Wow, EF
Etappensieg, Teamwertung vorn und Uran in den Top-5 – das Team EF dürfte mehr als zufrieden sein, mit diesem Tag bei der Tour de France. Die Taktik ging auf und Daniel Filipe Martinez war am Ende der stärkste Ausreißer. Nach dem brutalen Start war die Gruppe mit Geschke und Alaphilippe weg. EF wollte Martinez unbedingt in der Gruppe platzieren und so fuhr Hugh Carthy mit dem späteren Etappensieger am Hinterrad brachial nach vorn. Eine starke Aktion, die Carthy viel Kraft gekostet hat, aber Martinez Körnern sparen ließ.
Der dritte Mann, Neilson Powless attackierte recht weit vor dem Ziel und brachte die anderen Ausreißer in Zugzwang. Taktisch clever gemacht, brachte es der bärenstarke Martinez perfekt zu Ende. Hut ab, das war bockstark!
Wow, Bora-hansgrohe
Ein wenig schien der Wurm drin, in der Tour de France des erfolgsverwöhnten Team Bora-hansgrohe. Sagan nicht mit der Spritzigkeit der vergangenen Jahre und nach Pech weit in der Punktewertung zurück. Emanuel Buchmann wegen Sturzpech weit weg von der Verfassung des Vorjahres, Gregor Mühlberger aus dem Rennen und Maximilian Schachmann mit gebrochenem Schlüsselbein ins Rennen gegangen. Das Team rackerte, doch stets schien es so, als wäre ein Etappensieg weit weg. Kritik kam auf, wie das meist so ist, wenn es nicht so läuft.
Doch nach dieser Etappe, dem taktisch exzellenten Rennen, der starken Leistung von Kämna und Schachmann, hat man starke Argumente, die man den Kritikern entgegensetzen kann. Perfekt agierten Schachmann und Kämna im Finale der Etappe. „Wir haben das Beste rausgeholt, was mit unseren Mittel möglich war“, sagte Schachmann im Ziel. Natürlich hätten sie lieber die Etappe gewonnen, müssen aber einräumen, dass der stärkste Ausreißer den Sieg holte. Diese Etappe dürfte dem gesamten Team einen Moral-Boost bescheren!
Roglic zieht zum ersten Mal durch, Pogacar ist die große Gefahr
Bislang blieb Primoz Roglic stets an den Hinterrädern der Konkurrenz. Er sprintete bei der ersten Bergankunft auf den letzten Metern zum Sieg, sonst aber zog er nie durch, wenn es zwischen den Favoriten zur Sache ging. Doch nun, im supersteilen Finale der 13. Etappe zog auch er voll durch. Bernal, Uran, Porte, Lopez, … alle anderen Favoriten mussten reißen lassen und kassierten einige Sekunden. Doch Tadej Pogacar blieb an Roglics Rad.
Wie bei der Vuelta 2019, mag man meinen. Doch da lag Pogacar schon nach der zweiten Etappe rund eine Minute zurück und kassierte im langen Einzelzeitfahren zusätzlich eineinhalb Minuten. Doch bei dieser Tour de France gibt es kein langes, flaches Zeitfahren. Und Pogacar liegt nur 44 Sekunden hinter dem Gelben Trikot. Pogacar wird eher zur Gefahr für Roglic, als viele das erwartet hatten. Der Spannung kann das nur gut tun.
Roglic ist stark, die Tour dennoch offen wie selten
Primoz Roglic trägt Gelb und ist der absolute Top-Favorit auf den Toursieg. Doch entschieden ist noch lange nichts. Im Gegenteil. Die Abstände am supersteilen Schlussanstieg waren gering, obwohl Roglic und Pogacar voll durchgezogen haben. Selbst Mikel Landa, der bei der Windkanten-Etappe 1:21 min verlor, liegt keine zwei Minuten zurück.
Zusammen mit Richie Porte und Miguel Angel Lopez hat er am Puy Mary nur wenige Sekunden auf Roglic und Pogacar verloren. Viel Zeit verloren am Freitag nur die beiden Franzosen Romain Bardet und Guillaume Martin.
„Mit der komischen Vorbereitung kann jeder mal einen schlechten Tag haben“, sag Andreas Schillinger in der Analyse. Roglic ist längst nicht durch, vielmehr ist es eine der offensten Frankreich-Rundfahrten seit langem.
„Heute saß ich als Fan vor dem TV“ – Die Etappenanalyse mit Bora-hansgrohe-Profi Andreas Schillinger