Am Samstag beim Omloop Het Nieuwsblad konnte ich nun mit Verzögerung meine Saison beginnen – und es fühlt sich toll an. Eigentlich wollte ich schon eineinhalb Wochen zuvor bei der Valencia-Rundfahrt starten, doch direkt vor dem Rennen passierte das, was grad viele Menschen erleben: Zwei Streifen beim Coronatest. Das Rennen startete ohne mich, und es half dann auch nichts, dass der anschließende PCR-Test negativ war. Es hieß also, das Beste draus machen, und das war für mich, einfach in Spanien zu bleiben und zu trainieren.

Ich hatte mich auf den Saisonbeginn wirklich gefreut, denn nach einem super Winter ohne große Trainingspausen fühlte ich mich fit. Meine Daten waren sehr gut und wir haben im Trainingslager auch ein paar Rennsimulationen gemacht, die zeigten, dass ich richtig stark war. Wir haben ein wenig das Training umgestellt und das hat sich offenbar bezahlt gemacht.

Dass ich gern vor dem ersten Klassiker in Belgien ein anderes Rennen gefahren wäre, hat mehrere Gründe. Zum einen brauche ich meist etwas um reinzufinden, zum anderen liegen mir die Pflasterrennen ganz früh in der Saison nicht so richtig. Zumindest bislang. Jetzt nach dem Omloop Het Nieuwsblad muss ich das vielleicht noch etwas überdenken und es kreisten nach dem Rennen sogar ein paar Gedanken an die Flandern-Rundfahrt in meinem Kopf. 

Liane Lippert in der Spitzengruppe an der legendären Kappelmuur

Klar, das Kopfsteinpflaster ist immer noch hart, aber ich fühlte mich direkt wohl, einfach fit und explosiv. Gute Beine, die Zuschauer an der Muur, das ist schon ein echt cooles Gefühl. Zudem war ich nicht direkt in der Leaderrolle, sondern sollte mit Franzi (Koch) die Gruppen abdecken. Das hat für mich perfekt funktioniert, als ich am Leberg beim Angriff von Marleen Reusser mitgegangen bin. In der kleinen Gruppe an der Spitze hat man natürlich auch nicht so die Positionskämpfe vor den Pflasterstücken, kann einfacher seine Linie fahren. 

Als am Bosberg dann die Entscheidung fiel, fehlten mir nur ein paar Meter um bei Annemiek van Vleuten und Demi Vollering mitgehen zu können. Das war schade und ein wenig war ich schon enttäuscht, dass ich persönlich kein Ergebnis einfahren konnte. Aber es ist toll, wenn man im Team Kolleginnen hat, die das übernehmen.


Im Video gut zu sehen, wie Liane am Bosberg nur ein paar Meter fehlten:


Als ich eingeholt wurde, habe ich mich direkt eingereiht, und zusammen mit Floortje Mackaij geschaut, dass keiner mehr entwischt. Lorena (Wiebes) kommt im Finale gut allein zurecht, auch ohne Leadout, deshalb war es wichtiger einfach das Tempo hoch zu halten. Sie hat dann den Sprint um Platz drei gewonnen und für das Team einen Podestplatz geholt. Zu Beginn einer Saison sind solche Erfolge immer besonders wichtig.

Nach einem Rennen denkt man schon, was wäre wenn gewesen. Hätte ich mit der Valencia-Rundfahrt in den Beinen vielleicht den Mini-Kick mehr gehabt um am Bosberg mitzugehen? Aber „was wäre wenn“ bringt einem nichts. Für mich war es auch ohne eigenes Ergebnis ein guter Auftakt und ich freue mich schon jetzt auf Gent-Wevelgem, Dwars door Vlaanderen und auch die Ronde.


Mein erster Saisonhöhepunkt werden aber die Ardennen-Klassiker sein. Vor allem Fleche Wallonne und Amstel Gold Race, da will ich in Top-Form sein und zeigen, dass ich dort gut fahren kann. In der Vergangenheit kam bei diesen Rennen leider immer irgendwas dazwischen. Danach mache ich eine Pause und dann wird man sehen, ob Giro oder Tour mein nächstes Highlight wird. Das hängt auch von der Giro-Strecke ab. Die Deutsche Meisterschaft bleibt ebenso ein Ziel. Es wäre ein Traum, das Trikot noch einmal zu holen. Aber jetzt wird der Blick erstmal voll auf die Klassiker gerichtet. Das nächste Rennen ist Strade Bianche, ich kann es kaum erwarten! 

Bis bald,
Liane.

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