September.

–> Den gesamten UCI-Kalender gibt es uci.org/calendar

World-Tour-Kalender bis 2028 komplett – Reform 2029?

Die World-Tour-Events sind bis 2028 fixiert. „Die nächsten Bewerbungen, die gemäß dem regulären Verfahren für die Aufnahme in die Kalender der UCI Women’s WorldTour und der UCI WorldTour eingereicht werden, werden in der Saison 2028 im Hinblick auf eine mögliche Aufnahme ab der Saison 2029 geprüft“, heißt es offiziell von der UCI. Das bedeutet, dass neue WorldTour-Rennen erst für die Saison 2029 in Frage kommen. Bis dahin steht zumindest fest, welche Rennen zur World Tour gehören. Ob die UCI dann für 2029 zum großen Wurf in Sachen Reform des Kalenders ausholt, bleibt abzuwarten.