Bei der schweren Bergetappe am Sonntag hat das Gesamtklassement eine klare Struktur bekommen. Das halbe Fahrerfeld hat zehn Minuten, oder sogar mehr Rückstand in der Gesamtwertung. Das bedeutet, dass theoretisch auch das halbe Feld von den Klassementfahrern am Montag problemlos in einer Gruppe ziehen gelassen werden kann. Mit Blick auf die bevorstehende Bergankunft am Dienstag wäre den Favoriten auf Gelb ein eher ruhiger Tag sicher gelegen. Allerdings stellt sich die Frage, ob die Mannschaften mit Sprintern das auch so sehen.
Viele Sprintetappen gibt es bei dieser 107. Tour de France nicht. Die Entwicklungen der Pandemie sprechen auch dafür, eher schnell bei der Etappenjagd zuzuschlagen. Doch die Etappe ist durchaus anspruchsvoll, vor allem die erste Hälfte. Es stellt sich also die Frage: Gibt es einen Sprint, oder kommen die Ausreißer durch?
Leicht zu beantworten ist diese Frage nicht. Mit 100 prozentiger Sicherheit ohnehin nicht. Es dürfte wohl von der Zusammensetzung der Gruppe abhängen, welche Chancen sie hat, durchzukommen. Geht eine größere Gruppe mit starken Fahrern, sind die Chancen besser. Allerdings sollte man bedenken, dass die Sprinterteams, solange sie sich zusammenschließen, den Ausreißern von Beginn an konsequent nachsetzen könnten und den Abstand gering halten. Dann könnte man im zweiten Teil der Etappe die Lücke gemeinsam nahezu problemlos schließen. Im Falle des Teams Deceuninck-QuickStep würde man mit der Tempoarbeit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Gelb für Alaphilippe verteidigen und für Sam Bennett den Sprint herbeiführen. Für diese Aufgaben hat man vor allem Watt-Maschine Tim Declercq dabei. Gut möglich, dass der am Montag die meisten Sendeminuten macht.
Das Team NTT hat Giacomo Nizzolo dabei, Lotto-Soudal Caleb Ewan, Sunweb Cees Bol, … es könnten also mehrere Teams ein Interesse an einem Sprint haben. Doch glauben sie, dass nach rund 3000 hm ihr endschneller Mann Chancen auf den Sieg hat, oder schickt man lieber einen Fahrer mit in die Gruppe? Diese Frage werden sich einige Teams stellen. Es könnte ein spannendes Rennen werden.
Die Strecke
Nur die ersten Kilometer aus Nizza heraus sind flach, dann beginnt der erste Anstieg. Es folgen viele weitere. Keine Monsterberge, aber es gibt in der erste Hälfte des Rennens auch kaum flache Passagen. Der zweite Teil der Etappe ist weniger anspruchsvoll, wenn auch nicht komplett flach. Aber nur unterbrochen von einem Anstieg geht es nach der Halbzeit der Distanz mehr als 50 Kilometer leicht bergab – hier könnten das Feld sicher schnell Boden zu den Ausreißern gutmachen. Wenn diese noch in Reichweite sind.
Die Straße zum Ziel ist nicht superbreit und das Ziel kann man bereits viele hundert Meter zuvor sehen. Es ist ein starkes Team gefragt, das den Sprinter gut in Position bringen kann. Es geht die letzten Meter zum Ziel kaum merklich bergan.
Die Favoriten
Für einen Erfolg aus einer Ausreißergruppe kommen viele Fahrer in Frage, denn das halbe Feld könnte in die Gruppe gehen. Edvald Boasson Hagen, Matej Mohoric, Nans Peters, Jens Keukerleire, Krists Neilands oder auch Nils Politt. Greg van Avermaet wird sicher nicht weggelassen, denn er liegt im Gesamtklassement nur 17 Sekunden zurück.
Kommt es zum Sprint, sind es die üblichen Verdächtigen. Caleb Ewan, Sam Bennett, Elia Viviani, Giacomo Nizzolo, Peter Sagan, Bryan Coquard, …. . Ein heißer Tipp ist auch Cees Bol. Diese Ankunft dürfte nach seinem Geschmack sein. Gelingt es Sunweb, ein gutes Leadout zu organisieren, könnte der Niederländer seinen ersten Grand-Tour-Etappensieg holen. Fahrer wie Matteo Trentin und den Weltmeister Mads Pedersen sollte man auf dem Zettel haben. Vor allem, wenn in der ersten Rennhälfte schnell gefahren wird und es ein hartes Rennen gibt.
***** –
**** Sam Bennett, Caleb Ewan
*** Giacomo Nizzolo, Cees Bol, Peter Sagan, Elia Viviani
** Bryan Coquard, Luka Mezgec, Alex Kristoff, Matteo Trentin
* Sonny Colbrelli, Clément Venturini , Hugo Hofstetter, Mads Pedersen
Start: 12:10
Ziel: ~ 17:15 Uhr
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