Hinter dem Team Bora-hansgrohe liegt eine aufregende Saison mit vielen Hochs und Tiefs. Im Frühjahr fiel Klassikerspezialist Peter Sagan nach Coronainfektion länger aus, dafür brillierte Maximilian Schachmann bei Paris-Nizza und verteidigte seinen Titel.
Beim Giro holte Peter Sagan einen Etappensieg und das Ciclamino, doch GC-Leader Emanuel Buchmann schied nach Sturz vorzeitig aus. Vor der Tour gab es den Wirbel um die Nicht-Nominierung von Pascal Ackermann, im Rennen holten dann Nils Politt und Patrick Konrad jeweils einen Etappensieg. Zudem landete Wilco Kelderman auf Rang fünf. Im Schlussdrittel der Saison lief bei Politt (nach dem Sieg bei der D-Tour), Buchmann (nach Coronainfektion) und Schachmann nicht mehr viel zusammen, dafür holten die jungen Jordi Meeus und Matthew Walls noch Siege.
Dennoch eine gute Saison
Insgesamt kann sich die Ausbeute durchaus sehen lassen. Satte 30 Siege holte das deutsche Vorzeigeteam. Vor allem der Triumph bei der heimischen Deutschland Tour und die Siege bei der Tour de France sind bei Fans und Sponsoren von großer Bedeutung.
Wo es nicht so richtig lief, waren die Frühjahrsklassiker. Wobei man das klar auf die Pflaster-Rennen einschränken muss, denn in den Ardennen gab es einen Podestplatz (Amstel) und zwei Top10-Ergebnisse durch Maximilian Schachmann. Auf dem Pflaster war der siebte Rang von Nils Politt bei Kuurne-Brüssel-Kuurne das beste Resultat. Doch auch in Belgien erlebte das Team eine Achterbahnfahrt. Denn bei E3-Prijs und Gent-Wevelgem durfte man nach einem Coronafall gar nicht starten.
Und passend zur Achterbahnsaison 2021 ist der Fall Lennard Kämna, der in Katalonien herausragend in die Saison startete, doch im Mai wegen mentaler Probleme seine Straßensaison beendete.
Umbruch
Auf die turbulente Saison 2021 folgt nun ein großer Umbruch. Mit Pascal Ackermann und Peter Sagan verlassen zwei langjährige Leistungsträger das Team. Dazu gehen mit Michael Schwarzmann, Rudi Selig, Andreas Schillinger und Marcus Burghardt Routiniers und Identifikationsfiguren. Auch verlassen die Sportlichen Leiter Steffen Radochla und Andre Schulze die Mannschaft und zudem geht Sportchef Enrico Poitschke, der die Mannschaft über Jahre gemeinsam mit Ralph Denk aufgebaut hat.
Rolf Aldag kommt als neuer Sportdirektor vom Team Bahrain Victorious und mehr als 10 Plätze im Kader werden neu besetzt. Verpflichtet wurden Fahrer ganz unterschiedlicher Nationen – beispielsweise der Russe Alexandr Vlasov, der Kolumbianer Sergio Higuita und der Australier Jai Hindley. Alle drei sind hoch talentiert und besitzen ähnliche Stärken. Vor allem für die Grand Tours hat man extrem aufgerüstet.
Doch hier steckt auch die Herausforderung – es muss möglichst schnell ein neues Gefüge geschaffen werden, das professionell zusammenarbeiten kann und in neuen Strukturen perfekt funktioniert. Das wird sicher auch eine Frage der Kommunikationskultur im Team sein. Wie schnell kann das „neue Team Bora-hansgrohe“ harmonieren? Bei der Breite an Klassementfahrern scheint einiges an Konfliktpotenzial vorhanden, doch ganz sicher wird man bei der Zusammenstellung des Kaders klare Rollen und Aufgaben mit den Fahrern besprochen haben und es ist anzunehmen, dass die Transferpolitik mit einem klugen Plan unterlegt ist.
Sollte nach einem solch umfangreichen Umbruch alles auf Anhieb perfekt funktionieren, wäre das ganz sicher eine große Überraschung. Sponsoren, Fans und auch die Mannschaft selbst sollte darauf eingestellt sein, dass Bora-hansgrohe einen Veränderungsprozess durchmacht, dessen Auswirkungen wohl erst nach und nach zu Tage treten. Hier sind sicher die verbliebenen Leistungsträger besonders gefordert. Die gute Saison 2021, trotz der vielen Rückschläge sollte dem Team Rückenwind geben. Doch im Sport zählen oft nur Ergebnisse und Geduld ist ein flüchtiges Gut.
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