Es ist die Königsetappe dieser Vuelta. Mit rund 163 Kilometern nicht superlang, aber dennoch sind fast 4500 Höhenmeter zu überwinden. Drei schwere Anstiege hat diese 18. Etappe und vor allem der letzte hat es in sich. Dieser Altu d’El Gamoniteiru ist eine richtig fiese Rampe. Der Anstieg führt zum gleichen Bergmassiv wie der berühmte
Alto de l’Angliru. Der Angliru führt von Norden hinauf, der Gamoniteiru von Süden. Die beiden Gipfel liegen nur rund drei Kilometer von einander entfernt und man kann die Anstiege durchaus vergleichen. In Sachen Durchschnittssteigung ist der Gamoniteiru sogar steiler als der Angliru, doch während der Gamoniteiru nur ganz am Ende absurd steil wird (17%), hat der Angliru sein 17%-Stück im oberen Drittel. Dafür ist der Gamoniteiru deutlich länger – welchen Anstieg man auch immer als noch brutaler empfinden mag, es wird an diesem Donnerstag ein brutal hartes Finale!
In der Gesamtwertung hat Primoz Roglic sich am Mittwoch ein ordentliches Polster verschafft. Er war bärenstark, agierte mutig, als er die Attacke von Bernal mitging und wurde am Ende belohnt. Er ist weiterhin der stärkste Fahrer im Rennen und trägt absolut verdient das Rote Trikot. Doch auch an ihm gehen die Anstrengungen nicht spurlos vorbei. Der Kampf ums Podium ist weiter offen und man darf einen echten Schlagabtausch der verbliebenen Favoriten im Schlussanstieg erwarten.
Ob Ausreißer durchkommen und sich den Etappensieg holen können, liegt an der Fahrweise im Feld. Dauert es wieder bis zum ersten langen Anstieg ehe die Gruppe steht, wird es für Ausreißer schwer, bis zum Schlussanstieg ein dickes Polster herauszufahren. Für einen Angriff eines Favoriten bereits weit vor dem Ziel ist das Terrain nicht ideal, weil nach den ersten beiden schweren Bergen stets ein längeres Flachstück folgt. Will man dort bestehen, müsste man schon Helfer in die Fluchtgruppe schicken, die dann in der Ebene unterstützen können.
Die Strecke
Die ersten 45 Kilometer der Etappe sind flach und hier wird es ganz sicher einen harten Kampf um die Gruppe geben. Dann beginnt die erste Steigung. Und bereits dieser Puertu de San Llaurienzu ist ein harter Brocken! Fast 10 km lang und im Schnitt mehr als 8,5% steil – dazu im unteren Teil fiese 16%-Rampen. Spätestens hier werden die Fahrer spüren, wie die Beine sind. Sind sie nicht besonders gut, wird das bis ins Ziel ein Höllenritt.
Es folgt eine Abfahrt und ein langes Flachstück, ehe 75 Kilometer vor dem Ziel der nächste Anstieg beginnt. Wieder lang, wieder fast 9% im Schnitt steil – auch der Altu de La Cobertoria ist ein heftiger Berg!
Vom Gipfel sind es noch 68 Kilometer bis ins Ziel und nach einer längeren Abfahrt folgt ein fast 30 Kilometer langes Flachstück bis zum nächsten Anstieg. Dieser Altu la Segá o del Cordal ist der leichteste Anstieg des Tages und nach dem Bergpreis geht es sechs Kilometer bergab zum Fuße des Schlussanstiegs.
Dann beginnt das hammerharte Finale! Der Vergleich des Altu d’El Gamoniteiru mit anderen berühmten Anstiegen zeigt ganz gut, welches Kaliber dieser Berg hat!
GAMONITEIRO. Palabras mayores
¿Lo Comparamos con los grandes puertos de Giro y Tour?#LaVuelta21 pic.twitter.com/WjyRgHS6A1
— Gregarios de Lujo (@gregariosdelujo) September 2, 2021
Die ersten 2 Kilometer geht es noch moderat bergan, dann folgen fünf steile Kilometer ohne Chance auf Pause – es geht 5,5km mit 11,5% bergan! Ein kurzes Flachstück zur Mitte, dann geht es bis zum Gipfel nur noch sausteil bergan. Wer hier in Schwierigkeiten gerät, kann sehr viel Zeit verlieren. Die letzten fünf Kilometer geht es erneut mit mehr als 10,5% bergauf – der letzte Kilometer hat im Schnitt mehr als 13%. Brutal!
Bergwertungen:
km 54,1 Puertu de San Llaurienzu | 9,9 km, 8,6%
Km 94,4 Altu de La Cobertoria | 7,9 km, 8,6%
Km 140,7 Altu la Segá o del Cordal | 8,2 km, 5,8%
Km 162,6 Altu d’El Gamoniteiru | 14,6 km, 9,8%
Sprintwertung:
KM 84,8 BÁRZANA
Die Favoriten
Ausreißer haben an diesem Tag durchaus Chancen durchzukommen. Jedoch nur, wenn keines der GC-Teams daran glaubt, dass Roglic nach seiner Attacke am Mittwoch etwas müde ist. Zugegeben, bislang zeigte Roglic nicht den Hauch von Schwäche, aber wenn man ihm Rot noch entreißen will, dann muss man diesen Tag nutzen. Movistar und Ineos sind als Team nicht superstark, Bahrain Victorious macht neben Jumbo-Visma den stärksten Eindruck. Doch so souverän wie Roglic bislang ist, wird sich die GC-Action vielleicht auf den Schlussanstieg konzentrieren.
Dann hat die Gruppe gute Karten durchzukommen. Starke Fahrer gibt es einige! Michael Storer, Romain Bardet, Damiano Caruso, David de la Cruz, Rémy Rocha, Rafal Majka, Ion Izagirre, … Auch Gino Mäder wirkt brutal stark, doch er ist für das Weiße Trikot von Egan Bernal wohl zu gefährlich, als dass man ihn in einer Gruppe weglassen würde. Wie das Rennen verläuft, hängt stark von der Zusammensetzung der Gruppe ab – bei dieser schweren Bergankunft wird sich am Ende auf jeden Fall ein exzellenter Kletterer durchsetzen.
***** –
**** Enric Mas, Primoz Roglic, Sepp Kuss
*** Romain Bardet, Jack Haig, Damiano Caruso, Michael Storer
** Superman Lopez, Rafal Majka, Adam Yates, Egan Bernal
* Wout Poels, Carlos Verona, Steven Kruijswijk, Ion Izagirre
Start: 13:07 Uhr
Ziel: ~17:30 Uhr