Nach zwei Etappen für die endschnellen Männer sind nun die bergfesten Fahrer am Zug. Im Finale der Etappe geht es vier Kilometer steil bergauf, die letzten drei dann flach zum Ziel. Es ist eine Etappe, bei der die Klassementfahrer im Finale gefordert sind. Doch möglicherweise wird das Rosa Trikot den Besitzer wechseln. Denn es ist durchaus denkbar, dass Remco Evenepoel seine Mannschaft nicht einsetzen wird, den Ausreißern des Tages nachzujagen. Im Gegenteil – ist in der Fluchtgruppe des Tages kein Fahrer, der ihm im Kampf um den Gesamtsieg beim dreiwöchigen Rennen gefährlich werden kann, würde er das Rosa Trikot vielleicht sogar gern abgeben, solange er auf die direkte Konkurrenz keine Zeit verliert. Denn hat ein anderes Team das Leader-Trikot, obliegt es ihnen, in den kommenden Tagen das Rennen zu kontrollieren.
Mit diesen Gedanken werden sich sicher einige Fahrer und Teams beschäftigen – denn so besteht die Möglichkeit, das begehrte Rosa Trikot zu erobern. Zumindest für einige Tage. Für viele Teams ist das ein großes Ziel! Dementsprechend könnte der Kampf um die Gruppe des Tages ausfallen.
Wie auch immer die Fluchtgruppe zusammengesetzt ist, und ob tatsächlich die Ausreißer um Tagessieg und Rosa fahren – im Feld werden die Top-Favoriten in der Steigung kurz vor dem Ziel sehr aufmerksam sein müssen! Möglicherweise wird es Attacken geben, einige der Favoriten mal testen, wer denn bergauf tatsächlich zu den allerbesten im Rennen gehört.
So kann es zwei, sogar drei Rennen in einem geben – vorn um Tagessieg, dann um das Rosa Trikot und hinten um die Platzierung zwischen den Top-Favoriten um den Gesamtsieg. Auch die Bergpunkte könnten heiß umkämpft werden – denn drei Berge der 2. Kategorie bedeuten 3x 18 Zähler. Thibaut Pinot führt aktuell mit 12 Punkten die Bergwertung an!
Es könnte eine sehr interessante Etappe werden, mit unterschiedlichen Handlungssträngen und vielleicht auch Überraschungen.
Die Strecke
Es geht von Ost nach West – im Süden Italiens. Insgesamt müssen mehr als 3500 Höhenmeter bewältigt werden! Die Etappen vier und fünf markieren den südlichsten Punkt des Rennens – anschließend geht es wieder gen Norden. Die ersten rund 50 Kilometer sind nur leicht wellig, dann beginnt die erste Steigung des Tages. Mit einer kurzen Unterbrechung geht es fast 13 Kilometer bergauf. Der zweite Teil mit mehr als 5%. Der Passo delle Crocelle ist kein Monsterberg, aber zwischendrin mit steilen Passagen.
Es folgt eine 20 Kilometer lange Abfahrt, nach 96 Kilometern steht der erste Sprint an. Es folgt die Steigung zum Monte Carruozzo. Auch kein Monsterberg, aber erneut geht es fast neun Kilometer bergan – mit rund 5%. Wieder folgt eine lange (~15 km) Abfahrt, dann geht es fast 40 Kilometer flach bis zum letzten Anstieg.
Das Finale
Der letzte Anstieg hat es durchaus in sich. Die 9,6 Kilometer zum Colle Molella sind im Schnitt mit 6,2% angegeben. Im oberen Teil ist es aber deutlich steiler, als auf den ersten Kilometern. Die letzten viereinhalb Kilometer geht es mit rund achteinhalb Prozent bergauf – an einigen Stellen ist es mehr als 12% steil.
Der Gipfel ist drei Kilometer vor dem Ende erreicht und dann geht es flach zum Ziel.
Traguardo Volante:
km 95.9 Muro Lucano
km 159.2 Montella
2 Gran Premio della Montagna:
km 64.2 – Passo delle Crocelle – m 1136 (2a cat.)
km 110.2 – Valico di Monte Carruozzo – m 1136 (2a cat.)
km 172.0 – Colle Molella – m 1084 (2a cat.)
Die Favoriten
Für den Etappensieg gibt es einige Favoriten – je nach Rennszenario kommen Bergfahrer, Puncheure, Rouleure oder auch GC-Fahrer in Frage. Fällt die Entscheidung am Ende aus der Gruppe der GC-Favoriten wäre Primoz Roglic im Sprint wohl Favorit. Doch Fahrer wie Santiago Buitrago oder Lennard Kämna könnten in der Steigung attackieren, von der Rivalität der große Favoritenriten auf den Gesamtsieg profitieren.
Doch vermutlich sind es nicht die GC-Fahrer, die den Tagessieg unter sich ausmachen. Es ist recht wahrscheinlich, dass am Ende ein Ausreißer jubelt. Eine Liste mit Namen für einen Sieg aus der Fluchtgruppe zu machen, ist in der ersten Woche deutlich schwerer, als am Ende der Rundfahrt. Denn nahezu alle sind noch frisch, viele sehen die ganz große Chance und so wird es schon eine große Herausforderung, überhaupt in der Gruppe des Tages zu sein. Cleverness, Stärke und auch ein bisschen Glück gehört dazu.
Wann geht die Gruppe des Tages? Direkt am ersten Hügel nach dem Start? Vermutlich nicht, denn es wollen bestimmt viele Fahrer in die Gruppe – es wird einheftiger Kampf erwartet. Nach dem zweiten Hügel? Möglich – denn nach etwa 26 Kilometern wird die Straße nach dem Anstieg schmal, dann könnten die GC-Teams die Straße „dicht machen“ und so dem „Gespringe“ eine Ende bereiten. Abwarten!
Für einen Sieg aus der Gruppe kommen viele Fahrer in Frage, die vielleicht auch ein Auge auf Rosa haben. Stefano Oldani beispielsweise, dem diese Etappe sicher sehr liegt. Will Barta, Marco Frigo, Jefferson Cepeda, Simone Velasco, Laurens Huys, Matthew Riccitello, Lorenzo Fortunato, Ben Healy sind auch heiße Kandidaten für Rosa.
Aber die Liste für den möglichen Tagessieg ließe sich um eine ganze Reihe weiterer Fahrer erweitern. Fahrer wie Samuele Battistella, Davide Gabburo, Valerio Conti oder Mattia Bais wären sicher auch gern in der Gruppe des Tages. Bei Bora-hansgrohe schickt man vielleicht auch einen Fahrer mit.
***** –
**** Andreas Leknessund, Stefano Oldani
*** Ben Healy, Bauke Mollema, Lorenzo Fortunato, Alessandro Tonelli
** Primoz Roglic, Tao Geoghegan Hart, Patrick Konard, Joe Dombrowski, Stephen Williams, Matthew Riccitello
* Evenepoel, Almeida, Denz, Ruibio, Covi, Rota, Skujiņš, R. Rochas
Start: 12:30 Uhr
Ziel: ~ 17:15 Uhr