Diese Etappe wird von vielen Fans und Experten mit Spannung erwartet. Es ist ein langes und schweres Teilstück, bei dem es die ganze Zeit auf und ab geht. Auch ohne ganz hohe Berge sammeln die Fahrer satte viereinhalbtausend Höhenmeter. Es geht zudem über schmale Straßen auch einige Abfahrten sind durchaus knifflig. Auf diesem Terrain ist es schwer, das Rennen zu kontrollieren. Die immer noch eher geringen Abstände in der Gesamtwertung machen diesen Tag nicht nur für bergfeste Baroudeure interessant. Selbst Vincenzo Nibali auf Gesamtrang 40 liegt nur etwas mehr als vier Minuten hinter dem Rosa Trikot. So kommen eine ganze Reihe von Fahrern in Frage, die neben dem Tagessieg vielleicht auch auf das Leadertrikot abzielen.
Hinzu kommt, dass bei Trek-Segafredo nicht der aktuelle Mann in Rosa, Juan Pedro López, sondern Giuilio Ciccone der GC-Kapitän ist. Ciccone liegt in Schlagdistanz zu den anderen Top-Favoriten auf den Gesamtsieg und wird sich auf die Unterstützung seines Teams verlassen können. Das bedeutet für Juan Pedro López, dass er bei der Verteidigung seines Trikots vielleicht selbst handeln muss, sollte beispielsweise ein Lennard Kämna, Rein Taaramäe oder Mauri Vansevenant in die Offensive gehen. Diese drei liegen alle in den Top5 der Gesamtwertung. Wie die Konkurrenz von Trek-Segafredo reagieren würde, wenn der Mann in Rosa (Gesamtdreizehnter des Vuelta 2021!) Attacken mitgeht, kann man sich denken – mehr Zeit wird man ihm (aber auch Kämna) nicht gewähren wollen.
Bei den ganz großen Top-Favoriten auf den Gesamtsieg ist der Sonntag, mit der superschweren Bergankunft in Blockhaus, sicher schon im Hinterkopf. Dass hier auf dieser 7. Etappe die ganz großen Jungs volles Rohr eskalieren, ist eher nicht zu erwarten. Aber die beschriebene Konstellation kann dazu führen, dass eine Dynamik entsteht, die diesen Renntag extrem schwer macht und am Ende doch Abstände entstehen.
Eine Ausreißergruppe hat gute Chancen durchzukommen, so werden es viele starke Fahrer versuchen, in der Gruppe des Tages dabei zu sein. Dazu wollen wegen des Terrains vielleicht einige Top-Fahrer lieber einen Helfer in der Gruppe platzieren, der zur Not nach den schweren Anstiegen zu Rennmitte „zurückkommen“ kann und dem möglicherweise isolierten Leader helfen. Meist führt solch Konstellation dazu, dass es eine Weile dauert, ehe sich die Gruppe des Tages formiert. Je länger es dauert, und dann vielleicht auch erst an einem Anstieg eine Gruppe entsteht, desto stärker ist diese besetzt. Umso größer ist die Chance, dass diese Gruppe durchkommt und umso attraktiver wird sie auch für Fahrer, die vielleicht in der Gesamtwertung Zeit gutmachen wollen. Wird diese dann als gefährlich von den großen Favoriten im Feld eingeschätzt, wird auch dort Vollgas gefahren, um den Abstand gering zu halten. Es kann eine Dynamik in Gang gesetzt werden, die solch eine Etappe brutal schwer macht.
Ein Fehler in einer Abfahrt, zu wenig Verpflegung wegen des Stresses, ein Defekt im ungünstigen Moment – es lauern überall Gefahren, was es für die Kapitäne der Teams auch mental zu einem schweren Tag macht.
Die Strecke
Es ist eine sehr anspruchsvolle Etappe über den südlichen Apennin. In Summe geht es mehr als 70 Kilometer bergauf! Der Start am Meer ist der einzige flache Abschnitt. Nach 36 Kilometern ist Maratea erreicht und ab dann beginnt das Auf und Ab.
Der erste Anstieg ist zwar recht lang, aber mit nur 4,5% Steigung im Schnitt eher moderat. Nur im unteren Teil ist es etwas steiler und es gibt Passagen im zweistelligen Steigungsprozentbereich.
Dieser Anstieg ist als Berg der 3. Kategorie eingestuft und der Gipfel ist nach knapp 46 Kilometern erreicht. Es folgt nur eine kurze Abfahrt.
Dann geht es wieder bergan. Die Steigung zum Monte Sirino ist deutlich anspruchsvoller als der erste Anstieg. Im unteren Teil noch moderat steil und im Mittelteil sogar mit einem Flachstück, hat die Steigung aber auch einige Rampen. Vom Gipfel sind es noch 105 Kilometer bis ins Ziel.
Die vorletzte kategorisierte Steigung des Tages ist vielleicht der schwerste Berg. Über 6,6 Kilometer geht es mit mehr als 9% bergauf! Es ist zwar noch weit bis ins Ziel, aber die Strecke bleibt im Anschluss anspruchsvoll. Vielleicht nimmt bereits hier ein Team das Rennen in die Hand und forciert das Tempo.
Der letzte kategorisierte Anstieg ist die Steigung nach Sellata. Wieder geht es fast acht Kilometer mit fast 6% bergauf. Es folgt eine längere Abfahrt und eine weitere kurze Steigung, ehe es zum Ziel nach Potenza geht.
Auch das Finale ist knifflig. Die Strecke führt bergauf durch die Innenstadt, mit teilweise starken Steigungen, und dann bergab über breite und gut gepflasterte Alleen. Bei Kilometer 2 gibt es einen kurzen Tunnel, der in die Zielallee führt. Die letzten 350 m haben eine durchschnittliche Steigung von 8 %, die in der Spitze 13 % beträgt. Das Ziel befindet sich auf Asphalt.
Die Favoriten
Für diese Etappen sind bergfeste Ausreißer die Favoriten. Formiert sich eine starke Gruppe, hat diese sehr gute Chancen durchzukommen. Geht bis zum zweiten Anstieg keine Gruppe, kann es auch ein Tag für die GC-Fahrer werden.
Die Abstände in der Gesamtwertung sind insgesamt noch recht gering, da spielt das Rosa Trikot, bzw. die Position in der Gesamtwertung auch immer eine Rolle. Es gibt aber auch eine Menge starker Fahrer, die bereits reichlich Rückstand haben. Stefano Oldani, Harold Tejada, Lorenzo Fortunato, Davide Villella, Joe Dombrowski, Antonio Pedrero, Lorenzo Rota, Attila Valter, Lilian Calmejane, Nans Peters, Sylvain Moniquet, Mauro Schmid, Davide Formolo, David de la Cruz ….. oder auch Rémy Rochas.
Ob auch Fahrer wie Vincenzo Nibali, Tobias Foss oder Guillaume Martin etwas probieren, wird stark vom Rennverlauf abhängen. Auch Simon Carr, Diego Ulissi, Bauke Mollema oder Sam Oomen dürfte dieses Terrain liegen, aber sie haben in der Gesamtwertung nur rund zwei Minuten Rückstand auf die Top-Fahrer. Dennoch würden die Top-GC-Favoriten wohl die Arbeit bei Trek-Segafredo sehen, Fahrern dieser Kategorie hinterherzujagen. Lopez hat auf diese Herren mehr als 4 Minuten Vorsprung – muss da nicht sofort in Panik verfallen – vielleicht sind dies Fahrer, die hier um den Tagessieg kämpfen können und dabei Zeit im GC gutmachen.
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**** Davide Formolo, Rémy Rochas
*** Diego Ulissi, Lorenzo Fortunato, Pello Bilbao
** Carapaz, Yates, Kämna, Martin, Carr, De la Cruz, Mollema, Hindley, Oomen
* Oldani, De Marchi, Cort, Kelderman, Buchmann, Valverde, Hirt, Covi, Girmay
Start: 11:40 Uhr
Ziel: 17:15 Uhr