Richard Carapaz (Foto: © Roth&Roth / CV)

Die Transfers zur Saison 2025

Zugänge: Vincenzo Albanese, Alex Baudin, Max Walker, Kasper Asgreen, Samuele Battistella, Madis Mihkels, Alastair MacKellar

Abgänge: Stefan Bissegger, Alberto Bettiol, Simon Carr, Jonas Rutsch, Rigoberto Uran, Andrey Amador, Stefan De Bod, Andrea Piccolo

Beim Team von Jonathan Vaughters herrschte ein reges Kommen und Gehen in dieser Transferperiode. Mit Rigoberto Uran hat einer der Großen der Zunft seine Karriere beendet. Auch Andrey Amador hat sein Rad an den Nagel gehängt. Insgesamt verließen sieben Fahrer das Team. Alberto Bettiol soll nun für Astana die fehlenden UCI-Punkte einsammeln, er hatte das Team bereits im August gewechselt. Der Abschied vom Italiener ist auf jeden Fall ein Verlust für EF Education-EasyPost: Der frühere Sieger der Flandern-Rundfahrt konnte nicht nur im Frühjahr stark auffahren, sondern auch bei großen Rundfahrten ein wichtiger Faktor sein. Darüber hinaus haben sich mit Stefan Bissegger und Jonas Rutsch zwei Fahrer für einen Wechsel entscheiden, die lange Jahre beim Vaughters-Rennstall unter Vertrag standen.

Als neue frische Kräfte gerade für die Frühjahrsrennen sind Kasper Asgreen und Vincenzo Albanese zwei interessante Fahrertypen dazugekommen. Asgreen – Sieger der Flandern-Rundfahrt 2021 – hofft auf alte Stärken. Albanese mag nicht ganz vorne landen, dafür sammelt er aber Top 10-Ergebnisse wie andere Menschen Vintage-Rennräder. 

Alex Baudin verstärkt die Kletterfraktion. Mit Allrounder Samuele Battistella und Madis Mihkels kommen zwei endschnellere Fahrer dazu. Für Teamchef Vaughters hat der 21-jährige Mihkels das Zeug, eines Tages Paris-Roubaix zu gewinnen. Bei dem jungen Esten gilt es abzuwarten, ob er sich zum Klassikerfahrer oder zum Sprinter entwickelt.

Kader

Der Kader ist breit aufgestellt und eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Fahrern, die auf vielen Terrains eines verbindet: die Lust auf Attacken. Mit Richard Carapaz hat das Team einen angriffslustigen Spitzenfahrer in seinen Reihen, der seine Klasse bei der Tour de France und der Vuelta noch einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. „Attacke“ könnte auch der zweite Vorname von Ben Healy oder Neilson Powless sein, die immer wieder für überraschende Angriffe gut sind. Georg Steinhauser hat mit seinem sensationellen Etappenerfolg beim Giro gezeigt, welch Potenzial in dem jungen Kletterer steckt. Und mit Archie Ryan, Darren Rafferty oder Lukas Nerurkar klopfen die nächsten vielversprechenden Talente bereits an der Tür. Auf der anderen Seite bringen Rui Costa, Michael Valgren oder Mikkel Honore viel Erfahrung mit. Was die Sprintankünfte angeht, hat die Mannschaft mit Marijn van den Berg zumindest ein wärmeres Eisen dabei.


Schlüsselfahrer

Der wichtigste Fahrer im Team ist zweifellos GC-Fahrer Richard Carapaz. Neilson Powless hat bereits die Classica San Sebastian, den Gran Piemonte und den Etoile de Besseges gewonnen und präsentierte sich gerade im Saisonfinale in alter Form. Ben Healy mag zwar kein Sprintfinale gewinnen, dafür wird er aber weiter sein Glück mit Attacken probieren. Georg Steinhauser kann nach seinem tollen Jahr den nächsten Schritt machen. Bei den Neuzugängen Asgreen, Albanese und Baudin darf man gespannt sein, wie sie sich im neuen Teamumfeld zurechtkommen.


Stärken

EF Education-EasyPost zählt zwar nicht zu den finanzkräftigsten Teams, dafür aber zu den angriffslustigsten. Das Team kann eigentlich auf allen Terrains auftrumpfen, wenn man mal von klassischen Sprintankünften absieht. Sie haben mit Richard Carapaz nicht nur einen absoluten Weltklassefahrer in ihren Reihen, sondern mit Powless, Healy oder Steinhauser Top-Fahrer, die bei unterschiedlichen Rennen vorne landen können.

Schwächen

Das Team ist stark von Richard Carapaz abhängig. In seinem ersten Teamjahr 2023 konnte er die großen Erwartungen verletzungsbedingt nicht erfüllen, dafür hat er 2024 absolut überzeugt. Sein Ausfall kann teamintern nicht kompensiert werden: Die einstigen GC-Fahrer Hugh Carthy oder Esteban Chaves konnten zuletzt vorne nicht mehr mithalten.

Ziele

Eine aktive Rolle bei den Klassikern spielen und bei der Tour der France nicht nur durch die Trikotgestaltung auffallen: Das sind die wichtigsten Saisonziele von EF Education-EasyPost. Die Mannschaft wird sich dabei nur bei einer der drei großen Landesrundfahrten auf das Gesamtklassement konzentrieren – wahrscheinlich der Giro d’Italia – und bei den anderen beiden Grand Tours auf Etappensiege fahren.

Prognose

Die 24 Erfolge aus dem Jahr 2024 zu wiederholen, wird kein leichtes Unterfangen sein. In der UCI-Rangliste hat man sich einen komfortablen Vorsprung auf die Abstiegsränge herausgefahren – so knapp wie 2022 kann es nur werden, wenn das Team ein absolutes Seuchenjahr erwischt. Das dürfte jedoch nicht passieren, auch wenn Punktegarant Alberto Bettiol nicht mehr für das US-Team unterwegs ist.