Drei Plätze ging es für das Team AG2R Citroën im UCI-Teamranking nach unten. Nur zwei WorldTeams fuhren in diesem Jahr weniger Punkte ein. Es war ein schwieriges Jahr, mit Licht & Schatten für das französische Traditionsteam. Insgesamt gelangen nur neun Saisonsiege. Abgesehen von der Covid-Saison 2020 gab es in den vergangenen 10 Saisons nur ein einziges Jahr, bei dem man weniger Siege holte. Doch die Qualität der Erfolge spielt bei der Beurteilung eine große Rolle! Der Tour-de-France-Etappensieg von Felix Gall auf der Königsetappe der Tour hat enormen Stellenwert. Dazu landete Gall auf Gesamtrang acht. Gall ist ohnehin die positive Entdeckung innerhalb des Teams.

Insgesamt betrachtet war es keine schlechte Saison, aber auch keine sehr gute. Aurélien Paret-Peintre begann sehr stark, holte einen wichtigen Etappensieg beim Giro, konnte dann im weiteren Verlauf der Saison aber nicht mehr ganz überzeugen. Auch Dorian Godon überzeugte mehrfach – gewann den Pfeil von Brabant und im Herbst den Giro del Veneto. Nans Peters fuhr solide und erfolgreich, hatte aber auch keine Super-Saison. Altmeister Greg Van Avermaet konnte auf Abschiedstour noch einen Sieg einfahren – er gewann überraschend das 1.1 Rennen Boucles de l’Aulne – Châteaulin.
Leader Ben O’Connor hatte eine komplizierte Saison mit einigen Höhen und Tiefen. So lief es zu Saisonbeginn gut, aber nicht überragend. Dann wurde er bei der Dauphine Gesamtdritter und startete mit großen Hoffnungen in die Tour. Dort war er aber gleich zu Beginn nicht gut genug. Am Ende der Saison lief es solide.

Nachwuchshoffnung Valentin Paret-Peintre deutete mehrfach sein Potenzial an, braucht aber wohl noch einen Entwicklungsschritt für ganz vorn. Das gilt auch für Neo Bastien Tronchon. Klassiker-Kapitän Oliver Naesen fuhr im Frühjahr hinterher, konnte kaum Akzente setzen. Auch Stan Dewulf konnte kaum Top-Platzierungen bei den Klassikern einfahren, zeigte aber mehrfach, dass auch er Potenzial besitzt. Benoît Cosnefroy war zwar bei einigen Rennen stark, kam aber nur ganz selten an die gezeigten Leistungen aus dem Vorjahr heran. Auch er hatte keine gute Saison. Der endschnelle Clément Venturini fuhr bei kleineren Rennen stark und holte so auch einige Punkte.

So waren es am Ende einfach zu viele Leistungsträger, die nicht abliefern konnten. Der starke Felix Gall rettet dem Team ein wenig die Saisonbilanz.

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Anspruch und Wirklichkeit

Einen großen Umbruch wird es nicht geben, auch wenn die Routiniers Van Avermaert, Michi Schär und Mikaël Cherel ihre Karrieren beenden. Dazu verlassen auch Marc Sarreau und Clément Venturini das Team. Potenzial ist im Kader vorhanden, doch nur wenn die Top-Fahrer auch wirklich in Top-Verfassung sind, ist man in der Lage, bei den größten Rennen um Siege zu fahren.

Es wird wichtig sein, dass die strauchelnden Leader zurück zu alter Stärke finden. Oli Naesen und Benoît Cosnefroy sind gefordert. Ben O’Connor hofft auf mehr Konstanz, um vielleicht wieder bei einer Grand Tour um die Top5 kämpfen zu können. Bei Felix Gall darf man gespannt sein, welche Grand Tour er 2024 in Angriff nimmt. Seine große Schwäche ist das Zeitfahren, vermutlich wird er da eher keinen Girostart präferieren. Gall hat seinen Vertrag verlängert, ist in die Kapitänsrolle aufgestiegen. Der Druck auf ihn wird zunehmen, das ist nach einer super Saison normal – damit muss der 25-Jährige umgehen.

Die Mannschaft von Vincent Lavenu ist keines der absoluten Top-Teams der WorldTour. Dennoch hat man starke Fahrer und kann vor allem durch eine offensive Fahrweise Akzente setzen – ohne Top-Sprinter im Team ist die Ausrichtung ohnehin klar. Mit Blick auf das WorldRanking ist klar, dass man die kommenden zwei Saisons punkten muss, um nicht in Abstiegsgefahr zu geraten. Auch dafür sind die beiden Top-GC-Fahrer wertvoll.


Alle „Saisonbilanzen“ der Teams sind hier gesammelt