Alexander Kristoff, Katusha
Alexander Kristoff ist in der Form seines Lebens. Er gewinnt im Moment fast jedes Rennen und ist nach seinem Sieg bei der Flandernrundfahrt der Top-Favorit für Paris-Roubaix. Der Norweger hat die Dreedags de Panne dominiert, war bei der Ronde der eindeutig stärkste Mann im Rennen und siegte drei Tage später locker beim Scheldeprijs. Unschlagbar? Nein, denn bei Paris-Roubaix ist alles möglich. Und nicht nur Sturz und Defekt-Pech können ihn stoppen, auch die Konkurrenz ist heiß auf Revanche.
Niki Terpstra, Etixx-Quckstep
Bei der Ronde van Vlaanderen war er es, der in die Offensive ging und attackierte. Dass er gegen Kristoff im Sprint keine Chance hatte, war wenig überraschend. Aber Terpstra hat in Flandern gezeigt, dass die Form stimmt. Dazu startet er als Titelverteidiger mit der Nummer 1 ins Rennen, sicher zusätzlich Motivation für den Niederländer. Terpstra mag das Pflaster, ist sehr tempohart und scheut nicht das Risiko einer Attacke – für Paris-Roubaix ideale Voraussetzungen.
John Degenkolb, Giant-Alpecin
Im vergangenen Jahr war John Degenkolb Zweiter in Roubaix. Ganz nah dran, am Pflasterstein der Träume. Degenkolb liebt Roubaix und weiß um seine Chance. Die Form ist da, der Druck nach dem Mailand-Sanremo-Sieg weg. Er ist sehr endschnell, auch nach fast 300 Kilometern, kann auf Position fahren, wie kaum ein anderer. Vieles spricht für ihn, bei seinem Lieblingsrennen. Doch um Paris-Roubaix gewinnen zu können, braucht man neben Mut, Willen und Entschlossenheit immer auch etwas Glück. Es ist nicht Degenkolbs letzte Chance auf den begehrten Pflasterstein, aber so groß wie in diesem Jahr wird sie selten sein.
Zdenek Stybar, Etixx-Quickstep
Zdenek Stybar hat bei Paris-Roubaix schon bewiesen, dass er in der Lage ist zu gewinnen. 2013 konnte er Cancellara scheinbar locker folgen, bis ihm eine Kollision mit einem Zuschauer die Chance auf den Sieg nahm. Letztes Jahr wurde er Fünfter und schien wieder stark genug selbst gewinnen zu können, als Teamkollege Terpstra attackierte und den Sieg einfuhr. Auch in diesem Jahr ist die Form gut. Bei der Strade Bianche gewann Stybar souverän, beim E3-Prijs Harelbeke wurde er nur von Geraint Thomas geschlagen. Stybar ist auf dem Pflaster sehr stark, auch weil er als Ex-Crosser eine extrem gute Radbeherrschung hat. Sein kraftvoller und offensiver Fahrstil passt perfekt zu Paris-Roubaix. Boonen ist nicht am Start, Terpstra hat letztes Jahr gewonnen, auch bei Etix-Quickstep wird man sagen – Stybar ist dran!
Sep Vanmarcke, Lotto-Jumbo
Bei seiner Paris-Roubaix Premiere 2011 belegte Sep Vanmarcke Platz 20 – mehr als respektabel. Zwei Jahre später stand er im Velodrom von Roubaix bereits auf dem Podium, letztes Jahr wurde er Vierter. Vanmarcke ist in Abwesenheit von Volksheld Boonen die belgische Hoffnung. Er hat es drauf, ohne Frage. Bei der Strade Bianche fehlte noch etwas die Form, bei Gent-Wevelgem und E3-Harelbeke landete er dann in den Top 10. Alles schien im Plan. Doch bei der Ronde van Vlaanderen konnte Vanmarcke dann nicht mit den Besten mitfahren. Er war zu weit hinten, als das Feld riss, verschleuderte zu viel Kraft bei der Aufholjagd. Ein blöder Fehler wie er sagt, bei Roubaix soll es besser laufen. Vanmarcke will angreifen, nicht abwarten. Am Sonntag werden wir sehen, wer mitfahren kann, wenn Vanmarcke auf dem Pflaster Vollgas gibt – viele werden es nicht sein.
Der (krasse) Außenseiter: Jasper Styven
Ja, auch ich habe kurz überlegt, ob ich Bradley Wiggins als Außenseiter-Tipp nehmen soll. Letztes Rennen, die große Geschichte, der Sir & das Pflaster, die Vollendung der Bilderbuchkarriere, bla bla bla. Tschüß Wiggo, ich gucke lieber nach vorn.
Jasper Stuyven ist Belgier, 22 Jahre alt und ein riesiges Klassikertalent. Das Paris-Roubaix für Junioren hat er 2010 gewonnen. Im darauffolgenden, seinem ersten U-23-Jahr, wurde er Zweiter bei Paris-Roubaix Espoirs. Bei seinem ersten Start bei den Profis, im vergangenen Jahr, unterstütze er Kapitän Fabian Cancellara bis zum Finale und wurde am Ende 55. Auch in diesem Frühjahr ist Stuyven gut in Form, was Platz 32 bei der Ronde unterstreicht. Jasper Stuyven ist sicher keiner der Favoriten für Paris-Roubaix 2015, aber vielleicht die große Entdeckung. Trek-Kapitän Fabian Cancellara ist nicht am Start, vielleicht seine große Chance, zu zeigen was in ihm steckt.