Franziska Koch an der Spitze des Feldes

Franziska Koch:
Es war eine sehr lange Etappe, darin lag für uns mit Lorena (Wiebes) aber eine richtig gute Chance. Mir war schon vorher klar, dass auf mich viel Arbeit zukommt. Am Anfang wurde wie erwartet viel attackiert – offensichtlich hatten einige den Plan, in der Gruppe des Tages zu sein. Die großen Teams wollten natürlich nicht, dass die Konkurrenz zu stark in der Fluchtgruppe vertreten ist, so kontrolliert sich das Feld dann schon auch ein wenig von selbst. Dann waren die vier weg und so konnte ich noch ein klein wenig durchschnaufen, ehe ich meinen Dienst an der Spitze des Feldes anzutreten hatte. Als der Vorsprung dann so bei dreieinhalb Minuten war, habe ich mich an die Spitze geklemmt und das Tempo gemacht.

Man schaut dann einfach, dass man ungefähr so schnell fährt, wie die Spitze. Allein gegen vier ist das natürlich ganz schön mühsam, aber ich habe ein gutes Tempo gefunden es durchgezogen. Als es eine kleine Konterattacke gab, hat mir Liane geholfen, denn wenn man bereits einige Zeit sein Tempo an der Spitze gefahren ist, ist es nicht so einfach, direkt noch schneller zu fahren.

Später ist das Trek mit eingestiegen und ich habe Hilfe bekommen – das war sehr schön und hat mein Leben um einiges erleichtert. Ich war heute für jede Hilfe dankbar – auch in den Momenten, wo ich Positionen verloren hatte, weil das Tempo im Feld schnell angezogen wurde, wie beispielsweise beim Zwischensprint. Ich bekam dann auch von anderen Teams etwas Unterstützung, oder wurde leicht angeschoben um in der Reihe zu bleiben. Das sind kleine Momente, über die man sich in solchen Situationen aber extrem freut.

Es war ein harter Tag und ich war dann echt grau, als es zum letzten Berg ging. Der Vorsprung der Ausreißer betrug dann nur noch eine Minute, ich hatte meinen Job erledigt und bin zurückgefallen. Im Ziel dann Lorena in die Arme zu schließen, bevor sie zur Siegerehrung fuhr, war ein besonderer und sehr schöner Moment.

Liane Lippert:
Franzi hat es selbst schon geschildert, wie hart sie heute für das Team gearbeitet hat. Sie hat das wirklich richtig gut gemacht. Ein Schreckmoment war ganz sicher der Massensturz im Feld. Wir haben es mitbekommen, waren aber alle ganz vorn. Franzi fuhr an der Spitze und wir hatten uns als Team dahinter eingereiht – so blieben wir verschont. Nach dem Sturz haben wir vorn erstmal das Tempo rausgenommen und das Rennen beruhigt. So konnten viele der gestürzten, oder aufgehaltenen Fahrerinnen wieder aufschließen.

Als es dann ins Finale ging, habe ich mich auch noch eimal vors Feld gespannt und alles gegeben. Es war wieder chaotisch, aber wir haben es gut hinkommen. Dann habe ich im Radio gehört, dass es Lorena wieder geschafft hat.

Es war wieder eine besondere Stimmung heute, natürlich auch durch den Sieg. Aber es ist bei dieser Tour wirklich eine ganz besondere Atmosphäre. Man wird nach jedem Rennen interviewt, auch wenn man nur Helfer war und man spürt richtig, dass die Aufmerksamkeit enorm ist. Man bekommt viel Feedback, merkt wirklich, dass viele Menschen das Rennen verfolgen. Das freut uns natürlich sehr und wir genießen es, dass es so viel Aufmerksamkeit gibt.

Wir haben als Team heute wirklich gut gearbeitet und Lorena hat am Ende den zweiten Sieg eingefahren – ein super Tag!