Der entscheidende Moment war:
Das Rennen wurde weniger in einem ganz bestimmten Moment entschieden, sondern vielmehr durch Alejandro Valverdes Stärke. Am letzten Anstieg zum Ziel war er einfach überlegen, wann er dann losfährt, war eigentlich egal. Er war klar der Stärkste und hat souverän gewonnen. So, wie das Finale gelaufen ist, hat es ihm natürlich voll in die Karten gespielt. Das Rennen war super kontrolliert, aber zu keiner Zeit langsam. Zum Schluss waren nur noch die Allerbesten vorn dabei, daran kann man sehen, dass es schnell und schwer war.
Der stärkste Fahrer war heute:
Ganz klar, Alejandro Valverde. Nach den letzten Rennen und seinen beeindruckenden Leistungen in dieser Saison war das auch keine Überraschung.
Überrascht hat mich:
Michael Matthews. Dass er beim Amstel Gold Race ganz vorn dabei ist, kann man erwarten, aber bei Lüttich-Bastogne-Lüttich vorn anzukommen, ist etwas anderes. Da muss man schon richtig klettern können. Ich bin einige Rennen mit ihm gefahren und weiß, dass er bergauf stark ist, aber was er in Lüttich gezeigt hat, war wirklich stark.
Auch Michael Albasini war wieder super stark und konnte am längsten bei Valverde bleiben. Aber Michael hatte an der Saint Nicolas schon Kräfte verloren, als er dort die Attacke mitgegangen ist.
Einen taktischen Fehler gemacht hat:
Es war allen klar, dass man Alejandro Valverde abhängen muss, um zu gewinnen. Die einzigen, die dazu in der Lage wären, sind die ganz Großen, also Dan Martin und Co. Die Edelhelfer der Kapitäne können sich wohl kaum von der Redoute bis ins Ziel vorn behaupten. Aber auch für die Kapitäne muss jeder Angriff wohl überlegt sein, gerade bei einem so schweren Rennen über 260 km durch die Ardennen. Denn jeder hat eben nur eine Chance für einen richtigen Angriff, denn dann sind die Kräfte verschossen. Da kann man nicht von einem taktischen Fehler sprechen, wenn abgewartet wird. So spielt dann eben das Rennen in die Karten des großen Favoriten und stärksten Fahrers im Feld.
Genau richtig gefahren ist Davide Formolo. An der Côte de Saint-Nicolas mit Tempo oben drüber zu attackieren, war stark und perfekt getimt. Es hat nur ein kleines Bisschen mehr gefehlt, dann wäre er vielleicht aufs Treppchen gefahren.
Was nur einem Profi mit 13 Starts auffallen konnte:
Lüttich-Bastogne-Lüttich ist immer extrem schwer. Aber vielleicht würde es dem Rennen gut tun, wenn man die Côte de La Roche-aux-Faucons rausnehmen würde. Ich kann mich noch erinnern, als wir diesen ekligen Anstieg noch nicht gefahren sind, da gingen schon an der Redoute die Attacken der Favoriten los. Jetzt wird länger abgewartet, weil es mit Faucons und Saint Nicolas nach der Redoute noch extrem schwer ist. Als Fahrer habe ich das natürlich anders betrachtet, aber für die Zuschauer wäre es sicher schöner, wenn früher die Post abgeht, bereits an der Redoute die Favoriten losfahren. Man hat es beim Amstel gesehen, wenn das Finale nicht so schwer ist, wird früher angegriffen.