Florian Lipowitz und die Saison 2026: „Der Giro steht nicht auf dem Plan“

Der Blick bei den Radteams geht längst voraus auf die Saison 2026. Die meisten Mannschaften haben das obligatorische Teamtreffen hinter sich gebracht. Fotoshootings, Kennenlernen der neuen Kollegen, Teambuilding, Vermessen für die neue Kleidung … und auch die ersten Gespräche für die Ziele in der neuen Saison wurden geführt. Die Strecke der Tour de France 2026 ist bekannt, der Parcours des Giro d’Italia jedoch offiziell noch nicht präsentiert. Der Charakter der jeweiligen Grand Tour bestimmt bei vielen Teams den Rennplan. Für die Sprinter ohnehin, doch auch für die Klassementfahrer.

Beim Team Red Bull-Bora-hansgrohe hieß es nach der Tour-Präsentation: „Wir warten nun die Routen der anderen Grand Tours ab, bevor wir unsere Saisonpläne für die Kapitäne finalisieren“, so der neue ‚Chief of Sports‘ Zak Dempster. Einen groben Plan gibt es bereits, das bestätigte Florian Lipowitz am Montag bei einer Medienrunde in Stuttgart. „Der Giro steht nicht auf dem Plan“, sagt Lipowitz. Er wolle gern bei der Tour de France starten, was wenig verwundert. „Die Tour de France ist das größte Rennen. Da will vermutlich jeder gern teilnehmen“, sagt Lipowitz. Doch bis zum Sommer 2026 ist es noch ein weiter Weg. „Ich würde gerne fahren, aber in der Vorbereitung kann natürlich viel passieren. Da muss man schauen, wie die Rennen laufen, aber grundsätzlich ist die Tour natürlich ein Thema“.

Ein Tour-Parcours der ihm liegt – Doppelspitze möglich

Dass ihm der Parcours der Frankreichrundfahrt durchaus liegen kann, ist ihm auch ohne tiefe Analyse aufgefallen. „Ich habe mir die Strecke nicht im Detail angeschaut, nur überflogen“, sagte Lipowitz über den Tour-Parcours. In der Offseason wollte er abschalten, mal die Gedanken nicht nur um Radsport kreisen lassen. Die Tour-Präsentation ist ihm natürlich dennoch nicht entgangen. „Anspruchsvoll„, so sein erster Eindruck.

Das schwere Finale in den Alpen kann ihm durchaus liegen.“Ich habe oft etwas Probleme in das Rennen reinzufinden. In den ersten Tagen habe ich mich in diesem Jahr etwas schwer getan, dann lief es besser“, sagt Lipowitz. „Im nächsten Jahr geht es schon sehr anspruchsvoll los, die letzte Woche ist dann aber extrem schwer“, so Lipowitz mit dem Blick auf den Parcours.

Dass man beim Team Red Bull-Bora-hansgrohe gern mit dem Gesamtdritten und besten Nachwuchsfahrer erneut zur Tour gehen möchte, überrascht nicht. Lipowitz hat in Deutschland einen Hype ausgelöst, ist Sympathieträger und wurde im Team ausgebildet und bis in die Weltspitze entwickelt. Dass er die Last des alleinigen Kapitäns tragen muss, muss er aber nicht fürchten. „Als alleiniger Leader steht man mehr unter Druck, da muss man erst hineinwachsen“, sagt Lipowitz und lässt durchblicken, dass er Vorteile in einer Doppelspitze sieht. Im Kader von Red Bull-Bora-hansgrohe sind reichlich weitere potenzielle Kapitäne – vermutlich wird Neuzugang Remco Evenepoel ebenfalls für die Tour geplant. Evenepoel ist ein Star, sorgte für Aufmerksamkeit und bringt vor allem Red Bull viel Reichweite in der gewünschten Zielgruppe. Es wäre verwunderlich, würde man den Belgier nicht mit zur Tour nehmen wollen. Doch für den exzellenten Zeitfahrer ist die Strecke der Tour nicht ideal.

Der endgültige Plan steht erst im Dezember

Am Plan für die Saison 2026 wird im Team Red Bull-Bora-hansgrohe intensiv gearbeitet. Fahrer wie Jai Hindley, Giulio Pellizzari, Dani Martinez, Primoz Roglic, Aleks Vlasov – in der Breite ist das Team gut bestückt und man muss sich gut überlegen, mit welchen Fahrern man bei welchem Rennen die besten Karten hat.

Abseits der Gedanken um eine möglichst große Sponsorenwirkung spielen vor allem sportliche Faktoren eine Rolle. Aber es geht auch um Teamgefüge, Renngestaltung und Ziele abseits der Gesamtwertung. „Das ist eine sehr intensive Zeit für die Sportliche Leitung“, sagt Florian Lipowitz am Montag in Stuttgart. Er wird nun wieder ins Training einsteigen, hatte seine Offseason nach gesundheitlichen Problemen zeitiger begonnen als ursprünglich geplant und dies auch für eine OP an der Nasenscheidewand genutzt. Wie sein Rennplan im kommenden Jahr aussieht, wird wohl frühestens im Dezember bekannt gegeben. Dass er wohl nicht beim Giro starten wird, aber die Tour de France eines seiner Ziele ist, wurde deutlich. Doch für die Teamleitung gilt es nun, das Puzzle der Ziele und Ambitionen der Fahrer zu einem optimalen Plan zusammenzusetzen.


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