Paul Voß

Die CPA (Cyclistes Professionnels Associés) ist ein internationaler Verband von Radprofis. Gegründet in den 90ern soll sich die Vereinigung für die Belange der Fahrer einsetzen. Gegenüber von Rennorganisatoren, den Teams und auch der UCI ist die CAP der Interessenvertreter der Sportler. Dabei geht es beispielsweise um Streckensicherheit oder Mindestgehälter.

Die CPA agiert dabei als eine Art Dachverband für die nationalen Fahrervereinigungen. Doch nicht alle Länder haben solch eine „Gewerkschaft“. Die deutschen Fahrer haben beispielsweise keinen Verband – so ist ihr Mitspracherecht in der CPA sehr limitiert. Ex-Profi Paul Voß agiert als Sprecher der deutschen Fahrer, ist bei den Sitzungen der CPA anwesend und setzt sich für die Interessen der deutschen Profis ein.

Präsident der CPA ist der Italiener Gianni Bugno. Nun stand turnusmäßig die Wahl des Präsidenten an und mit David Millar gab es einen Gegenkandidaten. Im Zuge des „Wahlkampfes“ wurde immer mehr Kritik an der CPA laut. Beispielsweise am Wahlsystem – denn die Nationen, die mit ihrem nationalen Verband in der CAP vertreten sind, können mit den Stimmen aller Profis wählen. Von allen anderen Nationen müssen die Fahrer persönlich zur Wahl erscheinen. Was natürlich einen enormen Aufwand bedeutet, vor allem für die Sportler, die nicht bei der WM im Einsatz waren, denn die Wahl fand in Innsbruck statt. Gianni Bugno wurde wiedergewählt, was die Kritik an der CPA nicht abebben lässt. 

Wir haben mit Paul Voß darüber gesprochen, was diese Wahl bedeutet und warum es großen Widerstand gab.

 

Paul, Gianni Bugno wurde wiedergewählt – wie bewertest du den Ausgang der Wahl?

Es war eigentlich schon vorher klar, weil die Franzosen und Italiener im Vorfeld schon klargemacht hatten, dass sie Bugno unterstützen. Wenn man schaut, wie viele Stimmen sie haben, und das Wahlsystem kennt, war der Ausgang klar. Denn dass nicht alle anderen Fahrer der Welt einfliegen und für David Millar stimmen, war klar. Man muss dabei aber bedenken, dass beispielsweise die Italiener ihre Unterstützung für Bugno schon beschlossen hatten, bevor es überhaupt einen Gegenkandidaten gab. Bei einigen Nationen ist es zudem fraglich, ob, und wie die Fahrer der Nationen überhaupt gefragt worden sind. Das zeigt schon, dass dieses System nicht passt.

 

Hat man versucht, daran noch etwas zu ändern?

Ja. Die Amerikaner haben zu Beginn der Veranstaltung versucht, über eine Änderung des Wahlsystems abzustimmen. Dann hätte man die Wahl vielleicht verschieben können und das System ändern. Aber als dann darüber abgestimmt wurde, ob man eine solche Abstimmung (über die Änderung des Wahlsystems) auf die Tagesordnung setzt, wurde das abgewehrt. Das war ein trauriger Moment, in dem die CPA die Chance verspielt hat, Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Wir, also die Nationen ohne Verband, durften nicht abstimmen. So kam es nicht zur Änderung. Ich finde das extrem schade, denn in den vergangenen Tagen hat man erlebt, dass die Fahrer sich eine Veränderung wünschen.

 

Was hätte das verändern können?

Wenn man die Abstimmung zugelassen hätte und man hätte dafür gestimmt, eine Wahl über ein elektronisches System zuzulassen, sodass es allen Fahrern leicht möglich ist, ihre Stimme abzugeben, wäre die Wahl sicher verschoben worden. Dann hätte es eine faire Wahl mit nahezu allen Stimmen gegeben und es wäre klar, dass es den Präsidenten gibt, den sich die Mehrheit der Fahrer wünscht.

 

Glaubst du, dass die Wahl dann anders ausgegangen wäre?

Man muss sehen, dass es überhaupt eine Wahl zwischen zwei Kandidaten gab. Aber eben mit diesem speziellen Wahlsystem. Ich denke, dass viele Fahrer dadurch überhaupt erst gesehen haben, dass sie eigentlich gar keine richtige Stimme habe. Man kann jetzt nicht davon ausgehen, dass alle Fahrer für David Millar gestimmt hätten, aber die Reaktionen haben gezeigt, dass es da durchaus Kritik gibt. 

 

Was sind die Kritikpunkte?

Der wichtigste Punkt ist sicher das Wahlsystem an sich. Die Fahrer wollen eine Stimme haben – wenn dieses Wahlsystem aber so aussieht, dass man extra nach Innsbruck reisen muss um seine Stimme abzugeben, wenn man nicht über seine Nation vertreten ist, ist das schon ein großes Hindernis. Die CPA sagt natürlich zurecht, dass man schon im vergangenen Jahr wusste, wie das System funktioniert, aber das macht es ja nicht besser. Ich hatte bei der Sitzung auch nicht das Gefühl, als sei man gewillt, eine Veränderung herbeizuführen.

 

Nun sind aber nur 17 Fahrer bei der Wahl erschienen – es waren aber viel mehr Fahrer in Innsbruck, wegen der WM – warum sind nicht mehr gekommen, wenn sie doch eine Stimme haben wollen?

Man muss zunächst sagen, dass die Wahl irgendwo auf einem Berg war und viele Teams nicht direkt in Innsbruck untergebracht sind. Toms Skujins beispielsweise ist eine Stunde mit der Bahn angereist und dann mit dem Taxi auf diesen Berg gefahren. Ein unfassbarer Aufwand. Zudem waren einige Fahrer noch gar nicht angereist, denn die Nationen planen die Reise ja nicht danach, wann die CPA-Abstimmung ist. Dennoch war es schon etwas enttäuschend, dass nicht mehr Fahrer abgestimmt haben. Man muss aber auch sehen, dass vielen Fahrern klar war, dass ihre Stimme den Ausgang der Wahl wohl nicht beeinflussen wird. So war auch die Rückmeldung einiger deutscher Fahrer. 

 

Wie geht es nun weiter ?

Es kann nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen sein. Es ist eine Vereinigung, in die alle einzahlen, aber nicht alle mitbestimmen können. Die Kritik daran ist deutlich geworden und es muss Veränderungen im Regelwerk geben. Dieses ganze Geflecht ist nicht korrekt und es gibt deutliche Signale, dass die Fahrer etwas ändern wollen.

 

Aber die Wahl ist durch, wie kann sich nun etwas ändern?

Ich gehe nicht davon aus, dass Gianni Bugno die kompletten vier Jahre das Amt ausüben wird. Vielleicht übernimmt es zwischendrin David Millar. Denn die CPA steht im Moment in der Öffentlichkeit, die Kritik ist da. Dass es einen Wandel geben muss, wissen viele, auch wenn es sicher langsam gehen wird. Der erste Schritt wäre, das Wahlsystem zu ändern. Durch die Internationalisierung des Radsports wird das aktuelle System ohnehin an seine Grenzen stoßen, denn es kann ja nicht jedes Land eine eigene Vereinigung gründen, nur um mitbestimmen zu können. Aus meiner Sicht braucht es das auch nicht, wenn wir eine internationale Vereinigung wie die CPA haben.

 

Was müsste sich aus deiner Sicht direkt verändern?

Das Wahlsystem müsste sich sofort ändern. Dann muss man ein Stimmrecht-System bei Abstimmungen innerhalb der CPA einführen, in dem nicht nur die 6 Nationen mit Landesverband stimmberechtigt sind. Nur so werden alle Fahrer bei großen Entscheidungen mit einbezogen und so gewinnt man auch das Vertrauen der Fahrer zurück. Zudem geht es darum, dass die Fahrer das Gefühl haben, dass man für sie da ist. Dennoch muss man sagen, die Arbeit, die die CPA bislang gemacht hat, war nicht schlecht. Es wurden wichtige Dinge angegangen und umgesetzt, aber es gibt eben noch einige Sachen, die sich verbessern müssen. Vielleicht müsste die CPA auch stärker gegenüber den anderen Parteien auftreten, um mehr bewirken zu können. Das Wichtigste wäre, dass man im Sinne der Fahrer agiert. Es gibt zwar eine Vereinigung, aber sie ist nicht vereint – das sollte sich ändern.

 

Willst du dich vielleicht noch mehr einbringen?

Nein. Nicht dass man mich falsch versteht, ich fahre gern weiter zu den Meetings, setze mich für die Fahrer ein und will helfen; aber es ist ein politisches Feld, in dem man nicht nur die nötige Zeit investieren muss, sondern auch geschickt agieren muss. Ein Fahrer wie Bernhard Eisel, mit all seiner Erfahrung in diesem Bereich, wäre da sicher besser geeignet als ich. Wenn ich mich einbringen kann, mache ich das gern, aber der politische Bereich liegt mir nicht.