Pogi = unfassbar gut
Er hat es wieder getan. Tadej Pogacar lieferte ein exzellentes Einzelzeitfahren ab und holte sich den Tagessieg. Satte 19 Sekunden schneller als Stefan Küng ist eine Menge Holz! Aber vor allem in der Gesamtwertung unterstrich Pogacar seine Ambitionen. Er brummte der Konkurrenz im Kampf um den Gesamtsieg richtig Zeit auf. Julian Alaphilippe hat nun 40 Sekunden Rückstand auf den Titelverteidiger. Bei Rigoberto Uran sind es bereits 1:20 min. Carapaz und Roglic haben mehr als eineinhalb Minuten. Der Titelverteidiger ist nun der klare Top-Favorit auf den Gesamtsieg.
Roglic = wow
Nach seinem schweren Sturz auf der dritten Etappe war nicht klar, ob Roglic überhaupt weiterfahren kann. Mit großen Abschürfungen und ganz sicher unter Schmerzen kämpfte er sich durch. Dass ihm trotz dieser Verletzungen ein solch starkes Einzelzeitfahren gelang, ist bemerkenswert. Roglic wurde Siebter, nur 44 Sekunden hinter dem überragenden Pogacar. Wow!
Küng = geschlagen
Stefan Küng zeigte ein gutes Zeitfahren. Am Ende wurde es aber nichts, mit dem ersten Tour-Etappensieg für den Zeitfahr-Europameister. Dass der Schweizer eher enttäuscht ist, als zufrieden, ist verständlich. Am Ende hat er den Sieg jedoch nicht hauchdünn verpasst, sondern wurde von Pogacar klar geschlagen. Ein Zeitfahren hat diese Tour noch – vielleicht hat Küng dann den Vorteil, sich vorher etwas „ausruhen“ zu können.
MvdP behält Gelb
Mit einem extrem starken Zeitfahren hat sich Mathieu van der Poel einen weiteren Tag im Gelben Trikot gesichert. Van der Poel, der bekanntermaßen alle Rad-Disziplinen beherrscht, lieferte nun den Beweis, dass er auch Zeitfahren kann. Rang fünf, nahezu gleich schnell mit Wout van Aert. Seine Power, Material, Tüfteleien an der Position und ganz sicher auch der Motivations-Effekt des Gelben Trikots – alles zusammen führte zu einem beeindruckenden Ergebnis. Bockstark!
GC = Pogi Nr.1 – der Rest ist offen
Tadej Pogacar ist nun der große Favorit auf den Gesamtsieg. Sein Vorsprung auf die größten Rivalen ist bereits erheblich. Aber schaut man auf die Unterschiede beim Rest der Favoriten, so sind die Abstände gering. Vielleicht beeinflusst das den weiteren Verlauf des Rennens. Wer auch immer diese Tour gewinnen will, muss zunächst Pogacar schlagen. Fährt also nun das gesamte Feld gegen das Team UAE? Wird von der Konkurrenz in den Bergen abwechselnd attackiert und dann stets Pogacar und seinem Team die Verantwortung für die Reaktion überlassen? Gibt es sogar Allianzen gegen UAE? Nicht unmöglich. Spätestens in den Alpen wird man sehen, wie sich die Teams nun taktisch aufstellen.
Vingegaard = Plan B?
Ein exzellentes Zeitfahren lieferte der 24-jährige Däne Jonas Vingegaard. In den Nachwuchsklassen mit guten Leistungen, aber nicht als Übertalent verschrieen, hat er in den vergangenen zwei Jahren eine extrem positive Entwicklung genommen. Im vergangenen Jahr landete er bei der Polen-Rundfahrt in den Top10 und zeigte auch sonst gute Leistungen. In diesem Jahr sorgte vor allem sein zweiter Platz bei der Baskenland-Rundfahrt für Aufsehen. Nach der Vuelta 2020 ist diese Tour de France erst seine zweite Grand Tour. Doch so stark wie er sich bislang präsentiert, könnte er zumindest bin in die Alpen in die Rolle des Co-Kapitäns rücken. Denn Steven Kruijswijk ist nach Sturzpech bereits mehr als viereinhalb Minuten zurück. Vingegaard liegt aktuell mit 1:35 min Rückstand auf Pogacar sogar vor Roglic. Sollte sich im Kampf der anderen Favoriten gegen Pogacar tatsächlich ein offensives Rennen entwickeln, kann der junge Däne vielleicht eine wichtige taktische Rolle bekommen.