Tadej Pogacar – Wunder gibt es immer wieder

Tadej Pogacar hat seinen ersten Etappensieg bei der Tour de France Etappe geholt. Bei seinem Debüt, im Alter von 21 Jahren. Er zählt zu den absoluten Favoriten auf einen Platz auf dem Podium dieser Tour. Er ist es, der die Favoritengruppe in den Pyrenäen sprengte. Er wäre in Gelb, hätte er nicht auf der Windkante Zeit verloren. Er tritt bescheiden auf, fährt sehr selbstbewusst. Er fuhr als Neo-Profi auf das Podium der Vuelta. Gäbe es Remco Evenepoel nicht, würde die Radsportwelt noch viel mehr durchdrehen. Dieser Kerl ist mehr als beeindruckend. 
 

Egan Bernal – gekommen um zu bleiben

Unentwegt wurde in den vergangenen Wochen über die Schwäche von Egan Bernal spekuliert. Mitunter berechtigt, machte er doch vor allem bergauf nicht immer einen souveränen Eindruck. Doch mit Etappe 9 der Tour wendet sich das Blatt. Zumindest vorläufig. Denn während Nairo Quintana, Miguel Angel Lopez und Guillaume Martin, die zuletzt einen enorm starken Eindruck machten, abgehängt wurden, blieb Bernal bei den Besten.
Und nicht nur das. Er war es, der nach der zweiten Attacke von Pogacar noch einmal das Tempo anzog und dafür sorgte, dass die Verfolger nicht wieder aufschließen konnten. Egan Bernal mag nicht in der Verfassung von 2019 sein. Sein Team ist nicht so stark, wie man es früher von Sky/Ineos gewohnt war. Aber man sollte diesen jungen Kerl nicht zu früh abschreiben. Er hat die Startnummer 1 am Rad und erreichte stets mit der Favoritengruppe das Ziel. Nur 21 Sekunden liegt er hinter Roglic zurück. Etwas mehr als ein Wimpernschlag, blickt man auf das, was bei dieser Tour noch kommt. 
 

Emanuel Buchmann – der Traum ist aus

Es hatte sich angedeutet, auch wenn die Hoffnung noch da war. Nun ist es Gewissheit: das Podium der Tour ist unerreichbar. Bitter für Sportler, Team, Trainer und Fans. Enttäuschung, überall. Ein Sturz bei der Dauphine, kurz vor dem Saisonhighlight ließ die Träume platzen und machte die Arbeit zunichte. So scheint es, auf den ersten Blick. 
Doch Buchmann ist noch im Rennen. Nicht in dem um Gelb, aber in dem, wo man mit beherzten Attacken die Herzen vieler Fans höher schlagen lassen kann. Wo völlig fremde Menschen mitfiebern und die Daumen drücken. Das große Ziel, Podium bei der Tour ist weg, der Traum ist aus. Aber nach dem Ruhetag beginnt ein neues Rennen, kann ein neuer Traum leben. Wenn die Franzosen ihren gestrauchelten Helden Thibaut Pinot fast in Regelmäßigkeit mit Respekt durch die Tour tragen können, sollten die deutschen Fans das auch können.
 

Marc Hirschi – ich will Spaß

Am ersten langen Berg stiefelte er davon. Fast 90 Kilometer vor dem Ziel. Keine zwei Kilometer vor dem Zielstrich holten ihn die Top-Stars der Tour ein. Marc Hirschi verpasste den ganz große Coup nur knapp. Von den ungläubigen Blicken als er zum Solo ansetzte, über die waghalsigen Abfahrten bis zum Sprint am Ende – was Hirschi zeigte war bemerkenswert. Es war kompromisslos. Fokussiert, professionell und ohne Fehler. Er hat keine Sekunde Zeit verschwendet, in einer Abfahrt, beim Flaschen holen oder Jacke anziehen. Er ist ein Rennen gegen sich, die CW-Wert und die besten Fahrer der Welt gefahren. Nie bergauf eine Flasche am Rad. Jedes Gel im Rahmen des erlaubten klebrig. Übrigens bekam er noch 20 Sekunden Zeitstrafe für unerlaubte Verpflegung.
Es mag eine verrückte Flucht gewesen sein, übermütig, so weit vor dem Ziel. Aber sie wurde höchst professionell zu Ende gebracht. Diese Zielstrebigkeit, die Kompromisslosigkeit beeindruckte. Fast unfassbar, dass der Kerl 22 Jahre alt ist.
 

Primoz Roglic – easy

Nun trägt er es, das Gelbe Hemd. Gefahren ist er ohnehin, als hätte er es bereits auf seinen Schultern. Er ist der Top-Favorit auf den Toursieg. Er konnte auch am Col de Marie Blanque die Attacken parieren, schien stets außer Gefahr. Doch die Abstände sind gering und der Weg ist weit. Bislang sah alles easy aus. Dass es so bleibt, ist nicht zu erwarten.
 

Die Etappenanalyse XXL, nach der ersten Woche der Tour de France 2020

Die Favoriten auf Gelb, Strategiewechsel bei Bora, Kampf um Grün, Corona-Probleme und taktischen Fehler bei Jumbo-Visma – Bernd Landwehr bespricht es dem Kollegen Daniel Beck.
(Die Analyse gibts täglich 20 min nach Zieleinlauf bei Instagram)

 

 
 
 
 
 
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