Das Team Astana ist mit großem Abstand das Schlusslicht im Ranking der WorldTeams. Dabei gelangen immerhin 16 Saisonsiege, davon einer auf WorldTour-Level – der Etappensieg von Mark Cavendish beim Giro d’Italia. Das ist im Vergleich zum vergangenen Jahr durchaus ein Schritt nach vorn. Astana steckt schon länger in einer Phase, die von großen Problemen geprägt ist. Immer wieder gibt es Wirbel – mal sorgen ausbleibende Gehälter für Unruhe, dann geht es um Ermittlungen gegen die Betreibergesellschaft wegen Untreue und Geldwäsche. Zuletzt hielten sich immer wieder Gerüchte, die kasachischen Geldgeber hinter dem Radsportprojekt hätten das Interesse verloren. Die angespannte Situation im Land spielt da sicher auch eine Rolle.

Rein sportlich gab es durchaus positive Aspekte. Der Giro-Etappensieg von Mark Cavendish beispielsweise. „Cav“ bekam bei seinem letzten* Giro vom Gesamtzweiten und Ex-Teamkollegen Geraint Thomas den Sprint angezogen. Emotional völlig überwältigt herzte Cavendish im Ziel das halbe Peloton samt Betreuer. Eine der ganz großen Momente des Giro 2023.

Cavendish sorgte dann auch während der Tour de France für die ganz große Stoty. Der Sprinter war tatsächlich drauf und dran den Etappensieg-Rekord von Eddy Merckx zu brechen, stürzte dann aber schwer und musste die Tour vorzeitig aufgeben. Die Radsportwelt litt mit dem besten Sprinter aller Zeiten. Dass „Cav“ nun tatsächlich noch ein Jahr dranhängt, ist auch für Astana ein Glücksfall – auch in Sachen medialer Aufmerksamkeit und Image.

Es gab weitere Fahrer, die für Erfolge sorgten. Simone Velasco beispielsweise, der eine solide Saison zeigte. Oder auch David de la Cruz zu Saisonbeginn. Kapitäne Alexey Lutsenko hatte ebenfalls starke Auftritte, blieb insgesamt aber hinter den Erwartungen zurück. Wie so viele Fahrer im Team.

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Umbruch

Zur neuen Saison wird es einen großen Umbruch geben. Viele Fahrer verlassen das Team, darunter auch Luis León Sánchez, der seine lange Karriere beendet. Neu in die Mannschaft kommen 14 (!) Fahrer. Darunter drei aus dem eigenen Nachwuchsteam. Einer von ihnen ist Nicolas Vinokurov, der Sohn von Teamboss Alexandr Vinokurov.

Unter den Neuzugängen ist auch Michael Morkov, der beste Anfahrer der Welt, der mit Cavendish ein siegreiches Duo bilden soll. Auch Max Kanter und Rudi Selig stoßen zur kasachischen Mannschaft. Zudem kommt Klassikerspezialist Davide Ballerini, dazu Ide Schelling und Rundfahrer Lorenzo Fortunato. Anthon Charmig kommt von UNO X, Klettertalent Santiago Umba als Neo-Profi, dazu wurden die beiden Kasachen Anton Kuzmin und Daniil Marukhin unter Vertrag genommen. So gehören nun zehn kasachische Fahrer zum Team.

Mit diesem Kader hat man durchaus Personal, um endlich wieder einige Plätze im WorldRanking nach oben zu klettern. Das wird auch dringend nötig sein, will man in zwei Jahren erneut eine WorldTour-Lizenz lösen. Ob dies beim Team eine große Rolle spielt, oder man sich auch als ProTeam sehen kann.

Für das Jahr 2024 steht der Tour-Etappensieg mit Cavendish sicher ganz oben in der Wunschliste. Die Hoffnungen ingesamt ruhen sicher auf den starken Neuverpflichtungen und den etablierten Kräften, wie Lutsenko. Aber auch den jungen Fahrern wie Fedorov und Battistella. Nach zwei schwierigen Jahren soll es sportlich weiter bergauf gehen, dazu endlich als gesamtes Team wieder in ruhigeres Fahrwasser gelangen.


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