Eigentlich sollten die Weltmeisterschaften in Aigle & Martigny ausgetragen werden, doch die Auflagen der Schweizer Behörden machten die Austragung laut Veranstalter unmöglich. Geplant waren in der Schweiz ein flaches Zeitfahren und ein schwerer, bergiger Straßenkurs. Dieser Charakter wurde in Imola vom „Ersatzausrichter“ beibehalten. Die Strecke in Italien ist sehr schwer – beim Männerrennen stehen 260 km und 5000 Höhenmeter auf dem Programm! Die Anstiege sind kürzer als in der Schweiz, aber der Parcours keinesfalls leichter. „Das ist definitiv ein schwerer Kurs und hinten raus wird es zäh“, sagt Pawlowsky, der die Streckenanalyse für das BDR-Team gemacht hat. „Die Anstiege sind kurz, aber steil. Hier ist auch Spritzigkeit gefragt“. Die Frauen treten am Samstag zum Straßenrennen an, die Männer kämpfen am Sonntag um den WM-Titel im Straßenrennen.

Anspruchsvoller Parcours, kurz nach der Tour

Der neue Rennkalender stellt die Nationalmannschaften vor Herausforderungen. Vor allem für die Männer ist der WM-Termin nur eine Woche nach Ende der Tour de France ungewohnt. „Das macht es natürlich nicht leichter, aber gilt für alle Nationen gleichermaßen“, sagt Trainer Robert Pawlowsky, der die deutsche Nationalmannschaft betreut. Fahrern wie Lennard Kämna und Emanuel Buchmann würde der Parcours in Imola sicher liegen, aber die Tour-de France-Teilnehmer hatten den Start abgesagt. „Natürlich hätten wir Lennard und Emanuel hier gern in Top-Form am Start dabei“, sagt Pawlowsky, zeigt für die Absage der beiden Bora-hansgrohe-Fahrer aber Verständnis. „Lennard ist noch sehr jung und Emanuel hat nach dem schweren Sturz und der für ihn schwierigen Tour de France eine besondere Situation“, sagte der Trainer und verweist lieber auf die Stärke des deutschen Kaders.
„Wir haben bei den Frauen und auch den Männern starke Mannschaften am Start. Bei den Männern sind unsere beiden Kapitäne Maximilian Schachmann und Simon Geschke. Als Spezialisten für die hügeligen Klassiker sind sie auf diesem Parcours nicht zu unterschätzen. Maximilian war im vergangenen Jahr bei allen drei Ardennen-Klassikern in den Top-5 und stand in Lüttich auf dem Podium. Auch Simon liegt dieses Terrain und er fährt bislang eine sehr starke Saison“, so Pawlowsky. Der Vergleich mit den Ardennen-Klassikern liegt bei dem Imola-Parcours nahe. Es sind keine extrem langen Anstiege, aber durchaus steile Rampen.


Die Strecken der WM in der Übersicht und mit Profil


Starkes Team mit viel Erfahrung

Neben Schachmann und Geschke sind auch sehr erfahrene Profis bei den Männern dabei. John Degenkolb, dem das Terrain sicher nicht auf den Leib geschneidert ist, der aber die Besonderheiten von WM-Rennen sehr gut kennt. „John wird uns mit seiner Erfahrung, auch was Rennen über solche Distanzen anbetrifft, definitiv helfen können. WM-Rennen sind immer speziell und wir freuen uns sehr, dass John sich voll in den Dienst der Mannschaft stellen und den Kapitänen mit all seiner Erfahrung zur Seite steht“, so der Sportliche Leiter des BDR Jens Zemke. 
Das gilt auch für Routinier Paul Martens. Der Ardennen-Spezialist bringt ebenfalls viel WM-Erfahrung mit. Hinter dem Einsatz von Nikias Arndt steht nach Infekt noch ein Fragezeichen. Fest eingeplant sind Helfer Jonas Koch, der aus seiner ersten Tour de France kommt und auch Nico Denz. Denz fuhr zuletzt auffallend stark und soll den Kapitänen helfen. Der achte Starter ist der 22-jährige Georg Zimmermann, der bergauf durchaus stark einzuschätzen ist. „Georg soll wichtige Erfahrungen sammeln. Auf ihm lastet hier kein Druck, er soll dazulernen, was ihm in Zukunft sicher helfen kann“, so Zemke. Zu den Top-Medaillen-Favoriten gehört das Männerteam des BDR nicht, hat trotz starkem Team eher eine Außenseiterrolle. 

Bei den Frauen geht der Sieg über die Niederländerinnen

Die Frauen absolvieren insgesamt 144 km und kommen dabei auf 2750 Höhenmeter. Bundestrainer André Korff ist sicher, „dass der Sieg nur über die Niederländerinnen geht“. Doch das deutsche Aufgebot kann sich sehen lassen und wird bei der Medaillenvergabe ein Wort mitsprechen. „Wir haben gute Karten und können weit kommen“ ist Lisa Brennauer überzeugt. „Aber wer gewinnen will, der muss die Holländerinnen schlagen“, so die Deutsche Meisterin.
Die Kapitänsrolle bekommt Liane Lippert. Die Friedrichshafenerin hat beim Giro Rosa gezeigt, dass sie auf anspruchsvollen Strecken gut zurechtkommt. „Die zwei Berge liegen mir, und wir gehen mit einem starken Team an den Start“ ist Lippert optimistisch. „Ich will eine gute WM fahren. Und ich freue mich auf die Herausforderung“, so Lippert. An ihrer Seite werden am Samstag Lisa Brennauer, Franziska Koch, Trixi Worrack, Katrin Hammes und Romy Kasper ins Rennen gehen. Die erkrankte Lisa Klein muss auch für das Straßenrennen ersetzt werden. Hier ist wohl der Einsatz von Mieke Kröger geplant, die bereits beim Zeitfahren am Donnerstag im Einsatz war.
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