Herr Buchmann, Sie haben als Ziel für 2018 ausgegeben, bei einer GrandTour als Kapitän ins Rennen zu gehen – ist es Ihnen egal, welche?
Man muss das natürlich mit dem Team besprechen und wir warten noch die Präsentation der Vuelta ab. Wenn wir alle Strecken kennen, schauen wir, wem welcher Parcours am besten liegt. Erst dann wird festgelegt, welche Rundfahrt ich fahre.
Auch wenn Sie bei der Tour bereits 15. waren, als Kapitän in eine der großen Landesrundfahrten zu gehen, ist bei den hohen Ansprüchen desTeams ein großer Schritt. Woher nehmen Sie die Gewissheit, bereit zu sein?
Ich habe mich in diesem Jahr voll auf das Critérium du Dauphiné vorbereitet und war in Topform am Start. Dort konnte ich sehen, dass ich auf einem Level mit den Allerbesten bin und mit dieser Form wäre bei einer GrandTour sicher einiges möglich. Und ich hoffe natürlich, dass ich dann vielleicht sogar noch etwas stärker bin.

Viele Fahrer berichten davon, dass man einige GrandTours gefahren sein muss, ehe man bereit ist, über drei Wochen konstant auf Top-Niveau zu sein. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Es war auch bei mir so, dass es eine Entwicklung gab. Bei der ersten GrandTour ging in der letzten Woche fast nichts mehr. Im letzten Jahr waren die letzten drei Etappen hart und ich spürte einen deutlichen Leistungsabfall, aber in diesem Jahr konnte ich konstant durchfahren. Nicht ganz auf dem Niveau wie beim Critérium du Dauphiné, aber über drei Wochen konstant. Das stimmt mich sehr positiv für die nächste Saison.
Der Abstand zu den absoluten Top-Fahrern ist bei der Tour in den vergangenen Jahren immer kleiner geworden, können Sie beschreiben, wie groß die Lücke noch ist?
Die Lücke ist kleiner, als sie immer aussieht (lacht). Da fehlt nicht mehr viel, dass ich ganz vorn dabei bin. Beim Critérium du Dauphiné konnte ich einfach ein paar Watt mehr treten als bei der Tour und es war keine Lücke mehr da. Das wünsche ich mir natürlich für die GrandTour.
Und dann vor allem über drei Wochen.
Ja, genau. In diesem Jahr war es schon so, dass die Form auf dem Niveau bis zur Deutschen Meisterschaft gehalten hat. Das waren dann insgesamt schon 3-4 Wochen, die ich die Top-Form hatte.
Das passt für eine GrandTour.
Genau, drei Wochen Top-Form würden mir reichen (grinst).
Sie sagen, der Leistungs-Unterschied zwischen Critérium du Dauphiné und Tour war zu erkennen – wie intensiv analysieren Sie mit dem Trainer die Leistungen? Sind sie eine Zahlen-Freak?
Wir schauen schon genau hin, analysieren und ich will das schon alles genau wissen. Aber es ist jetzt nicht so, dass ich auf Zahlen fixiert bin.
Mit Blick auf die neue Saison – wo wollen Sie sich noch verbessern, woran arbeiten Sie speziell?
Wir haben in diesem Jahr etwas lockerer angefangen. Ich habe bewusst etwas länger Urlaub gemacht und steige jetzt so richtig wieder ein, so bin ich jetzt noch nicht so weit, wie vor einem Jahr. Am Zeitfahren arbeiten wir natürlich immer. Ich hab meine neue Maschine schon zu Hause stehen und bin schon einige Male drauf gefahren. Dazu wollen wir auch die Aerodynamik weiter verbessern. Auch habe ich sehr gute Erfahrungen mit dem Höhentrainingslager gemacht und wir wollen das weiter ausbauen.
Da es in Deutschland kaum Rundfahrer gibt, aber die Sehnsucht nach dem nächsten deutschen Tour-de-France-Sieger riesig ist, gibt es um Ihre Person bei der Tour immer einen großen Rummel. Damit ist auch ein Riesendruck verbunden, vor allem, weil dann auch die deutschen Mainstream-Medien präsent sind und Aufmerksamkeit die Währung für die Sponsoren ist. Wie schaffen Sie es, diesen Druck von sich fern zu halten, gerade weil Sie selbst eher ein Mensch sind, der nicht so gern im Rampenlicht steht?
Es stimmt, ich stehe nicht so gern im Rampenlicht. Aber ich bin auch niemand, der sich von dem Medien-Rummel groß beeinflussen lässt. Ich weiß, was ich kann, und auch was ich nicht kann. Ich schaue einfach, dass ich mein Ding mache und versuche meine Leistung zu bringen.