Das deutsche Team Bora-Hansgrohe hat mit der Verpflichtung von Peter Sagan einen großen Schritt in Richtung Weltspitze des Radsports gemacht. Ab 2017 will die Mannschaft von Ralph Denk zur ersten Radsportliga gehören. „Reine Formsache“ sei die Lizenz, hieß es schon vor der Tour de France. Auch das neue Radsportprojekt Bahrain-Merida hat große Ziele und mit Vincenzo Nibali einen der erfolgreichsten aktiven Radprofis verpflichtet. Auch sie streben wohl eine WorldTour Lizenz an.

 

Nur 17 Lizenzen 2017

Eigentlich hätten beide Mannschaften fest mit einer Erstliga-Lizenz rechnen können, denn mit Tinkoff und IAM scheiden zwei Teams zum Ende der Saison aus der WorldTour aus. Doch die UCI kündigte im Juni an, dass es in der Saison 2017 nur 17 WorldTour-Teams geben wird. Somit würde ein Team keine Lizenz bekommen. Die Hektik bei den Verantwortlichen während der ersten Tourtage im Juli legte sich, da spekuliert wurde, dass das Bahrain-Projekt neben dem Sponsor Merida auch die WorldTour-Lizenz des Teams Lampre-Merida übernehmen würde. Doch dann präsentierte das Team von Guiseppe Saronni  einen neuen Investor und so wird das Lampre-Merida-Team die Lizenz behalten.

 

Geht also doch eine Mannschaft leer aus? Und wenn ja, welche?

Würde es mehr Bewerber als Plätze in der WorldTour geben, wie würde die UCI bestimmen, wer eine Lizenz erhält und wer nicht? Laut Reglement der UCI wird bei der Vergabe der Lizenzen in jedem Jahr nach vier Kriterien entschieden:

„The licence commission awards licences on the basis of the following criteria:sporting, ethical, financial & administrative.“ – heißt es im UCI-Reglement.

All diese Kriterien müssen erfüllt sein, um eine Lizenz zu erhalten. Besonders wichtig ist der sportliche Aspekt. Laut Reglement haben nur die ersten 16 Teams des UCI WorldTour Ranking die sportlichen Kriterien erfüllt. Für alle anderen Teams sind die fünf bestplatzierten Fahrer des «UCI WorldTour individual ranking» ausschlaggebend.

„The 16 UCI WorldTeams applying for UCI WorldTeam status for the following
season that are the highest ranked on the UCI WorldTour team ranking of the season
just completed shall be considered to have satisfied the sporting criterion. For any other team applying for UCI WorldTeam status, the sporting criterion is b evaluated on the basis of the team’s five best-placed riders on the «UCI WorldTour individual ranking» for the season just completed. The two teams with the highest points totals for their five best-placed riders on the said ranking shall be considered to have satisfied the sporting criterion.“ heißt es im Reglement.

Doch da es nach dem Abgang von IAM und Tinkoff nur 16 Mannschaften sind, die sich aus der aktuellen WorldTour um eine Lizenz bewerben, erfüllen laut aktuellem Reglement alle Teams das sportliche Kriterium. Das würde für die Bewerberteams Bora-Hansgrohe und Bahrain-Merida zur Folge haben, dass sie sich um die letzte zu vergebende Lizenz „streiten“. Wenn man nun davon ausgeht, dass alle Kriterien von beiden Teams erfüllt sind, könnten die Punkte im Ranking entscheiden. Zwar hat das Bora-Hansgrohe-Team von Ralph Denk mit Peter Sagan einen ganze Menge Punkte verpflichtet, doch auch das Bahrain-Merida-Team hat mit Vindenzo Nibali, Gianni Visconti, Konstantin Siutsou und Sonny Colbrelli einige Zähler gesammelt.

Die Transferperiode läuft noch und es werden immer noch viele UCI-Punkte in den Rennen vergeben! Gut möglich, dass einige Manager fleißig auf dem Taschenrechner rumtippen.

UPDATE (2. Spetember 2016): In den Bewerbungsunterlagen für die WorldTour ist es anders formuliert, als im Reglement. Dort heißt es nun, dass nur die „ersten 16 Mannschaften des World-Tour-Rankings“ die Lizenz sicher haben. Das würde bedeuten, dass die Teams, die auf den Positionen 17 & 18 landen, in die „Relegation“ müssen. Ganz egal, wo IAM und Tinkoff platziert sind. Das könnte vor allem Dimension Data hart treffen, denn das Team hat wohl weniger Punkte als Bora und Bahrain-Meirida.

 

Oder gibt es doch 18 WorldTour-Teams?

Die Ankündigung der UCI, dass es 2017 nur 17 Erstliga-Teams geben soll, kam schon etwas überraschend. Zwar war bereits angekündigt, dass im Zuge der UCI-Reform die Zahl der WorldTour-Teams auf 16 sinken soll, doch bei dem zähen Prozess der Reform und dem starken Gegenwind vom Tour-Veranstalter ASO hatten viele erst später mit der Reduzierung der Erstliga-Lizenzen gerechnet. Doch laut einer Mitteilung der UCI vom 23.06.2016  scheint es nun schon im Jahr 2017 soweit zu sein. Übrigens ist dort bereits formuliert, dass es ab 2018 16 Teams sein sollen.

Im Gespräch mit CyclingMagazine sagte UCI-Präsident Brian Cookson während der Tour de France jedoch, dass man „alle Bewerbungen prüfen werde und dann entscheiden wird“. Er schloss die Vergabe von 18 WorldTour-Lizenzen für das kommende Jahr nicht aus.

Noch ist nichts entschieden – es bleibt spannend, welche Entscheidung die UCI trifft. Bleibt es bei 17 Lizenzen für 2017 und entscheiden am Ende die Punkte, wird man warten müssen, wen die beiden Bewerber-Team noch verpflichten können.