Profil Ronde Van Vlaanderen 2015
Profil Ronde Van Vlaanderen 2015

In diesem Jahr macht das Spekulieren vor der Ronde besonders viel Spaß, der Grund dafür ist aber weniger schön. Leider können die beiden großen Protagonisten der letzten Jahre nicht starten. Ohne Tom Boonen und Fabian Cancellara wird das Rennen offener, unkontrollierter und vielleicht auch spannender, es wird „eine seltsame Flandern-Rundfahrt, sicherlich anders als in den letzten Jahren“ sagt Luca Paolini.

In den letzten Jahren galt: Bleib bei Cancellara und Boonen, dann fährst du um den Sieg. Eine einfache Rechnung, wenn man denn kann. Die Rechnung ging auf, weil die Teams der beiden Stars das Rennen kontrollierten. Das wird in diesem Jahr so nicht passieren. Vielleicht sehen wir eine Ronde, wie man sie lange nicht erlebt hat.

Profil Ronde Van Vlaanderen 2015
Profil Ronde Van Vlaanderen 2015

 

Neuer Kurs, neues Rennen

Vor drei Jahren wurde der Kurs der Ronde grundlegend geändert, um die Attraktivität für die Zuschauer an der Strecke zu erhöhen und das Rennen spannender zu machen. Die Muur musste für die Schleife mit Oude-Kwaremont und Paterberg weichen. Während früherdie Fluchtgruppe bis zum Fuße der Muur eingeholt wurde und das Favoritenfeld dann mit Vollgas hinauf zur Kapelle die Vorentschiedung erzwang, sollte der neue Kurs mehr taktische Möglichkeiten bieten. Doch die Streckenänderung bewirkte keine grundlegende Änderung des Rennverlaufs, denn jetzt war die letzte Kwaremont-Passage die Stelle der entscheidenden Attacken. Das könnte sich aber in diesem Jahr ändern.

 

Zdeněk Štybar bei E3-Harelbke 2015
Zdeněk Štybar bei E3-Harelbke 2015 (Foto: Roth & Roth Roth-Foto.de)

 

Die Rolle von Etixx-Quickstep (EQS)

Die Mannschaft von Patrick Lefevere hat beim Heimspiel mit Niki Terpstra, Stijn Vandenbergh und Zdenek Stybar gleich drei potenzielle Sieger am Start. Sie werden versuchen das Rennen schwer zu machen und schon vor dem Finale auszusieben. Für die Konkurrenz wird das Rennen kaum zu kontrollieren sein, wenn Etixx-Qickstep Ernst macht. Es könnte gut sein, dass wir nach dem Koppenberg eine Gruppe sehen, in der gleich drei EQS-Jungs sind. Dann stellt sich die Frage, welches Team einen Fahrer dabei hat und wer die Verfolgung übernehmen will.

Katusha hat mit Alexander Kristoff den endschnellsten Fahrer am Start, sie werden versuchen das Rennen zu kontrollieren: keine Gruppe zu weit weglassen, Kristoff in Schlagdistanz halten und zwischen letztem Helling und Ziel die Lücke nach vorn wieder zumachen. Ob das gelingen kann? Allein sicher kaum. Doch sie könnten Unterstützung von Giant-Alpecin erhalten. Das Team von John Degenkolb hat die gleichen Interessen. Degenkolb muss nur mitfahren, denn die Chancen im Sprint stehen gut, selbst gegen Kristoff – was er in Sanremo bewiesen hat.  Vielleicht könnte auch noch FDJ helfen, sollte Arnaud Demare im Finale noch dabei sein. Der Franzose ist schnell und glaubt auch bei der Ronde an seine Chance.

Bei BMC, Lotto-Soudal, Lotto-Jumbo und Sky hat man einen eigenen Plan, könnte aber von der Taktik der anderen Teams profitieren. Wie das optimal geht, hat Ian Stannard (SKY) beim Omloop Het Nieuwsblad gezeigt. Als Etixx-Quickstep mit drei Mann attackierte, fuhr der Brite mit. Überließ den Dreien die Arbeit, attackierte im richtigen Moment und gewann das Rennen.

E3 PREIS 2015 (Foto: Roth&Roth Roth-Foto.de)
Geraint Thomas bei E3-Harelbke allein in Front (Foto: Roth&Roth Roth-Foto.de)

 

So könnte das Rennen laufen

Zu Beginn setzt sich die obligatorische frühe Fluchtgruppe ab, mit dabei natürlich ein Fahrer vom deutschen Team Bora-Argon 18. Sind die Hellinge erreicht und die Oude-Kwaremont (noch 150 km zu fahren) wird das erst Mal erklommen, übernimmt Etixx-Quickstep das Kommando. Das Rennen wird schnell und schwer –Positionskämpfe vor jedem Helling. Vor dem Molenberg (noch 110 km) gibt es den üblichen Sprint, denn die Einfahrt ist eng, die Straße schmal. Vielleicht  knallen die Etixx-Quickstep-Jungs hier Vollgas hoch und lassen das Feld zerbröseln. Es entsteht eine Spitzengruppe mit gefährlichen Fahrern und im Feld müssen die Teams Farbe bekennen, wer Verantwortung übernehmen will. Katusha führt nach, vielleicht hat auch noch ein anderes Team die Gruppe verpasst und hilft. Möglicherweise versuchen Fahrer aus der zweiten Reihe wegzukommen, um später bei den Favoriten mitfahren zu können, wenn die von hinten kommen.

Bei der zweiten Oude-Kwaremont-Passage (noch 50km) wird die Vorentscheidung gesucht. Stybar oder Terpstra setzen alles auf eine Karte, Thomas, Van Avermaet und Vanmarcke müssen kontern. Dann stehen den Fahrern während der nächsten 10km Paterberg und Koppenberg im Weg – mehr als kleine Grüppchen sind dann wohl nicht mehr übrig. Auf der letzten Schleife über Oude-Kwaremont und Paterberg wird die Spitzengruppe noch einmal ausgedünnt, mehr als 3-4 Fahrer sprinten am Ende nicht um den Sieg.

 

Karte der Ronde van Vlaanderen 2015
Karte der Ronde van Vlaanderen 2015