Kontrolle
Egan Bernal geht in Rosa mit einem Polster von 119 Sekunden auf Damiano Caruso in das abschließende Zeitfahren. Er müsste schon stürzen, oder mehrfach einen Defekt erleiden, um am Schlusstag den Gesamtsieg noch aus der Hand zu geben. All das wünscht man dem Kolumbianer natürlich nicht, denn er trägt das Leadertrikot absolut verdient.
Geschenkt wurde Bernal auch auf der letzten Bergetappe nichts. Doch er, und vor allem sein Team, meisterten diese letzte Berg-Prüfung exzellent. Der Zweitplatzierte hatten angegriffen und sich abgesetzt, zwei Berge vor Schluss – doch man wurde nicht panisch oder ängstlich, sondern kontrollierte das Geschehen bis zum letzten Meter.
Erneut war die Stärke der Ineos-Mannschaft der Schlüssel zum souveränen Auftritt. Herausragend erneut Jonathan Castroviejo und Daniel Martinez. Martinez wurde sogar noch Tagesdritter und liegt in der Gesamtwertung nun auf Rang sechs. „Wir haben das Rennen heute wieder gut gemeistert. Meine Teamkollegen haben einen super Job gemacht, ein besonderer Dank geht an Jonathan Castroviejo“ sagte Bernal.
Wie konzentriert Bernal zu Werke ging, zeigte sich auch am Schlussanstieg. Er fuhr sein Tempo, nahm noch rund 5 Kilometer vor Ziel ein Gel zu sich, mit dem Wissen um die Regeneration und das wichtige Zeitfahren am Sonntag. Beeindruckend, wie kalkuliert, stark und vor allem souverän der Kolumbianer bei diesem Giro fährt. Er ist der verdiente Träger des Rosa Trikots.
Ein Edelhelfer als große Überraschung
Damiano Caruso hat an der Alpe die Motta seinen exzellenten Giro d’Italia mit einem beeindruckenden Tagessieg gekrönt. Eigentlich als Helfer für Mikel Landa ins Rennen gegangen, übernahm er die Kapitänsrolle nach Landas Sturz. Er fuhr konstant stark, ohne Einbruch und fährt dann auf der letzten Bergetappe nicht auf Verteidigen des zweiten Platzes, sondern Angriff.
Der 33-Jährige ist die große Überraschung dieses Giro d’Italia. Klar, er war 10. der Tour 2020 und ist ein starker Fahrer, aber bei diesem Giro hinter Bernal als Zweiter nach Mailand zu fahren, ist sehr beeindruckend. Den Tagessieg hat er sich absolut verdient, nicht nur mit seinem beherzten Angriff auf dieser 20. Etappe.
DSM im Angriffsmodus
Das Team DSM brachte die Würze in diese 20. Etappe. Romain Bardet wollte unbedingt den Etappensieg einfahren und die gesamte Mannschaft lieferte ein tolles Rennen. Am Ende musste sich Bardet geschlagen geben, ist aber einer der Gewinner dieses Tages. Er ist nun in den Top5 der Gesamtwertung. Vermutlich würde er einen Platz in der Gesamtwertung gegen einen Etappensieg eintauschen, aber Radsport ist kein Würfelspiel. So, wie die DSM-Mannschaft aufgetreten ist, muss man sich nichts vorwerfen. Am Ende der Etappe erreichten vor Bardet nur Caruso, Bernal und Martinez das Ziel. Die drei stärksten Fahrer des Tages.
Bouchard in Blau, Sagan im Ciclamino
Geoffrey Bouchard holt nach dem Bergtrikot der Vuelta vor zwei Jahren nun beim Giro das Blaue Trikot. Verdient, wenn auch ohne übermäßige Gegenwehr. Peter Sagan holt das Ciclamino – für Team und Fahrer ein wichtiger Erfolg, nachdem Emanuel Buchmann das Rennen sturzbedingt aufgeben musste und man in der Gesamtwertung keine Rolle spielte.
Die Highlights der Etappe