Die Pösti-Attacke
Etwa sechs Kilometer vor dem Ziel attackierte Lukas Pöstlberger aus dem Feld und setze sich ab. Der tempofeste Österreicher riss ein Loch und wirkte mit reichlich Watt auf die Pedale. „Wir hatten das Ziel, das Rennen so hart wie möglich zu machen. Das hat sehr gut funktioniert“, sagte Bora-hansgrohe Sportdirekter Enrico Poitschke. Hinter Pöstlberger stiefelten die beiden tempofesten Kasper Asgreen und Bob Jungels hinterher.
So war richtig Zug drauf und das Feld hatte große Mühe die Lücke wieder zu schließen. Die Helfer der Sprinter wurden so nahezu alle aus dem Rennen genommen, weil sie die Lücke zum Trio schließen mussten. So gab es am Ende einen offenen Sprint ohne echte Leadouts. Sagan liegt dies sehr und hätte er freie Fahrt gehabt, oder sich nicht regelwidrig Platz verschafft, wäre dieser „coole Move“, wie ihn Sportjournalist Tom Bachmann in der Analyse (Video unten) nennt, erfolgreich gewesen und er hätte auch Boden im Kampf um Grün gutgemacht.
Grün weit weg
Doch Sagan setzte gegen Wout van Aert den Körper zu heftig ein und bleibt ohne Punkte. Man darf Sagan sicher keine Böswilligkeit unterstellen, aber der Körpereinsatz war zu hart. In Sprints geht es oft rau zu, um so wichtiger, dass die Jury klare Grenzen setzt, sonst schaukeln sich da möglicherweise die Fahrer hoch. Nach den bösen Stürzen der vergangenen Wochen ist man zudem besonders bemüht zu heftige Aktionen direkt zu ahnden. In Sagans Fall war es keine strittige Entscheidung, auch wenn es für Sagan im Kampf um die Punktewertung harte Konsequenzen hat.
Denn nun hat er bereits 68 Punkte Rückstand im Kampf um Grün. Bei den Zwischensprints sind 20 Zähler zu holen, die Punkte im Ziel bei vielen Etappen sicher außer Reichweite für Sagan. In Paris am Schlusstag bekommt der Sieger noch einmal 50 Zähler. Im Kampf um Grün scheint in Sachen Punktewertung eine Vorentscheidung gefallen. Allerdings muss Sam Bennett Paris erreichen um tatsächlich der erste Sprinter zu sein, der das Duell gegen Sagan um das Grüne Trikot gewinnt.
Das Problem mit den Gruppen
Das Thema Fluchtgruppen ist bei dieser Tour bislang ein schwieriges Thema. Einen Tag ging gar keine Gruppe, heute musste ein Fahrer allein vor dem Feld den Hasen spielen. Die Teams wollen absolut sicher gehen, dass Ausreißer keine Chance haben. So auch heute. Als sich zwischenzeitlich einen Verfolgergruppe formierte, wurde das Loch sofort mit Gewalt zugeballert.
„Wir hatten schon die Hoffnung, dass mehr Fahrer ausreißen. Dann haben wir mit Lukas (Pöstlberger, fuhr in der angesprochenen Verfolgergruppe) versucht, eine weitere Gruppe zu initiieren, damit es ein schwereres Rennen wird. Aber das hat nicht funktioniert“, sagte Enrico Poitschke. Deceuninck-QuickStep will unbedingt Grün, viele Teams wollen keine Kräfte in einer zum Scheitern verurteilten Flucht vergeuden und die Teams mit Sprinter haben eh kein Interesse. Sobald das Terrain jedoch zu anspruchsvoll wird, wollen wieder ZU viele Fahrer in die Gruppe. Es bleibt ein schwieriges Thema bei der 107. Tour de France.
Die Etappenanalyse
Zu harter Sprint, coole Moves und vieles mehr – Bernd Landwehr bespricht es dem Kollegen Tom Bachmann die Etappe.
(Die Analyse gibts täglich 20 min nach Zieleinlauf bei Instagram)
no images were found