Nach dem superschweren Rennen auf der 14 Etappe geht es vor dem zweiten Ruhetag heftig weiter. Die zweite Alpen-Etappe – erneut 4200 Höhenmeter, noch einmal fast 180 Kilometer mit fünf Bergwertungen. Nach dem heftigen Schlagabtausch von Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard am Samstag ist der Kampf um Gelb weiter komplett offen. Nur 10 Sekunden trennen die beiden Überflieger. Bei der Bergankunft in Saint-Gervais unterhalb des Mont Blanc wird es im Finale der Etappe vermutlich zum nächsten Duell kommen. Beide sind bislang nahezu gleichstark, man darf gespannt sein, wer am Sonntag der Stärkere ist – oder rollen sie zeitgleich durchs Ziel? Auch das ist möglich.
Dass diese Überflieger am Ende des Tages um den Etappensieg kämpfen ist möglich, aber vielleicht doch eher unwahrscheinlich. Beide haben ihre Mannschaften zuletzt eingespannt, die vergangenen Etappen kontrollieren lassen. Am Sonntag konzentrieren sie sich vielleicht auf das Finale der Etappe, denn die ersten rund 75 Kilometer sind nur leicht wellig – hier müsste man viel Energie aufwenden, will man erneut einer größeren Ausreißergruppe nachjagen. Oder will doch eines der beiden Überflieger-Teams das Rennen kontrollieren um am Ende mit dem Tagessieg wertvolle Bonussekunden zu sichern? Welchen Plan man sich zurechtlegt wird auch davon abhängen, wie viel Sprit die Helfer noch im Tank haben – nach zwei brutal schweren Tourwochen.
Gut möglich, dass sich ein kletterstarker Ausreißer den Tagessieg sichert, die Klassementfahrer am Ende um wertvolle Sekunden für die Gesamtwertung kämpfen. Wie schon so oft gesehen, kann es zu Beginn erneut zu einem harten Kampf um die Gruppe des Tages kommen. Gehen die Mannschaften davon aus, dass die Ausreißer durchkommen, werden sie unbedingt in der Fluchtgruppe sein wollen.
Diese 110. Tour de France ist ein spannendes Rennen, mit überraschenden Wendungen und oft brutal harten Etappen. Diese 15. Etappe bietet ideales Terrain für die nächste spannende Etappe – oder sind selbst Pogacar und Vingegaard nach all den Angriffen müde?
Die Vorschau wird präsentiert von: Kalas
Die Strecke
Die ersten 75 Kilometer der Etappe sind nur leicht wellig, zu Beginn gibt es auch ein längeres Flachstück. Dann geht es zur ersten kategorisierten Steigung. Dieser Col de la Forclaz de Montmin ist ein langer und durchaus schwerer Anstieg. Doch vom Gipfel sind es noch 95 Kilometer bis ins Ziel.
Nach einer langen Abfahrt und einem Flachstück geht es zum nächsten Berg – dem Col de la Croix Fry. Auch das ist ein langer und anspruchsvoller Berg. Der Gipfel wird etwas mehr als 50 Kilometer vor dem Ende passiert. Kurze Abfahrt und die Gegensteigung der 3. Kategorie – dann geht es rund 35 Kilometer überwiegend flach zur Schlusssteigung. Die letzten Kilometer hinab ins Tal der l’Arve sind steil und kurvenreich – hier ist Vorsicht geboten.
Die Schlusssteigung ist zweigeteilt. Zunächst eine kurze, heftige Rampe zur Bergwertung der 2. Kategorie, dann eine kurze Abfahrt und dann die letzten ansteigenden sieben Kilometer zur Ziellinie.
Es ist kein Monsterberg, aber durchaus ein schwerer Anstieg, mit einige steilen Passagen.
Die Bergwertungen:
Kat 1 | km 82.8 Col de la Forclaz de Montmin | 7.2km 7.3%
Kat 1 | km 124.5 – Col de la Croix Fry | 11.3km 7%
Kat 3 | km 133.3 – Col des Aravis | 4.4km 5.8%
Kat 2 | km 170.6 – Côte des Amerands | 2.7km 10.9%
Kat 1 | km 179 – Saint-Gervais Mont-Blanc | 7km 7.7%
Die Sprintwertung:
KM 72 – BLUFFY
Die Favoriten
Geht früh eine stark besetzte Gruppe, hat diese gute Chancen durchzukommen. Fahrer wie Michael Woods, Thibaut Pinot, Mattias Skjelmose, Mikel Landa, Matteo Jorgenson, Giulio Ciccone, Daniel Felipe Martinez oder auch Michal Kwiatkowski können auf diesem Terrain aus einer Fluchtgruppe erfolgreich sein. Diese Liste lässt sich natürlich erweitern – Pierre Latour, Tobias Johannessen, Krists Neilands, oder auch Valentin Madouas könnte man zu den Favoriten aus einer Fluchtgruppe zählen.
Am Ende wird es darauf ankommen, wer den Sprung in die Gruppe des Tages schafft, und wie das Rennen im Feld gestaltet wird. Ab Rang neun in der Gesamtwertung haben die Fahrer mehr als 12 Minuten Rückstand auf Gelb. Auch Fahrer wie Emanuel Buchmann, David Gaudu oder Tom Pidcock könnten Vingegaard und Pogacar ziehen lassen – auch sie haben unterdessen einen großen Rückstand in der Gesamtwertung. Es wird aber sicher einige Top-Rundfahrer geben, die bereits großen Rückstand auf Gelb haben & sich auf dieser Etappe Hoffnungen machen. Doch nur wer den Sprung in die Gruppe des Tages schafft, hat Chancen auf den Tagessieg – denn aus dem Feld würden am Schlussanstieg wohl die beiden Überflieger den Tagessieg unter sich ausmachen.
***** –
**** Thibaut Pinot, Tadej Pogacar
*** Jonas Vingegaard, Tom Pidcock, Johannessen
** Buchmann, Kwiatkowski, Landa, Madouas, Gall
* Martin, Martinez, Neilands, Jorgenson, Skjelmose, Woods
Start: 13:05 Uhr
Ziel: ~ 18:15 Uhr
Die noch anstehenden Etappe der Tour de France 2023