Thomas Gloag ist eines der ganz großen britischen Talente. Wie viele seiner Landsleute ist er in der Jugend viel auf der Bahn unterwegs gewesen, die ganz großen Ergebnisse konnte er im Oval aber nicht einfahren. Seine Qualitäten zeigt er auf der Straße – vor allem bergauf.
In Großbritannien brachten wenige Jahrgänge so viele Talente hervor, wie der 2001er – Lewis Askey, Samuel Watson, Max Walker, Ben Tulett und auch Leo Hayter – kein Wunder, dass Thomas Gloag die Aufmerksamkeit nicht allein gehörte. In den Junioren fuhr er viele Rennen in Belgien – mit ordentlichen Leistungen, aber nicht so überragend, dass die Teams Schlange standen. Was in Belgien fehlte, waren Berge. Im Jahr 2020 bestritt Gloag an der Seite von Tom Pidcock dann den U23-Giro. Der mehr als zwei Jahre ältere Pidcock gewann das Rennen, Gloag wurde als Helfer Gesamtvierzehnter und überzeugte vor allem bergauf. Sein Talent war unübersehbar und er geriet schnell auf den Zettel einiger Top-Teams.
Das Jahr 2021 war dann der Durchbruch für Gloag. Vierter beim U23-Giro, Dritter bei der Ronde de l’Isard, Sechster bei Lüttich-Bastogne-Lüttich (U23). Das Scouting-Department von Jumbo-Visma machte seinen Job – Tests, Gespräche, Besuch im HQ … . Sportlich lief das Jahr 2022 zwar nicht nach Plan – Covid, Knieverletzung, Rückenbeschwerden – der Weg zu Jumbo-Visma war aber bereits geebnet. Auch Ineos hatte Interesse, natürlich. Er entschied sich für die niederländische Equipe. Als Stagiaire fuhr er die italienischen Herbstklassiker, lieferte einen „brutaler Einstand“ – heißt es aus dem Team.
Seine Leistungswerte sind exzellent, seine Qualitäten bergauf beeindruckend. Bei Jumbo-Visma will man ihm ein Rennprogramm bieten, bei dem er langsam an die Weltspitze herangeführt wird, dabei aber auch die Chance bekommt, bei kleinen Rennen auf Ergebnis zu fahren. Man darf durchaus bereits im ersten Jahr Achtungserfolge von ihm erwarten.
Der oben stehende Text wurde im Januar verfasst, nun ist Gloag bei der Valencia-Rundfahrt in die Saison gestartet und hat direkt das „Achtungsergebnis“ eingefahren. Er wurde Gesamtsechster, gewann die Nachwuchswertung und musste sich bei der Königsetappe im Sprint nur Tao Geoghegan Hart geschlagen geben. Wow!